Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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doch alles besprochen. Zuerst verschwinden wir auf die Galerie. Wir ziehen uns die Schuhe aus und warten ab, was Onkel Henry tut. Meistens geht er zuerst ins Wohnzimmer und mixt sich einen Drink. Oft legt er sich dann gleich dort auf die Couch und schläft. Das müssen wir beobachten. Wenn er nämlich hochkommt, dann schleichen wir uns auf den Dachboden. Wenn er unten bleibt, gehen wir im Gästezimmer zu Bett. Er kommt doch nie in unser Gästezimmer.«

      Bimbo wurde ermahnt, leise zu sein, dann eilten die Kinder die Treppe hinauf.

      Es geschah alles so, wie Kai vorausgesagt hatte. Henry Olsen betrat den Wohnraum.

      Dann jedoch geschah etwas Unerwartetes. Es schellte, und dann mußte Kai seiner Schwester rasch die Hand auf den Mund legen. »Da!« Heikes erschreckter Ruf erstickte.

      »Pst! Sei ruhig!« raunte Kai ihr geistesgegenwärtig zu, obgleich auch er beim Anblick der Frau einen gehörigen Schrecken bekam.

      »Aber das ist die Frau, die uns mitgenommen hat!« wisperte Heike an Kais Ohr.

      Beide hielten die Gesichter dicht an das Schnitzwerk des Geländers gepreßt und starrten hinunter auf die Frau und Olsen, die sich zornig anfuhren.

      »Es ist Fräulein Krümel«, flüsterte Kai der ängstlichen Heike zu, »die Fürsorgerin! Möchte bloß wissen, was die hier will. Ich gehe nicht zurück ins Waisenhaus, ganz bestimmt nicht! Lieber renne ich fort ins Schilf. Da findet sie mich niemals.«

      Heikes zitternde Hand legte sich auf Kais Arm.

      »Aber du nimmst mich doch mit, nicht, Kai?«

      Stumm nickte Kai, legte den Zeigefinger auf die Lippen und blinzelte durch ein größeres Muster im Holz, denn dort unten wurde es jetzt sehr spannend.

      »Geben Sie sich keine Mühe, mich hinters Licht zu führen«, stieß Fräulein Krümel ärgerlich hervor, »ich weiß, daß die Kinder hier sind! Im Apfelbaum fand ich diese Schleife, sie gehört Heike. Außerdem ist das Gras zertrampelt, als habe dort eine Horde Kinder Fußball gespielt.«

      O weh! Kai warf Heike einen schuldbewußten Blick zu, denn er hatte am Nachmittag in dem hohen Gras mit Bimbo herumgetobt.

      »Die Kinder jetzt schon hier?« meldet sich die Stimme Olsens voller Erstaunen. »Das muß ein Irrtum sein. Niemand befindet sich im Haus außer mir. Und was reden Sie da von einer Kindesentführung! Sie sind wohl verrückt! Frau Brünnig kommt allerdings in einigen Tagen mit Kai und Heike, um hier die Ferien zu verbringen.«

      Schweigen! Dann die etwas ruhigere Stimme von Fräulein Krümel.

      »Sie behaupten also, Kai und Heike seien nicht hier? Das sollten Sie sich gut überlegen, Herr Olsen! Die Verwandten der Kinder müssen morgen die Heimreise antreten, notfalls ohne die beiden. Damit berauben Sie, Herr Olsen, die armen Kinder der Möglichkeit, in einer Familie aufwachsen zu können. Es bleibt also nur das Waisenhaus für die beiden.«

      »Wer sind Sie überhaupt?« erklang nun die eiskalte Stimme von Olsen. »Was reden Sie für einen Unsinn von wegen Waisenhaus! Die Kinder haben schließlich Eltern!«

      Schweigen! Oben auf der Galerie legte Kai seiner kleinen Schwester den Arm um die bebenden Schultern.

      Heike drückte ihre Wange an das harte Holz, sie sah Kai aus tränenumflorten Augen an und konnte nur mit Mühe ein verzweifeltes Aufschluchzen unterdrücken.

      Unten sagte Fräulein Krümel in diesem Moment zu Henry Olsen, wobei sie ihre Stimme senkte und den Blick abwandte: »Nein, Herr Olsen, die Kinder haben keine Eltern mehr. Ich weiß nicht, ob Sie mir hier eine schändliche Komödie vorspielen, weil Sie angeblich nichts vom Verbleib der Kinder wissen.«

      »Was ist passiert?« fragte Olsen knapp, wobei sein von Wind und Sonne gebräuntes Gesicht eine gräuliche Färbung annahm.

