Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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      Bin im allgemeinen nicht für solche dramatischen Effekte, dachte er ein wenig ironisch, als er den Raum verließ.

      Kai lag in dem großen Bett und sah sehr zufrieden aus. Er fühlte sich plötzlich wieder ein wenig geborgen.

      »Gute Nacht, Old Henry… Vati!« rief er hinter Olsen her. »Grüß Heike, wenn sie wach wird.«

      Olsen verhielt kurz den Schritt. »Gute Nacht, mein Sohn!«

      *

      Fräulein Krümel erwartete ihn vor Heikes Tür und bat ihn mit wenigen Worten zu einer Unterredung in die Küche.

      »Warum in die Küche? Wollen wir nicht lieber…?«

      Olsen machte eine einladende Geste zum Wohnzimmer hin, was von Fräulein Krümel jedoch ignoriert wurde.

      Sie begab sich in die Küche, hantierte am Elektroherd und ließ Olsen zunächst einmal in einer quälenden Ungewißheit.

      Schließlich hielt er es nicht mehr aus und fragte: »Was fehlt dem Kind? Ist Heike ernsthaft erkrankt? So reden Sie doch schon!«

      Erregt begann er in der Küche herumzuwandern, blieb dann bei der Frau stehen und blickte in den Topf. Ein eigentümlicher Geruch stieg ihm in die Nase.

      »Kamillentee, nicht wahr? Hat sich meine alte Lina auch immer aufgebrüht, wegen ihrer Galle. Aber«, fügte er fast entsetzt hinzu: »die Kleine wird doch nicht auch schon so was haben. Gallenkolik!«

      Fräulein Krümel hob den Blick zu ihm auf, und nun entdeckte Olsen doch den Anflug eines Lächelns in ihren Zügen.

      »Nein, nein, keine Kolik. Das Kind hat die Masern. Hat sich wahrscheinlich im Kindergarten angesteckt. Eine an sich harmlose Kinderkrankheit.« Olsen stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus, was Fräulein Krümel sofort zu der Bemerkung veranlaßte: »Dennoch haben Sie unglaublich verantwortungslos gehandelt, als Sie Heike allein im Haus ließen.«

      »Ich mußte es tun! Der Junge wollte sich selbständig machen!« rief Olsen und gestikulierte nervös mit seinen Händen, bis er sie plötzlich sinken ließ und die Frau anstarrte. »Sagen Sie mal«, fragte er, »wo haben Sie denn Ihre Brille gelassen? Sie trugen doch sonst immer dieses gräßliche Ding. Und überhaupt…«

      Zum erstenmal betrachtete er die Fürsorgerin genauer.

      Doris hat recht, dachte er. Wo hatte ich nur meine Augen! Sie ist ja eine äußerst aparte Person, dieses Fräulein Krümel. Käsekrümel! Das fuhr ihm gleich danach durch den Sinn und trieb ihm eine Blutwelle in die Schläfen.

      »Ich trage die Brille nur bei bestimmten Anlässen«, sagte die Fürsorgerin in seine Gedanken hinein, während sie frischen Tee in die Kanne füllte.

      »Und bei welchen?« Olsen beeilte sich, ihr den leeren Wassertopf abzunehmen.

      »Nun, wenn die Situation es erfordert, daß ich, sozusagen von Amts wegen eine Respektsperson verkörpere. Meine Vorgesetzte, Frau Steiger, vertritt die Ansicht, im Grunde sei ich für meinen Beruf nicht… nicht reif genug.«

      »Ihre Vorgesetzte meint, Sie seien zu hübsch«, warf Olsen trocken ein, »und wahrscheinlich hat Frau Steiger recht damit. Sicherlich kommt Ihnen manches unter die Nase.«

      »Das stimmt, wenigstens am Anfang, bis ich zu gewissen Mitteln griff, um meinem Äußeren jenes Bild von Autorität zu verleihen, das jede Vertraulichkeit ausschließt.«

      Fräulein Krümel wandte sich voll dem Mann zu und blickte ihn mit ihren überraschend schönen tiefblauen Augen ernsthaft an.

      »Ich vermeide so, daß Männer mich betrachten, wie Sie es nun tun, Herr Olsen.

