Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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paar Lampen. Die beiden jungen Leute hatten sich an die Hand gefaßt und gingen leise, beinahe auf Zehenspitzen, durch das Gotteshaus.

      »Was für eine Pracht!«

      Thomas hatte unwillkürlich geflüstert. Was er sah, war wirklich beeindruckend. Gold, Blau und Rot waren die beherrschenden Farben. Die Fensterbilder stellten Szenen aus dem Alten Testament dar, und das gewaltige Kreuz über dem Altar strahlte, trotz der geringen Beleuchtung, golden.

      Sie setzten sich für einen Moment in eine der Kirchenbänke. Während Andrea seine Hand hielt, starrte Thomas Neumayr vor sich hin.

      Wieder war er auf der Flucht. Die paar Tage auf dem Brandtnerhof hatten ihn schon fast vergessen lassen wie es war, ohne Heimat zu sein, immer in Gefahr, entdeckt zu werden.

      Würde dieser Alptraum jemals ein Ende haben?

      Seine ganze Hoffnung galt Sebastian Trenker. Wenn es ihm gelang, den Geistlichen von seiner Unschuld zu überzeugen, dann war schon viel gewonnen. Andrea hatte ihn als einen Mann geschildert, der stets auf der Seite der Schwachen und Rechtlosen stand. Und genauso kam er sich jetzt vor – schwach und rechtlos. Und das alles nur, weil er einem Menschen vertraute, von dem er geglaubt hatte, daß dieser ihn niemals so hintergehen und ins Unglück stürzen würde.

      »Wir warten eine Stunde«, unterbrach Andrea seine Gedanken. »Dann müßte Hochwürden zurück sein. Sie werden jetzt kaum eine Suchaktion nach uns starten. Ich werd’ dann ins Pfarrhaus hinübergehen und mit Pfarrer Trenker reden. Schon wenn er mich sieht, wird er wissen, worum es geht.«

      Thomas legte seinen Arm um sie.

      »Ohne dich wär’ ich jetzt net hier«, sagt er. »Ich weiß gar net, wie ich dir für alles, was du für mich tust, danken soll.«

      »Wenn man jemanden aufrichtig liebt, erwartet man keinen Dank«, erwiderte sie schlicht und bot ihm ihren Mund zum Kuß dar.

      Ein Geräusch an der Kirchentür ließ sie auseinander fahren. Hastig sprangen sie auf und huschten unter die Galerie. Neben einem großen Bild befand sich die Tür zur Sakristei. Vorne wurde die zweite Tür geöffnet, als Thomas und Andrea in dem Raum verschwanden.

      Den Atem anhaltend und mit klopfendem Herzen standen sie in der Dunkelheit und lauschten.

      »Wer mag das sein?« flüsterte Thomas

      »Vielleicht ein später Besucher«, vermutete Andrea. »Oder der Herr Kammeier, der Messner.«

      Draußen hallten Schritte durch das Kirchenschiff. Schritte, die direkt auf die Sakristei zuzukommen schienen.

      *

      Sebastian stutzte, als er die Tür zum Vorraum öffnete. Es war ihm, als habe er im Innern der Kirche einen oder zwei Schatten gesehen.

      Hielt sich jetzt noch jemand hier auf? Und wenn ja, warum versuchte er, sich zu verstecken?

      Für einen Moment dachte der Seelsorger an Kirchendiebe. Nur sie hatten Grund zu verschwinden, wenn jemand sie bei ihrer Arbeit zu stören drohte. Doch dann wollte er nicht so recht daran glauben. Es war zwar schon einmal vorgekommen, daß etwas aus der Kirche gestohlen worden war. Aber das war gottlob nur einmal geschehen, und die Tat hatte schnell aufgeklärt werden können. Das Diebesgut, eine wertvolle Madonnenstatue, stand längst wieder an ihrem Platz und war seitdem durch eine Alarmanlage gesichert.

