Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Читать онлайн книгу Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen страница 13
Hubs legte seinen Arm um sie. »Mit wem möchtest du denn spazierengehen? Mit Dr. Hassberger?«
Er bemerkte zu seiner größten Verwunderung, daß seine Mutter rot wurde. Sie beugte sich vor und bearbeitete die Speise mit dem Handrührgerät, als ginge es um einen Wettbewerb im Puddingzubereiten.
»Und wenn schon?« fragte sie leise zurück. »Wäre das so schlimm?«
»Nein, überhaupt nicht. Du mußt auch nur tun, was du willst, Mami. Ich finde Dr. Hassberger prima.«
»Tun, was ich will?« Sie lachte auf. »Ich will eher, was ich tun muß. Ich will dich zum Arbeiten antreiben und Wolfi wieder gesund bekommen.«
»Meinst du nicht, Nora könnte dir helfen?«
»Die? Ich glaube, sie weiß gar nicht, wie man Fieber mißt.«
»Doch, Mami. Nora kann das alles. Sie würde dich gern entlasten. Dann hättest du ein wenig Erholung, und ich würde auch ruhiger über meinen Büchern sitzen.«
»Ruhiger?« Sie stellte den Quirl ab und legte ihn beiseite. Sofort stippte Hubs mit dem Finger in die Speise und leckte ihn ab. Angie sah ihren Sohn nachdenklich an. Er benahm sich wie ein kleiner Junge, aber seine Gefühle, das wußte sie, hatten sich seit der Begegnung mit Nora geändert. Wie ernst war es ihm mit der Schwedin? Wenn Nora sich hier wirklich täglich im Haus aufhielt, mußte sie das wissen.
»Klar. Das gibt mir so viel Sicherheit, wenn sie in der Nähe ist, Mami. Nora ist das schönste Mädchen in der Stadt. Wo sie auch auftaucht, die Männer blicken ihr nach. Wenn sie in meiner Nähe ist, muß ich mir nichts Böses vorstellen.«
»Hubs«, begann Angie und sah ihn ernst an. »Du bist noch zu jung für diese Probleme. Es darf dir nicht so ernst mit Nora sein.«
»Du denkst wirklich, ich bin zu jung?«
Sie nickte.
»Für die Liebe ist man nie zu jung, Mami. Seitdem ich Nora kenne, denke ich ganz anders über meine Zukunft. Das mit dem Lieferwagen ist bestimmt Unsinn. Das habe ich eingesehen. Ich will auch die Nachprüfung machen und weiter zur Schule gehen. Nora ist wundervoll. Sie soll es einmal gut bei mir haben.«
»Hubs!« warnte Angie ihren Sohn. »Nora ist gut zehn Jahre älter als du. Sie soll dich nicht unglücklich machen.«
»Das macht sie nicht. Ich wäre der glücklichste Mensch auf der Welt, wenn sie täglich hier im Haus wäre. Nur darfst du ihr nicht mit so viel Mißtrauen entgegentreten. Sie meint es gut mit mir. Und mit dir auch.«
Angie stöhnte leise. Sie sah, daß Nora einen guten Einfluß auf Hubs ausübte. Wenigstens begriff er, daß er arbeiten mußte. Aber sie wollte ihren einzigen Sohn nicht unglücklich sehen. Solche jugendlichen Schwärmereien endeten manchmal in einer großen Enttäuschung. Und daß Nora schon bald wieder ihre eigenen Wege gehen würde, das bezweifelte Angie nicht. Dann dachte sie an Dr. Hassberger. Er hatte sie gefragt, ob sie nicht einmal sein Haus malen wollte. Natürlich reizte dieses Motiv sie. Das zarte Birkengrün vor dem alten, so originell renovierten Haus. Und sie konnte in der Nähe dieses Mannes sein, einmal ohne den Handwerkerlärm, Friedas ständige Fragen, Wolfis Extrawünsche und Xenias Beschwerden über den ungetreuen Vetter Hubs und die schöne Nora, die den jungen Mann ganz in Anspruch nahm. Vielleicht war dies wirklich die ideale Lösung.
»Gut, Hubs, Ich will nicht kleinlich sein. Wenn sie will, kann sie schon heute für Wolfi sorgen.«
Hubs packte seine Mutter um die Taille und hob sie hoch. Dann wirbelte er sie rundherum, so daß Frieda, die gerade in die Küche kam, mit offenem Mund in der Tür stehenblieb.
