Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Doch sie fing sich schnell und fügte hinzu:
»Herr Olsen ist ein vermögender Mann. Es wäre für Kai und Heike gesorgt.«
Aber Frau Steiger winkte ab.
»Liebes Kind, Sie wissen recht gut, daß es andere, wichtigere Dinge gibt, die bei einer solchen Entscheidung zu beachten sind. Dinge, die auch für die betroffenen Kinder viel bedeutsamer sind als Reichtum. Allerdings dürfen wir im Interesse der Kinder nicht voreilig unser Urteil über Olsen fällen.«
Das war immerhin schon etwas. Fräulein Krümel atmete heimlich auf und musterte ihre Vorgesetzte mit wachsender Spannung.
Immer wenn Frau Steiger so intensiv ihre Topfblume betrachtete, wälzte sie hinter ihrer Stirn schwere Gedanken.
Nun wandte Frau Steiger den Blick voll Cornelia zu.
»Wer ist denn im Moment bei den Kindern? Herr Olsen wird ja nicht gut allein mit den beiden zurechtkommen.«
Zögernd bekannte die junge Fürsorgerin, daß sich gegenwärtig tatsächlich sonst niemand in dem großen Haus befände.
»Hm!« Wieder schweifte Frau Steigers Blick zur Fensterbank, auf der einsam ein Alpenveilchen vor sich hin welkte. Dann kehrte ihr Blick jäh zurück, und völlig unmotiviert fragte sie: »Hatten Sie in diesem Jahre eigentlich schon Urlaub, Cornelia?«
»Nein. Warum? Ach, Sie… Sie denken, ich soll…?«
Frau Steiger nickte, während ein Schmunzeln über ihr Gesicht glitt.
»Ganz recht! Sie werden in Lippoldsberg Ferien machen, um Kai und Heike noch besser verstehen zu können und um gewissenhaft zu prüfen, ob es sich bei Herrn Olsen nicht nur um eine Laune handelt mit seiner Absicht, die beiden Waisen an Kindes Statt anzunehmen. Sehen Sie, hier! Wissen Sie, was das ist?« Frau Steiger schwenkte einen kleinen Zettel vor Cornelias Augen und fügte hinzu: »Das ist eine sehr hohe Geldzuwendung von einem Anwalt des Herrn Olsen. Für das neue Waisenerholungsheim an der Ostsee. Tja, so schlau ist Olsen schon. Wir müssen uns mit seinen Wünschen näher vertraut machen.«
Seufzend legte Frau Steiger den Bankauszug zurück in ihren Schreibtisch, wobei sie die junge Beamtin nicht aus den Augen ließ.
»Cornelia! Ich weiß, daß Ihnen das Schicksal der Kinder sehr am Herzen liegt. Bitte, gehen Sie zu Henry Olsen! Prüfen Sie ihn, und dann geben Sie mir einen genauen Bericht über diesen Menschen. Sehen Sie sich auch seine zukünftige Frau an. Ich vertraue auf Ihr Urteil.«
Damit war Fräulein Krümel entlassen. Sie erhob sich und gab fest zurück: »Ich danke Ihnen für Ihr Vertrauen, Frau Steiger. Ich fahre noch heute nach Lippoldsberg. Meine Pläne bezüglich Langeoog stelle ich halt zurück.«
Das kam lächelnd und sehr glücklich, und Fräulein Krümel war es auch, eigentlich zum erstenmal wieder seit fünf Jahren. Genauer gesagt, seit jenem Tag, da ihr Glück an den Worten eines alten Mannes zerbrach, der für seinen großen Erbhof einen Nachkommen wünschte.
Er hatte einen Sohn, gewiß, soweit war der Hof in guten Händen. Daß sein Sohn jedoch ein Mädchen ehelichen wollte, das keine Kinder mehr bekommen konnte, stellte alles in Frage. Da mußte was geschehen. So kam es zu jenem Gespräch zwischen Edward Martinsen und der gerade von einem schweren Sturz genesenen Cornelia Krümel.
Ein Sturz vom Pferd, und das Glück liegt in Scherben, dachte die junge Fürsorgerin nun, während sie sich mit einem warmen Händedruck von der Leiterin verabschiedete. Ihrem glücklichen Gesicht waren die schmerzlichen Erinnerungen nicht anzusehen, die jäh in Cornelia aufgestiegen waren.
