Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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      Stille umgab das Anwesen, das einen etwas heruntergekommenen Eindruck erweckte.

      Aber das störte die Kinder nicht. Sie kannten das Haus, jeden Winkel der vielen Räume, die zum Teil niemals betreten wurden.

      »Ob Lina in der Küche ist?«

      Zaghaft blickte Heike zu Kai auf. Sie hätte es niemals eingestanden, aber Kai schien es ebenso zu ergehen, denn er seufzte und gab zurück: »Hoffentlich, denn ich bin schrecklich durstig, und Hunger hab’ ich auch.« Er grinste ein wenig, blickte in Heikes große Augen und fügte hinzu: »Na ja, wir haben doch am Mittag im Heim kaum was angerührt, und… und nun wird’s gleich dunkel.«

      »Hm!« Heikes Schritte wurden immer langsamer. Sie strich um einen dicken Apfelbaum nahe vor der Haustür, zögerte nun und mußte erst wieder Kais Hand in ihrer spüren, sonst wäre sie am Ende noch davongelaufen.

      »Du brauchst dich doch nicht zu fürchten!« raunte Kai ihr zu. »Wir müssen hinein, ob Old Henry da ist oder nicht. Wo sollen wir denn sonst hin? Zurück nach Hannover? Zu den Tanten und Onkel? Niemals!«

      Kaum wollten Heikes Füße die letzten Meter bis zur Haustür schaffen.

      Müde und hungrig war sie und schon wieder den Tränen nahe, denn die Verlassenheit bemächtigte sich ihres kleinen Herzens mit grausamer Intensität.

      Ein schluchzender Laut drang aus Heikes Kehle, während sie dicht neben Kai stand, der nun die Türglocke in Schwung brachte.

      Dann standen beide da und sahen mit jagenden Herzen auf die schwere Eichentür.

      Aber nichts! Niemand kam, um ihnen zu öffnen.

      Kai blickte rasch auf Heike und versuchte es noch einmal.

      »Lina ist doch sonst immer da«, sagte er dabei.

      Aber die alte Lina kam nicht wie sonst an die Tür geschlurft, und die Verlassenheit und Ratlosigkeit der Kinder wuchs. Dazu kam ihre Erschöpfung.

      Heike kullerten schon wieder Tränen über die Wange.

      Kai biß sich auf die Lippen und überlegte. Plötzlich hellte sich seine Miene auf.

      »Komm, Heike! Rein müssen wir! Onkel Henry hat immer einen doll gefüllten Eisschrank, und unser Zimmer ist gewiß schon hergerichtet. Sicher ist sie nur mal fortgegangen und kommt bald zurück. Kann uns nur recht sein, daß Old Henry selber nicht da ist. Sein Boot liegt ja nicht am Steg.«

      Heike hob ratlos die schmalen Schultern, wischte die Tränen mit den Handrücken fort und wisperte: »Ich will ja auch rein und in mein Bett. Aber wie? Sag’s doch, Kai!«

      Kai blickte zum Hausgiebel empor. Die Haustür war verschlossen, das hatte er schon festgestellt.

      »Dort oben ist ein Fenster offen.« Seine Hand wies hinauf. »Ich klettere vom Apfelbaum auf den Balkon und dann ins Fenster hinein. Du bleibst hier stehen, bis ich dich einlasse.«

      Atemlos hatte Heike ihm zugehört. Nun rief sie angstvoll: »Das… das ist viel zu hoch! Das schaffst du nicht! Du stürzt ab und bist dann tot wie Mami und Papi! Das will ich nicht!«

      Jetzt wurde Kai zum erstenmal richtig zornig und ungeduldig mit ihr.

      »Nun halte aber mal ein! Mit Heulen ist uns nicht geholfen. Immer heulst du gleich los. Hilf mir lieber, die Regentonne da unter den Baum zu rollen. Von dort ist’s kinderleicht, auf den Baum zu gelangen.«

      Was blieb Heike übrig? Gehorsam folgte sie Kais Anweisungen. Bimbo trollte um sie herum und fand alles sehr spaßig. Die Kinder weniger.