      Nein, Sebastian glaubte zu wissen, wem die beiden Schatten gehörten, die er gesehen hatte. Auf der Rückfahrt vom Brandtnerhof hatte er sich Gedanken gemacht und versucht, sich in die Lage von Andrea und Thomas zu versetzen. Er kannte das Madel, schließlich war es eines seiner Pfarrkinder, und er wußte, daß die Bauerntochter sich nie im Leben mit einem wirklichen Betrüger auf die Flucht gemacht hätte. Also mußte Andrea Vertrauen zu Thomas Neumayr haben, genauso wie sie Vertrauen zu ihm, ihrem Geistlichen, hatte. Sebastian war beinahe sicher, daß die beiden sich hier in der Kirche versteckt hielten und das Gespräch mit ihm suchen würden. Deshalb hatte er sich auch Max gegenüber nicht weiter darüber ausgelassen, was er zu tun gedachte. Er wollte seinen Bruder nicht in noch einen Gewissenskonflikt stürzen. Er rechnete es ihm ohnehin hoch an, daß Max sich bisher auf all das eingelassen hatte, was er von ihm verlangte. Das wäre gewiß nicht der Fall, wenn der Polizist nicht von Sebastians Menschenkenntnis überzeugt wäre. Aber der Bergpfarrer hatte mehrfach bewiesen, daß er sich auf seine Nase verlassen konnte. Sein Glaube an das Gute im Menschen hatte ihn noch nie getrogen.

      Sebastian ging geradewegs auf die Sakristei zu. Dorthin meinte er die zwei Gestalten huschen gesehen zu haben. Er öffnete die Tür und drückte den Lichtschalter. Eine Neonröhre flammte auf und ihr fahles Licht fiel auf zwei zitternde Gestalten.

      »Na?« war alles, was Pfarrer Trenker sagte.

      Thomas trat einen Schritt vor.

      »Die Andrea kann nix dafür«, rief er aufgeregt. »Es ist alles meine Idee gewesen.«

      Der Geistliche hob beschwichtigend die Hand.

      »Nur keine Aufregung. Ich mach’ keinem einen Vorwurf. Ich bin übrigens allein, mein Bruder liegt längst in seinem Bett.«

      Andrea stellte sich vor ihren Liebsten.

      »Hochwürden, Sie müssen uns helfen«, bat sie.

      »Natürlich«, nickte Sebastian. »Wenn ich kann…«

      »Ich werd’ unschuldig verfolgt«, unterbrach Thomas ihn. »Ich hab’ mich in Ihre Kirche geflüchtet und bitt’ Sie um Asyl. Alles, was man mir vorwirft, ist erstunken und erlogen. Ich bin unschuldig, aber ich kenn’ den wahren Schuldigen.«

      Noch einmal hob der Pfarrer die Hände.

      »Also, alles schön der Reihe nach«, sagte er. »Ich bin ohnehin hergekommen, weil ich euch hier vermutet hab’. Was das Asyl angeht, so gewähr’ ich es Ihnen, Herr Neumayr. Aber ich möcht’ alles hören, von Anfang an. Außerdem werd’ ich meinen Bruder darüber in Kenntnis setzen müssen, daß Sie sich hier aufhalten. Keine Angst – er wird sie net festnehmen. Erstens, weil er das Kirchenasyl respektiert und zweitens, weil ich ihn darum bitte.«

      Er wandte sich an das Madel.

      »Ich weiß, daß du am liebsten auch bleiben würdest…«

      Andrea Brandtner nickte heftig.

      »Ich halt’s aber für besser, wenn du wieder nach Hause

      fährst. Dem Thomas wird hier kein Haar gekrümmt, dafür verbürg ich mich. Und deine Eltern sind in größter Sorge. Du mußt unbedingt heim und mit ihnen sprechen. Zum einen, damit sie beruhigt sind, und zum and’ren – wenn das alles hier überstanden ist, dann werdet ihr zwei doch heiraten wollen, vermut’ ich mal. Die Eltern werden euch ihren Segen net verweigern, wenn sie erfahren haben, wie sich die Sache verhält. Aber du darfst sie net länger warten lassen. Das haben s’ net verdient.«

      Thomas nickte.

      »Hochwürden hat recht«, sagte er. »Ich fühl’ mich auch schon viel besser, seit ich weiß, daß ich net mehr allein bin. Fahr’ nach Haus und wart’ ab, wie sich alles entwickelt.«

      Ihrem Gesicht sah man an, daß Andrea einen harten Kampf ausfocht. Natürlich wäre sie viel lieber bei Thomas geblieben, aber sie sah auch ein, daß sie die Eltern nicht so lange im

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