Sie war schon an der Tür, als Frau Steiger ihr leises nachrief: »Ach, Cornelia! Wissen Sie schon, daß gestern jemand nach Ihnen gefragt hat?«
»Nein! Wer war es denn?« Ahnungslos drehte sich Cornelia um. Warum klang die Stimme von Frau Steiger plötzlich so… so mitleidvoll?
»Nun, es war Horst Martinsen!«
Frau Steiger senkte rasch den Blick auf die Akten, weil ihr der wehe Ausdruck in Cornelias zuvor so glücklichem Antlitz Unbehagen verursachte.
Meine Güte, dachte sie voller Mitgefühl, das Mädchen ist ja nach all den Jahren immer noch nicht darüber hinweg.
»Was wollte er denn?« drang es da ein wenig zitterig an ihr Ohr.
»Sie sprechen, Cornelia.« Frau Steiger blickte nun doch auf und mußte feststellen, daß dann ein winziger Hoffnungsfunke in dem stillen, feinen Gesicht aufgelebt war. »Er sagte, er müsse Sie dringend sprechen.«
Eine Sekunde stand Cornelia sehr still, dann wandte sie sich um und schritt hinaus.
Seufzend hob Frau Steiger die Schultern. Sie dachte an den alten Herrn, an Cornelias Vater draußen auf dem Land bei seinen Bienen.
»Eine Bienenzucht müßte man haben«, sagte die Leiterin mit einem bitteren, resignierenden Lächeln vor sich hin und nahm sich vor, am nächsten Sonntag einmal ihren alten Chef aufzusuchen, um mit ihm eine Partie Schach zu spielen und das Neueste über Bienenzucht zu erfahren.
Dabei würde man natürlich auch über Cornelias Zukunft reden, die so ganz im dunkeln lag.
Nachdem ihre Verlobung mit Horst Martinsen geplatzt war, lebte Cornelia nur noch für ihren Beruf. Das war doch nicht richtig. Sie war erst dreißig Jahre alt.
*
Henry Olsen hatte den dickleibigen, gemütlichen Landarzt kommen lassen, der die Diagnose von Fräulein Krümel bestätigte und der Kleinen noch einige Tage Bettruhe verordnete.
»Dann wird sie wieder im Garten herumtollen mit ihrem Bruder und Bimbo«, sagte er verabschiedend zu Olsen, den er von früheren gelegentlichen Besuchen bei Jutta Brünnig während deren Ferienaufenthalte kannte.
Er kannte auch die Kinder und musterte Olsen jetzt recht neugierig. Der alte Herr war nun mal an all seinen Patienten interessiert, und natürlich hatte er vom Tod der hübschen, jungen Frau in der Zeitung gelesen.
»Es ehrt Sie, mein Lieber, daß Sie die armen Kinder trotzdem wie alljährlich in den Ferien bei sich aufgenommen haben. Aber im Vertrauen! Wächst Ihnen das mit den beiden nicht über den Kopf?«
Dr. Wirts und Olsen stiegen zusammen die Treppe hinunter, und nun blieb der Arzt stehen und sah Olsen forschend an. »Ihre Lina habe ich doch ins Hospital überwiesen, fällt mir gerade ein. Wer versorgt denn nun den Haushalt?«
Ehe Henry antworten konnte, ertönte vom Hauseingang eine helle Frauenstimme:
»Ich, Herr Doktor! Sagen Sie mir rasch, wie es Ihrer kleinen Patientin geht. Hat sie noch Fieber?«
Olsens erstaunten Blick leicht befangen erwidernd, trat Cornelia Krümel näher, gefolgt von Kai, der sie vorhin im Garten schon über den Besuch des Doktors informiert hatte.
»Fieber? Keine Spur! Das Kind braucht eine warme Milchsuppe. Können Sie so was bewältigen?« Intensiv musterte der Landarzt die junge Frau. »Hab’ Sie doch schon mal irgendwo gesehen. Aber wo?«
Lächelnd reichte Cornelia dem Arzt die Hand.
»Ich bin Beamtin der Städtischen