»Ist meine Mami nicht prima?« fragte Hubs sie, nachdem er die erschrockene Angie wieder zu Boden gelassen hatte.
»Muß wohl sein«, nickte Frieda, und ihr rundes Gesicht glänzte richtig vor Zufriedenheit.
In den nächsten zwei Tagen aber nahm Friedas Zufriedenheit ständig ab. Die junge Schwedin, die sich jetzt um Wolfi kümmerte, führte ein strenges Regiment in der Küche. Nachlässigkeiten ließ sie nicht zu. Sie konnte sogar recht hart sein, wenn Wolfis Mahlzeiten nicht heiß genug oben am Bett serviert wurden. Und da Angie mit Erstaunen bemerkt hatte, daß Noras Anwesenheit Hubs wirklich zum Arbeiten anhielt, mischte sie sich nicht ein.
Frieda war eben so langsam, wie Thomas Hassberger es bei allen Lüttdorfer Menschen festgestellt hatte. Vielleicht war es ganz gut, daß Nora die Haushälterin etwas antrieb.
Außerdem ging es Wolfi von Tag zu Tag besser, und auch Xenia schmollte nicht mehr. Nora hatte mit ihr einige Puppenkleider genäht, und sie hielt das kleine Mädchen dazu an, ihr Zimmer einzurichten und Frieda zur Hand zu gehen, wenn es nötig war.
Angie hatte keinen Grund zur Klage, aber irgend etwas an der Situation verursachte ihr Unbehagen. Als Dr. Thomas Hassberger zwei Tage später wieder hereinschaute, bat sie ihn, sie mit in die Stadt zu nehmen.
Er grinste. »Wollen Sie wirklich mit mir fahren, Frau Winkler?«
»Ja, ich habe etwas zu besorgen. Außerdem möchte ich in Ruhe mit Ihnen sprechen.«
Er warf ihr einen belustigten Blick zu, aber es lag Wärme darin. Als sie neben ihm saß und der Wagen langsam den Hügel hinauffuhr, sah er sie wieder so nett an.
»Was halten Sie von Fräulein Anderson?« fragte Angie unumwunden.
Er lachte kurz auf. »Sie ist eine Schönheit.«
»Das sehe ich auch«, erwiderte Angie patzig. Dachte er, sie wollte ihn als Richter bei einer Schönheitskonkurrenz einsetzen? Ihr lag doch nur daran zu ergründen, warum Noras Anwesenheit ihr dieses merkwürdige Gefühl vermittelte. So, als hätte sie sich eine Rivalin ins Haus geholt. Dabei gönnte sie ihrem Sohn diesen kleinen Ferienflirt. Hubs arbeitete tatsächlich wieder. Gestern abend hatte er ihr ein Referat über Logarithmen gehalten. Noch bis Mitternacht hatten ihr Zahlen im Kopf herumgeschwirrt, und sie hatte sich selbst gestehen müssen, daß sie keinen Schimmer von Mathematik hatte.
»Ihr Sohn ist ein netter Bursche«, sagte der Arzt und hielt am Straßenrand, um sich ihr ganz zuwenden zu können. »Mißfällt es Ihnen, daß er mit dieser Schwedin flirtet? Oder geht Ihnen der Flirt zu weit?«
Angie spürte, daß sie rot wurde. »Zu weit? Nein. Das ist es nicht. Diese Nora Anderson macht einen sehr erfahrenen Eindruck.«
»Zu erfahren, nicht?«
Angie nickte lebhaft. »Ja, genau das ist es. Ich weiß nicht, sie reißt einfach alles an sich. Eigentlich komme ich mir neuerdings überflüssig vor. Die Kinder lieben sie, mein Sohn liebt sie, nur Frieda…«
Thomas Hassberger sah sie schweigend an. Um seine Lippen lag ein nachdenkliches Lächeln. Er betrachtete ihr Gesicht dabei ganz ernsthaft, als müßte er darauf Spuren der Bitterkeit entdecken und sie sofort fortwischen.
»Sie fühlen sich überflüssig, Frau Winkler? Das ist doch wunderbar! Dann haben Sie vielleicht etwas mehr Zeit für mich. Oder stört Sie diese Frage – Angie?«
Angies Herz begann, heftig zu hämmern. Sein Gesicht war ihr so nah, und es gefiel ihr immer besser. Was war nur geschehen? Sie war doch kein