Ostfriesenspieß. Wolfgang Santjer

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Ostfriesenspieß - Wolfgang Santjer

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Ergebnis der Obduktion der ersten Leiche lag noch nicht vor. Aber Jan war sicher, dass die Todesursache eine Kohlenmonoxid-Vergiftung war, und die würde man garantiert auch bei der zweiten Leiche feststellen.

      Sie hatten Glück gehabt, ohne die Großfahndung nach dem vermissten Kollegen hätten sie die zweite Leiche nicht so schnell gefunden. Handelte es sich hier wieder um eine besondere Form des Nachtatverhaltens? Wollten der oder die Täter die Identifizierung der Leiche durch die Abtrennung des Zeigefingers erschweren? Nein, das erschien unlogisch. Und dann war da ja noch diese Kette um den Hals des Toten. Und dieses Schmuckstück sah auf den zweiten Blick auch wieder billig aus.

      Er hörte den lauten Motor des weißen Bulli der Spurensicherung und ging zurück zum Parkplatz, um die Kollegen einzuweisen. Albert sah genervt aus.

      »Albert, ich weiß, du brauchst deine Ruhe und Zeit bei der Arbeit, aber im Moment überschlagen sich die Ereignisse. Ich kann es nicht ändern. Ich helfe euch erst mal bei der Ausrüstung. Dann sehen wir uns den Toten gemeinsam an. Den Bestatter ruf ich an, da braucht ihr euch nicht drum zu kümmern. Anschließend fahre ich noch einmal zum Parkplatz und sehe mir die markierte Stelle ein zweites Mal an.«

      Das Klingeln seines Diensthandys unterbrach ihn. »Jan, hier ist Renko. Ich habe gehört, ihr habt einen zweiten Toten auf einem Parkplatz gefunden.«

      »Ja, und es sieht so aus, als hätte derselbe Täter zugeschlagen. Der Modus Operandi ist identisch.«

      »Jan, sprechen wir über einen Serientäter?«

      »Ja, ich glaube, es ist so.«

      Am anderen Ende der Leitung entstand eine Pause. Dann fragte Renko: »Jan, was ist mit unserem vermissten Kollegen Berger – immer noch keine Spur?

      »Nee, Renko, Fehlanzeige. Du, wo wir gerade beim Thema sind: Ich brauch noch ein zweites Team für die Spurensicherung. Ein markierter Bereich auf dem Pflaster des Parkplatzes Rheiderland muss noch abgesucht werden.«

      »Okay, Albert mault sicher schon rum, so wie ich ihn kenne.«

      Na, dachte Jan, der Chef kennt seine Schweine auch schon am Gang. »Ich fahr gleich zurück zum Parkplatz und warte auf das zweite Team.« Er suchte nach den richtigen Worten. »Renko, ich vermute einen Tatzusammenhang zwischen unserem vermissten Kollegen und den beiden Toten.«

      Renko legte eine kurze Denkpause ein. Dann sagte er: »Ich stimme dir zu, es kann kein Zufall sein. Wir haben zwei Tote auf Autobahnparkplätzen, gleichzeitig verschwindet ein Polizist von der Autobahnpolizei … Ich kümmere mich um das zweite Team, dann geh ich zum Rapport in die Teppich-Etage. Macht ihr da draußen erst mal weiter.«

      *

      Jan bestellte den Bestatter Erdmann zum Parkplatz Rhede, dann ging er zu seinen Kollegen Albert und Stefan hinüber.

      Stefan kniete neben der Leiche. Er hatte gerade die Kleidung des Toten durchsucht. Er stand auf, sah Jan an und zuckte mit den Schultern. »Keine Papiere oder Hinweise auf die Identität. Wie bei der ersten Leiche. Nur diesmal ist unser Opfer … sagen wir mal, etwas salopp formuliert, frischer. Die Leichenstarre ist fast vollständig ausgeprägt. Die Leichenflecken lassen sich noch wegdrücken. Beim ersten Toten hatte sich die Leichenstarre bereits gelöst und die Leichenflecken ließen sich nicht mehr wegdrücken. Bei dieser trat der Tod mindestens vor 20 Stunden ein. Also 20 Stunden plus X. Die Differenz zwischen der Körperkerntemperatur und der Umgebungstemperatur lässt sich nicht berechnen, weil die Temperatur in der Nacht abgefallen ist. Mit dem Lauf der Sonne lag die Leiche im Bereich der Sonneneinstrahlung oder im Schatten, mit diesen unterschiedlichen Temperaturen lässt sich nicht vernünftig rechnen.« Stefan notierte die Körpertemperatur für den Tatortbericht und verstaute das Thermometer im Koffer.

