Mami Bestseller Staffel 4 – Familienroman. Jutta von Kampen
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Schweigend wandte sie sich ab, wollte den Steg verlassen, als plötzlich ein weher Ausruf erklang: »Cornelia! Geh doch nicht fort! Bitte, bitte! Wer bringt mich denn heute ins Bett? Meine Mami ist tot. Ich habe doch niemanden sonst, der… der mich ein bißchen liebhat.«
Heike stand plötzlich vor ihr. Ihr erhitztes kleines Gesicht verzog sich zum Weinen. Sie sah Cornelia so bittend an, daß sich in deren Kehle ein dicker Kloß festsetzte. Nicht einmal reden konnte sie. Aber sie konnte Heike in ihre Arme ziehen, und das beruhigte die Kleine sofort.
»Nicht«, schluchzte sie erleichtert auf und barg ihre Wange an Cornelias Wange, »du gehst gar nicht fort? Das hast du nur so gesagt.«
Cornelia schloß gepeinigt die Augen, richtete den Blick dann bittend auf Olsen, der ihr nun das Kind sanft, aber bestimmt abnahm.
»Cornelia hat heute einmal einen freien Tag, meine Süße, und damit finden wir uns jetzt ab. Erwachsene Leute brauchen so was manchmal, auch eine Fürsorgerin macht da keine Ausnahme.« Und sah verwundert zu ihm auf.
Das klang nun wieder leicht boshaft, und Olsens Lächeln, mit dem er Cornelia betrachtete, war geradezu unverschämt.
Er wollte, daß sie sich ärgerte. Natürlich!
Das gab ihr den Mut, sich durchzusetzen, notfalls sogar gegen die Stimme ihres Herzens.
Sich an Kai wendend, der starr dastand und einen maßlos enttäuschten Blick auf Cornelia warf, sagte sie nun: »Ich hoffe, du kümmerst dich ein wenig um deine Schwester, Kai. Gute Nacht!«
Damit wandte sie sich hastig um und lief über den Steg zurück.
Atemlos kam sie bei Horst Martinsen an, der sie liebevoll in seine Arme zog und leicht auf die Wange küßte.
»Du brauchst dich nicht erst umzukleiden, Liebes. Du bist schön genug. Du gefällst mir fast noch besser als vor Jahren.«
Er nahm ihre Hand, und so schritten sie das kurze Stück zum Wagen.
Cornelia war selig. Sein vertrauter Gang, seine Hand in der ihren – wie lange hatte sie darauf verzichten müssen. Hatte sie kein Recht auf Glück?
»Und dein Vater hat seine Einstellung plötzlich geändert?« fragte sie während der Fahrt.
»Was blieb ihm anders übrig«, lachte der junge Mann.
»Ich will dich zur Frau, Cornelia, keine andere. Er mußte es schließlich einsehen.«
Nun ja, wenn das so war! Zufrieden kuschelte sich Cornelia tiefer ins Wagenpolster und schloß die Augen.
Die ersten Blitze zuckten zur Erde, und schlagartig war das Land in Finsternis getaucht.
Vor Cornelias Augen erhob sich ein kleines Gesichtchen mit verzweifelten, angstvollen Augen.
Es war Heike, und sie schien das Mündchen zum Weinen zu verziehen und auszurufen: »Niemand hat mich lieb. Meine Mami! Wo ist meine Mami! Wo ist Cornelia?«
Seufzend richtete Cornelia sich auf. Sie hatte plötzlich das Gefühl, etwas Kostbares verloren zu haben.
*
Ein orkanartiger Gewittersturm tobte und ließ das Gebälk des alten Hauses erzittern, so daß die Kinder erschreckt zusammenfuhren.
Heike weinte und verkroch sich unter die Decke, während Kai still dalag und auf die Geräusche im Haus lauschte.
Von unten drangen die erregten Stimmen der Erwachsenen zu ihm herauf.
