Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen страница 16

Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

Скачать книгу

mit Wolfi spielen? Na, hör mal! Der Junge soll raus an die frische Luft. Er ist kerngesund. Aber wenn deine Schwedin ihm so einen Unsinn eintrichtert und sich hier unbedingt wie die Dame des Hauses aufspielen muß.«

      »Sie hat Kinder so gern«, entgegnete Hubs. »Sie möchte am liebsten selbst welche, Mami.«

      Seine Worte taten ihr weh. Sie hatte geahnt, daß der unbeschwerte Ferienflirt nicht ohne schmerzliche Erfahrungen für Hubs vorübergehen würde. Aber daß Nora jetzt ihre Mütterlichkeit ausspielte, war unfair. Nora hatte gewußt, wie jung Hubs war. Von Anfang an.

      »Du mußt nicht traurig sein, Hubs. Die Zeit in Lüttdorf ist für uns bald zu Ende. Wenn wir wieder in München sind, wirst du andere Mädchen kennenlernen. Mädchen, die im Alter besser zu dir passen.«

      Er stellte seine Tasse ab. »Aber ich liebe Nora, Mami. Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen. Ich fühle mich so mies. Ich glaube, ich bin eifersüchtig auf meinen kleinen Vetter und meine Kusine.«

      »Hallo?« rief jemand oben in der Halle. Angie sah Hubs verwundert an. Wer konnte das sein? Die Handwerker wußten doch längst, daß sie um diese Zeit an dem einzigen Tisch im Haus vorzufinden war.

      »Hallo! Angie! Xenia, Wolfi! Wo steckt ihr denn alle? Ist keiner im Haus?«

      »Gerd!« rief Angie und sprang auf. Sie winkte Hubs. »Gerd ist wieder da! Gott sei Dank! Na, das wurde ja auch Zeit.«

      Sie eilte nach oben und sah ihren Bruder bereits die Treppe hinaufgehen.

      »Daß du dich auch mal wieder blicken läßt!« schimpfte sie hinter ihm her und beeilte sich, damit sie ihn einholen konnte. »Wo hast du denn eigentlich solange gesteckt?«

      Gerhard Stellmann umarmte sie flüchtig. »Wo sind die Kinder?«

      »Oben. Wolff ist krank. Das heißt, er ist schon wieder gesund. Aber wir haben eine nette Kinderpflegerin für ihn gefunden. Jetzt genießt er sein Kranksein.«

      Gerhard stürmte voran. Dabei sah er sich um. »Prima, Angie. Hier ist einiges passiert. Ich bin dir sehr dankbar. Es ist doch nichts Ernstes mit Wolfi?«

      »Papi!« rief der Junge schon aus dem Kinderzimmer. Gerhard betrat es. Als er Nora sah, blieb er wie angewurzelt stehen.

      Angie stellte sich hinter ihn. »Das ist Nora, Gerhard. Sie ist eine Bekannte von Hubs.«

      Nora saß an Wolfis Bett und strahlte Gerhard an.

      Angie, die eine förmliche Begrüßung erwartete, mußte zu ihrer größten Bestürzung hören, daß ihr sonst gut erzogener Bruder »Raus!« sagte. Sie glaubte, etwas falsch verstanden zu haben. Aber Gerhard Stellmann wiederholte dieses unfreundliche Wort, und es klang jetzt sogar wütend.

      »Du nimmst sofort deine Sachen und verschwindest, Nora!«

      Wolfi sah vom Vater zu Nora und wieder zu seinem Vater.

      »Papi!« hauchte er dann. »Papi, Nora ist doch lieb. Warum bist du denn so böse?«

      Gerhard antwortete nicht. Nora erhob sich. Ihr Gesichtsausdruck hatte von einem strahlenden Lächeln zu einer eisigen Miene gewechselt.

      Sie nahm ihre Handtasche von dem kleinen Tischchen neben Wolfis Bett und ging an Gerhard und Angie vorbei aus dem Zimmer. Gerhard wandte sich um und folgte ihr.

      »Was hat Papi denn?« fragte Wolfi und konnte plötzlich ganz flink aus dem Bett springen. Angie erwischte ihn gerade noch am Pyjamajäckchen.

