Ostfriesenspieß. Wolfgang Santjer

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Ostfriesenspieß - Wolfgang Santjer

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die Schlüssel des Streifenwagens in der Hosentasche. In der Hemdtasche befand sich ein Handy. Bloß weg damit. Im Bogen flog es zwischen die Büsche der Grünanlage. Die Dienstwaffe nahm er an sich.

      Gerd sah Lisa an. Wie versteinert stand sie da. »Verflucht, reiß dich zusammen! Hier, nimm den Elektroschocker. Sobald er zu sich kommt, gibst du ihm noch einen Stromstoß. Ich lege ihm Handschellen an. Bin gleich zurück.«

      Er zog sich die gelbe Jacke des Polizisten über. Im Streifenwagen orientierte er sich kurz. Dann raste er mit aufheulendem Motor rückwärts zur Einfahrt des Parkplatzes und ließ den Wagen quer stehen. Er brauchte einen Moment, bis er das Blaulicht einschalten konnte. Nun hatten sie etwas Zeit gewonnen.

      Auf dem Beifahrersitz lag die Dienstmütze des Polizisten. Als Gerd danach griff, fielen ein Notizbuch und ein Handy in den Fußraum. Praktisch – am Notizbuch klemmte ein Kugelschreiber. Er nahm sich den Stift und schrieb: Ich habe die Frau meines Lebens gefunden. Ich hab keinen Bock mehr auf diese Scheiße.

      Gut sichtbar ließ er das Notizbuch auf der Konsole liegen.

      Sie hatten keine Zeit zu verlieren. Gerd lief zurück zu seinem Transporter. Kurz darauf hielt er sein Fahrzeug direkt hinter dem Wohnmobil an. Der Polizist lag zum Glück noch bewusstlos auf dem Pflaster. Gerds Hand legte sich um die Pistole.

      Sollte er den Polizisten an Ort und Stelle erschießen? Er sah Lisa kurz an. Nein, das würde sie nicht auch noch verkraften.

      Die Seitentür des Transporters quietschte, als er sie aufzog. Er räumte die Kiste frei.

      Ihre Stimme war rau, als sie sagte. »Er kommt zu sich!«

      »Gib mir den Elektroschocker.«

      Der Körper des Polizisten zuckte, als der Stromstoß durch die Muskeln raste.

      Er griff dem Mann unter die Achseln. »Los, pack an! In die Kiste mit ihm.«

      Wie in Trance griff sie die Fußgelenke des Bewusstlosen.

      Geschafft! Der Deckel der Kiste war verriegelt. Jetzt brauchte er nur noch das Ventil unter dem Transporter umzustellen.

      *

      Rolf Berger erwachte mit rasenden Kopfschmerzen. Sie schienen von seinem Nacken auszugehen. Er wollte sich aufrichten und stieß mit dem Kopf gegen den Deckel der Kiste.

      Er zwang sich, ruhig zu bleiben, als er die Handschellen fühlte. Seine Gedanken rasten. Was war geschehen? Wo war er? Ruhig bleiben. Denk nach!

      Soweit es die Handschellen erlaubten, tastete er seine Umgebung ab. An der rechten Seite fühlte er eine Art Lochwand, wie ein Sieb. Warme Luft strömte in die Kiste. Vielleicht komm ich an mein Taschenmesser am Gürtel ran, dachte Berger und versuchte es. Unerwartet ertasteten seine gefesselten Hände einen Beutel an der linken Seite. Er hielt ihn mit der linken Hand fest und tastete mit der rechten in den Beutel.

      Sein Verstand weigerte sich umzusetzen, was seine Hand fühlte. Ein abgeschnittener Finger.

      Entsetzt ließ Berger den Beutel fallen und fand endlich sein Taschenmesser. Mit der Messerklinge begann er, den Holzdeckel über sich zu bearbeiten. Er hustete. Wie durch einen Nebel sah er das Gesicht seiner Frau, flüsterte ihren Namen.

      *

      Gerd Hasler saß hinter dem Lenkrad des Transporters. Er zwang sich, ruhig zu bleiben, und dachte über die neue Situation nach. Sie hatten verdammtes Glück gehabt, dass der Polizist alleine unterwegs war. Wieso musste der auch so hartnäckig sein? Der Beamte hatte das verfälschte Kennzeichen des Wohnmobils bemerkt. Gerd hatte handeln müssen, sonst wäre alles vorbei gewesen.