      Ich wäre Ihnen dankbar, wenn wir nun zu unserm Gespräch kämen.«

      Fast war Olsen nun amüsiert. Beide Hände leicht hebend, gab er mit jungenhaftem Grinsen zurück: »Bitte, bitte! Ich warte ungeduldig auf Ihre Strafpredigt, Fräulein Krümel.«

      Sie ließ sich am Küchentisch nieder und faltete beide Hände in ihrem Schoß.

      »Nun gut, beginnen wir. Sie haben sich strafbar gemacht, dennoch will ich Sie nicht zu hart verurteilen, denn Heike, mit der ich vorhin ein langes Gespräch hatte, sagte mir, Sie seien an jenem ersten Abend, als ich bei Ihnen war, tatsächlich noch unwissend gewesen. Belogen haben Sie mich demnach nicht. Später hatten Sie sicherlich ein gewisses Mitgefühl für die elternlosen Kinder. Ich will versuchen, dies meinen Vorgesetzten irgendwie verständlich zu machen, so daß Sie ohne Strafe davonkommen, Herr Olsen. Selbstverständlich müssen die Kinder morgen zurück ins Waisenhaus. Aber das werden Sie sicherlich begrüßen. Die Belastungen durch Kai und Heike haben gewiß schon an Ihren Nerven gezerrt.«

      Zuerst wollte Olsen aufbrausen, dann jedoch erinnerte er sich seiner eigenen Worte Kai gegenüber. Er brauchte das Wohlwollen der Fürsorgerin, obwohl es fast über seine Kräfte ging, so gelassen zu antworten.

      »Es mag Sie überraschen, Fräulein Krümel, aber die Kinder waren keine Belastung für mich. Im Gegenteil. Um es gleich zu sagen, ich will Kai und Heike behalten. Ja, behalten! Sie haben richtig verstanden. Ich will die beiden adoptieren, wenn Sie das eher verstehen. Wie Ihnen bekannt sein dürfte, bin ich ein wohlhabender Mann, habe keine eigenen Kinder, und ich komme langsam in die Jahre, wo man sich nach Heim und Familie sehnt.«

      Forschend blickte die Fürsorgerin Henry Olsen an. Ihre Wangen besaßen heute etwas Farbe, und da sie unter der Lampe saß, tanzten auf ihrem bernsteinfarbenen Haar kleine goldene Reflexe.

      Ihre Frisur wirkte jetzt am späten Abend auch nicht mehr ganz so streng. Einige Haarsträhnen hatten sich gelockert und machten das herbe Gesicht weicher.

      Olsen betrachtete sie mit wachsendem Vergnügen und malte sich aus, wie dieser schmale, herbe Mund wohl aufblühen möge, wenn er…

      »Herr Olsen!«

      Ihre Stimme ließ ihn auffahren. War er verrückt geworden? Träumte hier von etwas, was niemals eintreten würde, und was diese Person, die ihn mit ihren wohldosierten Kränkungen ständig herausforderte, wahrscheinlich als eine einzige Beleidigung auffassen würde.

      »Herr Olsen, warum wollen Sie gerade Kai und Heike mit dem zweifelhaften Vergnügen einer Adoption beehren? Nur weil die beiden zufällig in Ihr einsames Haus gekommen sind?«

      Mit einem abschätzenden Blick streifte sie Tür und Fensterrahmen; die dringend der farblichen Ausbesserung bedurften. Olsen empfand leise Beschämung. Das Haus befand sich tatsächlich in einem recht schäbigen Zustand.

      Aber er würde ja mit Kai und Heike auch nicht hier leben, sondern in Hamburg.

      Schon wollte Henry Olsen die Frau mit einigen leeren Worten abspeisen, wollte ihr sagen, warum nicht Kai und Heike?

      Aber dann trafen sich ihre Blicke, und unter dem zwingenden Ernst dieser Frauenaugen erkannte Olsen, daß ihm nur die Wahrheit blieb, wenn er überhaupt mit ihrer Hilfe rechnen konnte.

      »Ich habe die Mutter dieser beiden Kinder einmal sehr geliebt«, entgegnete er ruhig.

      Sekundenlang zeigte sich in dem schmalen Gesicht leise Überraschung. Schließlich entgegnete sie mit etwas sanfterer Stimme:

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