      Zum Schluß landete Kai zwar auf dem Balkon, hatte jedoch einen großen Riß in der Hose, während Heikes rote Haarschleife in einem Ast des Apfelbaums flatterte.

      Todmüde hockte Heike sich auf die Stufen des Hauses und wartete auf das Erscheinen ihres Bruders, der sich durch ein schmales Fenster ins Haus gezwängt hatte.

      Dann endlich öffnete sich die Tür, Kai erschien und wurde von Bimbo mit freudigem Gebell empfangen.

      Heike schlich hinter den beiden in die große Diele, von der aus eine alte, geschnitzte Holztreppe auf eine Galerie führte, um die ein gleichfalls geschnitztes meterhohes Geländer ging.

      Oft hatten die Kinder dort Verstecken gespielt und die alte Lina geärgert. Jedenfalls tat sie immer schrecklich zornig, wenn Kai und Heike sie von oben veralberten, um dann, wenn Lina ihnen folgen wollte, hinaufzurennen auf den großen Dachboden, wo es herrliches Gerümpel gab. Dort fand die alte Haushälterin die Kinder niemals.

      Daran mußte Kai nun denken, während er sich vornahm, so rasch nicht wieder aus dem Olsenhaus fortzugehen.

      Sie schlichen sich in die große, blitzsaubere Küche, holten sich aus dem Vorratsschrank der alten Lina Brot und Butter und noch einen Beutel Milch.

      Auch Bimbo bekam seinen Anteil; dann wurde sorgsam alles wieder fortgeräumt.

      Wenig später lagen Kai und Heike in dem kleinen Zimmerchen, in dem sie immer schliefen, wenn sie Ferien im Olsenhaus machten. Es war nun ganz dunkel draußen.

      Kai und Heike lagen in einem Bett, denn Heike hatte plötzlich wieder zu weinen begonnen.

      Da war Kai zu ihr geschlüpft und hielt nun ihre Hand fest in seiner, während er leise fragte: »Weißt du noch, was Mutti einmal zu uns gesagt hat, Heike? Sie sagte, eine Mutter sei immer bei ihren Kindern, auch wenn die Kinder das überhaupt nicht wüßten. Das sei so, weil die Kinder ja ein… ein Teil der Mütter seien. Unsere Mutti ist auch jetzt noch bei uns, Heike. Sie ist bei uns und grämt sich ganz arg über dein dauerndes Weinen.«

      Das »Weinen« kam unterdrückt und kaum hörbar von Kais Lippen. Seine Hand preßte sich krampfhaft um die Finger seiner kleinen Schwester, aber es half nichts, auch ihm kamen jetzt die Tränen, die er so tapfer den ganzen Tag über zurückgedrängt hatte.

      Und bei Kais Tränen wurde Heike ruhiger. Sie mußte nun ihren großen Bruder trösten und tat es zärtlich und voller Fürsorge.

      So trösteten sie sich gegenseitig und schliefen darüber ein. Bimbo legte seinen wuscheligen Kopf zwischen die Vorderpfoten und schloß gleichfalls die Augen.

      *

      Immer wenn Henry Olsen das Haus am Ufer des Flusses vor seinem Boot auftauchen sah, preßten sich seine Lippen grimmig zusammen.

      Oft hegte er die stille Hoffnung, eines Tages käme er heim und das Haus sei abgebrannt. Oder es sei von den Fluten der Weser weggespült oder von einer steifen Brise, die manchmal das grüne Land ringsum zauste, einfach fortgeweht worden.

      So spurlos verweht wie einst seine Wünsche und Sehnsüchte an ein junges Mädchen, um dessentwillen er vor Jahren das wunderliche Haus, das einem alten englischen Kastell ähnelte, gekauft hatte.

      Jutta war damals geradezu verzaubert gewesen von dem Haus. Er bemerkte das natürlich sofort, während sie, vom Boot aus, nur die Romantik sah, die das Haus nahe dem Fluß umgab wie das Fluidum einer vergangenen Epoche.

      In solchem Haus wolle sie einmal leben, begeisterte sie sich mit dem Eifer der Jugend, mit ihrem geliebten Mann und vielen Kindern.

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