Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen

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Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman - Jutta von Kampen Mami Bestseller Staffel

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ist richtig«, bekannte Olsen offen.

      Fräulein Krümel legte ihre Handflächen um die Teekanne, während sie zu Olsen aufblickte. »Aber es wird nicht leicht sein. Sie werden Ihr Leben grundlegend ändern und auf manche – hm – Annehmlichkeiten verzichten müssen. Falls es Ihnen Ernst ist…«

      »Es ist mein heiliger Ernst.« Olsen neigte sich der Frau zu und bat eindringlich und ohne jene Selbstsicherheit, die ihn sonst niemals zu verlassen pflegte: »Helfen Sie uns! Bitte, stellen Sie sich auf unsere Seite! Ich weiß, was ich da von Ihnen verlange, denn Sie lehnen mich eigentlich ab. Sie finden mich weder sympathisch noch sonderlich charakterfest. Aber dennoch bitte ich Sie, uns zu helfen, denn ich weiß, daß Sie einen gewissen Einfluß auf die Dinge haben. Tun Sie es für die Kinder! Sie haben einmal gesagt, Sie hätten Kai und Heike ins Herz geschlossen.« Sich aufrichtend, starrte Olsen die junge Frau herausfordernd an. »Was hindert Sie also daran?«

      Seufzend erhob sich die Fürsorgerin.

      »Sie vergessen ganz, daß Sie nicht verheiratet sind, Herr Olsen! Das ist nun einmal die erste Voraussetzung für eine Adoption.«

      Grimmig nickte er. »Ja, ja, ich weiß. Ich werde sehr rasch heiraten, befinde mich schon auf Freiersfüßen.«

      Er lachte trocken auf, als er den bestürzten Ausdruck der Frau bemerkte.

      »Nur der Kinder wegen wollen Sie…?«

      Fräulein Krümel verstummte, wurde ein wenig rot und schritt hastig zur Tür.

      »Na und?« Olsen folgte ihr. »Was nutzt es, immer nur schöne Reden zu halten von Opferbereitschaft und Pflichten gegenüber der Gesellschaft. Sie würden ein solches Opfer wohl nicht auf sich nehmen, um zwei Waisen zu einem neuen Heim zu verhelfen?«

      Fast gespannt wartete Henry Olsen auf ihre Antwort. Als sie kam, fühlte er leise Beschämung und Verwunderung, denn Fräulein Krümel entgegnete ruhig:

      »Kein Mensch hat je dieses Opfer von mir verlangt, Herr Olsen, darum kann ich Ihnen darauf keine Antwort geben. Und was meine Pflichten angeht, so erfülle ich die jeden Tag, auch heute nacht, obwohl mein Dienst im allgemeinen gegen sechs Uhr zu Ende ist. Jetzt ist es genau halb zehn. Das Kind braucht nun wieder etwas Tee. Kommen Sie mit zu Heike hinauf?«

      »Ja! Ja, wenn Sie gestatten.« Olsen schritt an ihrer Seite die Treppe hinauf. »Wollen Sie etwa heute nacht bei der Kleinen bleiben? Ich meine, vielleicht könnte ich…?«

      Mitten auf der Treppe blieb sie stehen und schenkte ihm zum erstenmal ein warmes, herzliches Lächeln, das sie wieder von einer völlig neuen, zauberhaften Seite zeigte.

      »Natürlich bleibe ich hier. Ich lasse Sie doch nicht mit dem Kind allein. Helfen? Nun gut, wenn Sie unbedingt wollen, können Sie mir später helfen, das Bett frisch zu überziehen. Heike war sehr fiebrig, und dann schwitzen Kinder gern.«

      Sie schritt weiter, und Olsen folgte ihr sehr nachdenklich.

      *

      »Guten Morgen, Frau Steiger!«

      Schwungvoll betrat Cornelia Krümel das Büro der Leiterin.

      »Guten Morgen! Nanu! Sie strahlen ja geradezu.«

      Frau Steiger warf einen erstaunten Blick auf ihre Armbanduhr. Der Morgen war schon recht weit vorangeschritten.

      Dann, nach einem Blick in das Gesicht der jungen Fürsorgerin, stieß Frau Steiger die hoffnungsvolle Frage hervor: »Die Kinder! Sind die beiden endlich gefunden worden?«

      »Jawohl, und sie sind gesund und munter. Das heißt, die Kleine hat die Masern und liegt im Bett, daher meine Verspätung. Ich habe mich heute nacht um Heike kümmern müssen.«

      Cornelia Krümel nahm vor dem Schreibtisch der Leiterin Platz und begann mit ihrem Bericht.