      Jan wusste, dass die Bestimmung der Todeszeit sehr kompliziert war. Es gab natürlich Fälle, wo die Umgebungstemperatur konstant war, zum Beispiel wenn man Tote in einer Wohnung auffand. Öffnete dann jemand ein Fenster und die Temperatur variierte, war es aber auch wieder ähnlich wie hier draußen. Dies führte zu ungenauen Ergebnissen bei den Berechnungen.

      »Lasst euch Zeit. Ich hab mit Renko telefoniert. Er schickt ein zweites Team zum Parkplatz Rheiderland und ich fahr gleich noch einmal hin. Den Bestatter hab ich auch schon angerufen.«

      Stefan verzog das Gesicht. »Sag bloß nicht, dieser Wiener Sängerknabe, dieser Erdmann, holt ihn ab.«

      Jan grinste. »Tschüss, ich muss los.« Er hoffte, dass die Kollegen auf dem anderen Parkplatz bereits auf ihn warteten.

      Tag 4, nachmittags

      Auf der Fahrt zum Parkplatz Rheiderland saß Jan Broning wieder alleine im Auto. Fahrten zum Einsatzort nutzte er sonst meist, um sich mit einem Kollegen zu besprechen. Im Dialog kamen ihm die besten Ideen. Diese Alleinfahrten waren für ihn schrecklich. Ich brauche unbedingt einen Partner an meiner Seite, dachte er. Natürlich war das im Idealfall Maike.

      20 Minuten später fuhr er an der immer noch gesperrten Einfahrt des Parkplatzes vorbei, stoppte an der Ausfahrt und fuhr rückwärts auf den Platz. Die weißen Overalls der Kollegen Anni Ruiter und Egon Kromminga fielen sofort auf. Jan stieg aus und ging zu ihnen hinüber.

      Er gab beiden die Hand. »Danke für eure Unterstützung. Wollen wir uns erst mal einen Überblick verschaffen?«

      Sie gingen zusammen über den Parkplatz und Jan erklärte ihnen die Situation. Anschließend überlegten sie, wie man am besten vorgehen konnte. Der abgesperrte Bereich an der Zufahrt sollte gründlich abgesucht werden, besonders die Stellen, wo man das Handy und die Zündschlüssel gefunden hatte. Beide Bereiche waren markiert worden. Dazwischen befand sich auf einer Wiese eine Sitzgruppe aus Beton. Broning nahm sein Notizbuch und Handy aus der Tasche, legte beides auf den Tisch und setzte sich auf eine Bank, von der aus er einen guten Überblick hatte.

      Jan machte sich Notizen und schaute zwischendurch auf, um zu sehen, wie weit die Kollegen waren. Sie bauten gerade ein elektronisches Metallsuchgerät zusammen. Jan lächelte, weil er sich freute, wie gut die beiden zusammenarbeiteten. Egon schwenkte den Teller des Suchgerätes langsam über dem Erdboden hin und her. Dabei näherte er sich der Stelle, wo man Rolf Bergers Handy gefunden hatte. Anni suchte in der Zwischenzeit noch einmal den Bereich auch außerhalb der Markierungen ab. Immer wieder bückte sie sich, um sich einzelne Gegenstände genauer anzusehen.

      Jan Broning fertigte eine grobe Skizze in seinem Notizbuch und sah immer wieder auf, um die Zeichnung mit den tatsächlichen örtlichen Verhältnissen zu vergleichen.

      Das Metallsuchgerät gab einen lauten Signalton ab. Aus den Augenwinkeln beobachte Jan, wie Egon sich hinunterbeugte, um an der Stelle den Boden genauestens abzusuchen. Dann sah er zu Jan hinüber und schüttelte den Kopf. Die Signaltöne des Gerätes und das Rascheln, wenn Anni sich durch die Büsche kämpfte, vermischte sich mit den Geräuschen des Verkehrs, der auf der Autobahn an ihnen vorbeirauschte.

      Jan zeichnete die Fundstelle des Handys ein. Die Entfernung von dort bis zu dem Bereich, wo sich Berger aufgehalten hatte, schätzte er grob auf 15 bis 20 Meter. Das Handy war vermutlich zusammen mit den Schlüsseln in die Grünanlage geworfen worden. Fragte sich nur, von wem und warum. Sollte Berger sein Handy selbst weggeworfen haben? Sehr unwahrscheinlich.

      Die oder der Entführer wollten vermutlich eine erfolgreiche Handypeilung verhindern. Dazu passte auch der schriftliche Hinweis auf eine andere Frau im Notizbuch des Kollegen: ein Ablenkungsmanöver, da war Jan sich inzwischen sicher. Die

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