      »Ein Autounfall! Die Eltern waren sofort tot. Kai und Heike befanden sich zu diesem Zeitpunkt auf einer Kinderparty. Aber nun sind sie fort. Beide! Sind einfach aus der Wohnung geflüchtet. Wahrscheinlich sind sie auf dem kürzesten Weg zu Ihnen gefahren, Herr Olsen. Warum also halten Sie die Kinder hier verborgen? Aus Mitleid?«

      Aber sosehr Fräulein Krümel sich auch bemühte, von den Lippen des Mannes kam kein Laut.

      Olsen hatte sich brüsk abgewandt und starrte gedankenverloren vor sich hin.

      Jutta war tot. Verunglückt mit Brünnig. So war es also vorbei – vorbei, ohne jemals begonnen zu haben.

      In seinem Innern war es sonderbar still. Eine Art von Betäubung, die keinen Schmerz aufkommen ließ.

      »Wir haben herausgefunden, daß Sie mit dem Vater der jungen Frau in freundschaftlicher Beziehung standen, bis der alte Herr vor Jahren starb. Wir wissen auch, daß Frau Brünnig einige Zeit als Sekretärin bei Ihnen arbeitete und daß die Familie hier oft die Ferien verbrachte. Aber all dies, Herr Olsen, berechtigt Sie nicht, die Kinder nun hier zu verbergen, weil Sie vielleicht annehmen, Kai und Heike gingen nicht gern mit ihrem Onkel und Tante aus Hannover fort.«

      Fräulein Krümel war es ein wenig unbehaglich in ihrer Haut angesichts des schweigsamen Mannes, der nun brüsk zu ihr herumfuhr und sie unterdrückt anherrschte: »Scheren Sie sich hinaus! Ich sage Ihnen, die Kinder sind nicht hier, und damit basta!«

      Fräulein Krümel japste nach Luft. Sie fühlte, wie ihr das Blut in die Wangen schoß, und entgegnete heftig: »Wie… wie reden Sie denn mit mir? Ich bin schließlich eine Amtsperson! Mein Name ist Krümel, Fräulein Krümel von der Familienfürsorge. Ich habe die Pflicht, mich um Kai und Heike zu kümmern!«

      Henry Olsen starrte die Frau zornig an.

      »Es ist mir egal, wer Sie sind und woher Sie kommen, Fräulein Krümel. Soso! Sie sind eine Amtsperson! Schön, dann verschwinden Sie nun, Sie aufdringlicher Käsekrümel!«

      Das war zuviel!

      »Das… das werden Sie bereuen!« stieß Fräulein Krümel empört hervor. »Ich komme wieder! Glauben Sie bloß nicht, Sie könnten mich durch Ihr unmögliches Betragen aus der Nähe; der Kinder vertreiben! Das wäre ja noch schöner! Ihnen überläßt man doch nicht zwei so reizende Kinder! Nicht, solange ich den Fall bearbeite! Nur über meine Leiche, Herr Olsen! Gute Nacht!«

      Fräulein Krümel warf den Kopf in den Nacken, flammte Olsen ein letztes Mal erbittert an und drehte sich dann zur Tür herum.

      »Leben Sie wohl, Fräulein Krümel!« schrie Olsen ihr nach.

      Die beiden Streithähne hatten im Eifer ihres Gefechts die leisen Kichertöne nicht vernommen, die unterdrückt von der Galerie drangen.

      Kai und Heike kämpften vergeblich mit ihrem Lachreiz, als Old Henry die Fürsorgerin bei ihrem Namen anredete. Der beißende Spott in seiner Stimme war nicht zu überhören.

      Als er sie nun gar einen Käsekrümel nannte, war es um Kai und Heike geschehen.

      Wohl hielten sie sich noch zurück, bis die Fürsorgerin die Haustür hinter sich ins Schloß geworfen hatte. Dann jedoch platzten sie heraus und lachten aus vollem Hals!

      Wie vom Blitz getroffen, schnellte Olsen herum und starrte die Treppe hinauf. Was war denn das?

      Dort waren plötzlich zwei kleine Gestalten aufgetaucht, an deren Seite sich der kleine

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