      »Bleib hier, Wolfi. Warte mal lieber ab, was passiert.«

      »Aber Nora darf doch nicht einfach weggehen, Tante Angie!«

      Angies Knie zitterten. Sie mußte sich auf das Bett setzen, und so zog sie den Kleinen gleich auf ihren Schoß. Sie fand keine Worte. Ihre Ahnung hatte sich bestätigt. Irgend etwas hatte diese Nora im Schilde geführt, nur wußte sie noch nicht, was.

      Während sie Wolfi an sich drückte, galt ihr ganzes Mitleid ihrem eigenen Sohn. Hubs war mißbraucht worden. Jetzt mußte sich nur noch klären, warum und wozu.

      Unten hörte sie Autotüren klappen. Dann wurden hintereinander zwei Motoren angelassen. Es war nicht schwer zu erraten, daß Nora davonfuhr und Gerhard ihr folgte. Angie schloß die Augen. »Jetzt kannst du spielen gehen, Wolfi«, flüsterte sie. »Glaub mir, du bist kerngesund.«.

      Sie wich dem fragenden Blick des Jungen aus. Denn sie mußte das eben Geschehene erst selbst einmal deuten. Daß Wolfi verwirrt war, lag als einziges klar auf der Hand.

      Wolfi tapste zum Fenster und versuchte, unten auf die Straße zu schauen.

      »Du, Tante Angie, Papi ist auch weg. Der ist gerade gekommen und schon wieder weg. Das ist aber komisch, nicht?«

      Sie nickte.

      »Und warum, Tante Angie, war er so grob zu Nora? Nora war doch lieb. Sehr lieb, wie eine Kindergartentante.«

      Wieder nickte Angie. Als Wolfi das Wort Kindergartentante ausgesprochen hatte, erinnerte sie sich an Thomas Hass­berger. Ob der Arzt erraten konnte, was in Gerhard vor sich gegangen war? Ob es sich bei Nora vielleicht um eine gesuchte Gaunerin handelte?

      Da tobten schon Hubs’ feste Schritte die Treppe herauf. Sie ging schnell an die Truhe, in der sich Wolfis Kleidung befand. Wenn es jetzt zu einer Szene kam, wollte sie etwas zu tun haben.

      Angie kannte ihren Sohn gut, es kam tatsächlich zu einer Auseinandersetzung. Denn kaum hatte Hubs sie bei Wolfi entdeckt, da brach es schon aus ihm heraus:

      »Hast du das gehört, Mami? Hast du verstanden, was Onkel Gerhard zu Nora gesagt hat?«

      »Nein, Hubs. Ich weiß nur, daß beide fort sind. Warum, kann ich dir auch nicht sagen.«

      »Aber ich kann es dir sagen, Mami! Weil dein Bruder nicht ganz normal ist! Oder weil du ihm zu verstehen gegeben hast, daß Nora dir nicht gefällt. Warum sonst spielt er sich so auf?«

      Wolfi schaute ratlos von einem zum anderen. Als Angie ihm den Pulli überzog, erschien sein Gesicht wie vom Schmerz verzerrt aus dem Ausschnitt.

      »Ich«, druckste er mit tränenerstickter Stimme herum, »ich hab’ Nora aber lieb.«

      Angie schwieg. Was sollte sie sagen? Hubs war wütend, weil sie Gerhards schlechtes Benehmen geduldet hatte, Wolfi und Xenia waren traurig, weil Nora fort war, sie selbst kam sich etwas dumm vor, weil es keinerlei Anhaltspunkte für diese Szene gab.

      »Nun sag was«, forderte Hubs sie auf. »Was hast du Onkel Gerhard von Nora erzählt? Das, worüber wir vorhin in der Küche gesprochen haben?«

      »Nein, Hubs. Bestimmt nicht. Das war doch nur für unsere Ohren bestimmt. Ich habe ihm nur gesagt, daß Wolfi krank ist und wir eine nette Kinderpflegerin für ihn haben. Als er Nora dann sah, sprach er nur ein Wort:«

      »Raus!« meldete Wolfi, bei dem der zornerfüllte Ausbruch seines Vaters offensichtlich einen unauslöschlichen Eindruck hinterlassen hatte.

      In diesem Moment hörten sie wieder ein Motorengeräusch. Wolfi, der gerade in eine Sandale geschlüpft war, hüpfte zum Fenster und sah hinaus.

Скачать книгу