Sie stritten sich, das konnte Kai hören, und sein Mund verzog sich schmerzlich. Cornelia hatte nie so laut geredet. Überhaupt!
Aber sie brauchten ja diese Frau, die immerhin freundlicher war als die erste, die damals hier auftauchte und Old Henry heiraten wollte.
Plötzlich zuckte Kai im Bett hoch! Da! Das war doch Motorengeräusch! Ob Onkel Henry weggefahren war? Kai warf sich aus dem Bett und sauste zur Tür.
Er eilte mit nackten Füßen zur Treppe und starrte hinab. Da stand Old Henry und sah verwundert zu ihm hinauf.
»Ist was, Kai?«
Kai schluckte krampfhaft und schämte sich seines Verdachts.
»Nein, nichts ist! Ich dachte nur… Ich glaubte, du seist weggefahren.«
Olsen schüttelte den Kopf, er kam ein paar Stufen die Treppe hoch.
»Junge, ich lasse euch doch nicht allein. Nein, nein! Es ist nur so… Fräulein von Ulstett ist abgereist.«
»Ach so!« Das kam zutiefst erleichtert. Kai grinste den Mann an. »Ist schon in Ordnung. Mach dir keine Gedanken um die Adoption. Mir ist da was Tolles eingefallen. Das erzähle ich dir morgen.«
Ein wenig gequält grinste auch Olsen.
»Schön, Kai! Aber nun geh wieder in dein Bett, Junge.«
»Gute Nacht, Old Henry… Vati!«
»Gute Nacht, mein Sohn!« erwiderte Olsen rauh und blickte hinter dem Jungen her.
Dann wandte er sich mit einem Aufstöhnen ins Wohnzimmer zurück, in dem vorhin die unerquickliche Auseinandersetzung mit Doris stattgefunden hatte.
Es ging einfach nicht mit ihnen. Im Grunde basierte ihr Verhältnis nur auf einer recht oberflächlichen Leidenschaft füreinander. Darauf konnte man kein Fundament für eine eheliche Partnerschaft aufbauen.
Gerade schenkte Olsen sich einen doppelten Whisky ein, als die Türglocke anschlug.
Also war Doris zurückgekehrt, und das Ringen um Einsicht ging weiter. Olsen fühlte sich müde und ausgebrannt. Er war gereizt und riß die Tür heftig auf.
»Es führt doch zu… zu nichts.«
Die letzten Worte kamen mehr gedankenlos. Olsen blickte auf die junge Frau, die da mit nassem Haar, denn es goß mittlerweile in Strömen – vor ihm stand und nun entgegnete:
»Wir sollten miteinander reden, Herr Olsen. Ich meine, in aller Ruhe und Nüchternheit. Immerhin hätten Sie in mir eine Partnerin zur Seite, die großen Einfluß bei den Behörden hat. Sicherlich würde man die Adoption beschleunigen, wenn… wenn ich Ihre Frau wäre. Es wäre natürlich eine Ehegemeinschaft auf rein freundschaftlicher Basis. Ihre Freiheit würde in nichts beschnitten. Nur die Kinder…, wegen der Kinder…«
Nun geriet Cornelia völlig aus dem Konzept, denn Olsen schüttelte nachdrücklich sein Haupt, packte sie beim Arm und zog sie mit sich ins Wohnzimmer.
»Das geht leider nicht so, wie Sie sich das ausgedacht haben, Cornelia«, sagte er gleichmütig.
Sie holte tief Luft und begann von neuem.
»Ich habe draußen gestanden und mitgekriegt, daß… daß Fräulein von Ulstett weggefahren ist. Machen Sie mir bitte nichts vor, Herr Olsen. Sie kommt nicht wieder. Doris ist keine Frau, die wegen zwei Kindern, die nicht einmal ihre eigenen sind, ihren Lebensstil ändert. Da hilft es nicht