      Frau Steiger zeigte sich erfreut und fast ein wenig bewegt.

      »Kindchen, bin ich wirklich erleichtert«, sagte sie, nachdem die junge Fürsorgerin geendet hatte. »Soso! Die Kinder haben also jenen Ort aufgesucht, an dem sie so viele glückliche Ferientage mit der verstorbenen Mutter verlebt haben. Eigentlich zu verstehen, nicht wahr? Wir hätten gleich darauf kommen müssen. Kai hat ja während des kurzen Aufenthalts im Waisenhaus ständig von dem Olsenhaus erzählt.«

      Nachdenklich betrachtete Frau Steiger das glückliche Gesicht ihrer jungen Beamtin, die sie während der vergangenen drei Tage oft tief verzweifelt erlebt hatte.

      »Ihnen ist gewiß ein Stein vom Herzen gefallen, nicht wahr, Cornelia?«

      Stumm nickte Fräulein Krümel. Sie senkte den Blick auf ihre im Schoß ruhenden Hände und fragte endlich zögernd:

      »Wird man Herrn Olsen bestrafen? Ich meine, weil er die Kinder doch zwei Tage in seinem Haus versteckte, während die Polizei nach Kai und Heike suchte. Es waren nur zwei Tage, Frau Steiger. Als ich das erste Mal im Haus war, da wußte er ja noch gar nichts von der Anwesenheit der Kinder. Ich habe Kai gefragt. Es stimmt! Und wenn ich mir die Behauptung erlauben darf, die Kinder sind gern dort. Sie haben dort sogar wieder ein wenig Vertrauen gewonnen. Ihr Schmerz, die tiefe Verzweiflung sind ein wenig abgeklungen. Herr Olsen versteht es wunderbar, mit Kai und Heike umzugehen. Davon konnte ich mich selber überzeugen.«

      Nachdenklich hatte Frau Steiger zugehört. Nun spielte ein weises Lächeln um ihre Lippen, spiegelte sich in den warmherzigen Augen und gab ihren Zügen einen gütigen Ausdruck, den Cornelia Krümel schon kannte.

      »Wie geht es eigentlich Ihrem Vater?« fragte sie ablenkend.

      Cornelias Vater war vor vielen Jahren ihr Vorgesetzter. Er wurde ihr im Laufe der Zeit ein treuer Freund, mit dem Frau Steiger ab und zu eine Partie Schach spielte. Herr Krümel war ja nun schon lange pensioniert.

      »Vater geht es gut«, entgegnete Fräulein Krümel leicht verwundert und ein wenig nervös. Warum lenkte Frau Steiger plötzlich auf ein anderes Thema über?

      Aber da meinte die Leiterin auch schon in einem völlig veränderten, kühlen Ton: »Da hat Herr Olsen sich ja schön in die Nesseln gesetzt. Wir müssen die Kinder dort natürlich schnellstens fortholen.«

      Unruhig spielte Cornelia mit ihrem Drehbleistift.

      »Aber Heike wird das Bett in den nächsten Tagen nicht verlassen dürfen. Und überhaupt! Könnte man die Kinder nicht die Ferien über bei dem Mann lassen? Herr Olsen äußerte die Absicht, Kai und Heike zu adoptieren. Er sagt, er habe Frau Brünnig einmal geliebt. Ja, genauso drückte er sich aus.«

      Nun senkte Cornelia erneut den Blick vor den erstaunten Augen ihrer Vorgesetzten.

      »Das wird ja immer besser!« stieß die Leiterin ärgerlich hervor. »Der Mann ist doch Junggeselle und steht in keinem besonders guten Ruf. Wir können unsere Zustimmung zu einer Adoption nur dann geben, wenn Henry Olsen eine Frau vorzuweisen hätte, die unseren Vorstellungen in etwa entspräche.«

      Rasch hob Cornelia den Blick zu Frau Steiger.

      »Er will schnellstens heiraten. Bedenken wir doch, daß sich die Verwandten der Kinder in keinem sehr günstigen Licht gezeigt haben. Sie sind sehr bald heimgereist, und ihre Anrufe und Fragen nach den verschollenen Kindern sind mehr als dürftig. Nun ja, es sind ja keine großen Geldmittel vorhanden.«

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