      Lisa sollte zur Halle fahren. Die Ereignisse des Tages waren zu viel für sie gewesen. Er durfte sie nicht überfordern.

      Tag 4, 03.45 Uhr

      Unterwegs vom Grenzübergang Ndl. (A 280)-AD Bunde-Weener-Emstunnel-Leer-West (A 31)

      Onno Elzinga und Klaas Leitmann saßen im Streifenwagen der Autobahnpolizei, einem Bulli. Die Kollegen fuhren gerne damit. Klaas Leitmanns Rücken freute sich über die gerade Sitzposition.

      Die Ausrüstung, die Onno für sein Fachgebiet, den Schwerlastverkehr, mitschleppte, passte auch besser in den Bulli als in den Mercedes Kombi oder den Audi A6. Der kleine Tisch war außerdem praktisch, wenn man mit dem Laptop arbeitete oder mehrere Schaublätter vom analogen Kontrollgerät auswertete.

      Allerdings war der Bulli deutlich langsamer als die anderen Streifenwagen. Die Kollegen waren sich aber einig, dass die Vorteile überwogen.

      Vor ihnen fuhren das Begleitfahrzeug, ein sogenanntes BF3, und zwei Sattelzugmaschinen mit Tiefladeraufliegern, darauf zwei schwere, überbreite Transformatoren.

      Die drei Fahrzeuge vor ihnen hatten das gelbe Rundumlicht eingeschaltet. Auf dem Dach des Einsatzbullis drehten sich die beiden Blaulichter. Es war schon spät, nur noch drei Stunden bis zum Ende des Nachtdienstes. Die Lichtreflexe schmerzten in Onnos Augen.

      Den Transport hatten sie an der Grenze übernommen. Die Begleitstrecke verlief von der Bundesgrenze bis zum Dreieck Bunde, über die A31S an der Anschlussstelle Weener vorbei bis hinter dem Emstunnel. An der AS Leer-West, gleich nach dem Tunnel, war die Begleitung durch die Polizei nicht mehr vorgeschrieben.

      Klaas hatte die Leselampe über dem Beifahrersitz eingeschaltet. Im Notizbuch sortierte er die schon durchgeführten Schwertransportbegleitungen der Nacht.

      Onno warf ihm einen Seitenblick zu. »Na, steigst du noch durch? Ich bin froh, wenn wir die Nacht rum haben. Schön in die Heia und nichts mehr hören und sehen.«

      »Wenn man denn schlafen kann.« Klaas unterdrückte ein Gähnen. »Kann dir auch passieren, dass du dich um 10 Uhr morgens immer noch schlaflos von einer Seite auf die andere drehst. Mittags stehst du dann wütend auf. Den ganzen Tag Matsche im Kopf.«

      »Stimmt. Alte Männer wie wir gehören zu einer gewissen Zeit ins Bett.« Er beobachtete, wie der Schwerlast-Konvoi einige Kilometer vor dem Tunnel vom Hauptfahrstreifen in die Mitte der Autobahn fuhr. Das BF 3 schaltete auf dem Dach das Lichtzeichen für Überholverbot ein.

      Als sie am Rastplatz Rheiderland vorbeifuhren, sah Onno kurz auf die andere Seite der Autobahn. Für einen Moment glaubte er, ein eingeschaltetes Blaulicht gesehen zu haben. Oder spielten ihm seine übermüdeten Augen einen Streich? »Klaas, hast du auf der anderen Seite auch ein Blaulicht gesehen?«

      Klaas unterbrach seine Notizen und sah Onno fragend an. »Blaulicht … Ich seh nur noch Lichter. Sorry, negativ.«

      In der rechten Ablage des Bulli klingelte das Diensthandy. Klaas sah auf das Display, es war die Wache. Er meldete sich. »Leitmann!«

      Die Stimme des Wachhabenden Mark Rode am anderen Ende der Leitung klang säuerlich. »Klaas, ich kann Rolf Berger ums Verrecken nicht erreichen. Ihr müsst jetzt den Transport von Rolf übernehmen.« Mark hörte, dass Klaas ihn unterbrechen wollte. »Klaas, es geht nicht anders. Also: einmal von Leer-Ost bis zur großen Maschinenfabrik!«

      Inzwischen war der Konvoi in den Emstunnel eingefahren. Die Tunnelwände reflektierten die gelben und blauen Lichtblitze. Onno schaltete den rechten Blinker ein.

      Klaas knurrte. »Onno, bleib auf der Bahn. Wir müssen noch einen Transport in Leer-Ost übernehmen. Mark

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