Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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denk’ an dich«, versprach das Madel und wischte sich eine Träne aus dem Auge.

      »Bestimmt wird jetzt alles gut«, sagte Thomas zum Abschied, dann fiel die Kirchentür hinter der Bauerntochter zu.

      *

      »Sie wissen, daß Sie keinen Fuß vor die Kirchentür setzen dürfen?« sagte Sebastian. »Die Behörden, in diesem Fall mein Bruder, würden Sie sofort festnehmen.«

      Der junge Mann nickte.

      »Ja, das ist mir klar. Ich hab’ mich voll und ganz in Ihre Hände begeben.«

      In der Sakristei wurden alte Kirchenunterlagen aufbewahrt, Weihrauchgefäße und andere Utensilien, die während der Messe gebraucht wurden, ebenso die Gewänder des Geistlichen. Schränke und Regale standen an den Wänden, in der Mitte ein Tisch mit vier Stühlen. Der Bergpfarrer deutete darauf.

      »Setzen wir uns, und dann erzählen S’ mir Ihre Geschichte.«

      »Ich weiß gar net, wo ich so recht beginnen soll.«

      Thomas Neumayr schaute nachdenklich vor sich hin.

      »Mein Bruder und ich haben die Firma von unserem Vater übernommen«, fuhr er nach einer Weile fort. »Ein alteingesessenes Unternehmen mit einem treuen Kundenstamm. Viele der Anleger haben schon uns’rem Vater vertraut und dieses Vertrauen später auch auf uns übertragen. Es ist jetzt ziemlich genau sechs Jahre her, daß mein Bruder Bernhard und ich das Geschäft gemeinsam führen. Er kümmert sich um alles, was mit dem deutschen Anlagemarkt zu tun hat, während ich vor allem in den Vereinigten Staaten gearbeitet habe. Es ging darum, das Geld unserer deutschen Klienten drüben gewinnträchtig anzulegen.

      Vor ein paar Jahren noch war das überhaupt kein Problem. Die neuen Technologien, insbesondere in der Computerbranche, versprachen hohe Rendite, der Markt boomte nur so. Doch dann merkte ich allmählich, daß dieser Entwicklung nicht zu trauen war, und ich wurde vorsichtiger mit dem Geld unserer Kunden. Schließlich kehrte ich Amerika den Rücken zu und kam zurück. Das war vor einem halben Jahr. Bernhard war gar nicht erbaut davon, wie ich schnell merkte, und schon gar nicht war er bereit, mir einen Platz in der Chefetage einzuräumen.

      Ich nahm das alles nur nebenbei zur Kenntnis, Bernd und ich haben uns nie besonders gut verstanden. Schon als Kinder hatten wir ständig Streit, und vielleicht wäre ich niemals in das Geschäft eingestiegen, wenn unser Vater in seinem Testament es nicht so bestimmt hätte. Er wollte, daß wir das Unternehmen gemeinsam weiterführen, anderenfalls wäre es liquidiert worden.

      Wie gesagt, mein Bruder zeigte mir immer mehr, wie sehr es ihm gegen den Strich ging, daß ich wieder da war, und daß er mich am liebsten ganz hinausgeworfen hätte, war nicht mehr zu übersehen. Selbst den Angestellten fiel es schon auf. Aber so leicht konnte er mich nicht loswerden. Zum einen gehörten mir fünfzig Prozent der Firma, zum anderen hatte ich herausbekommen, daß Bernd heimlich Gelder unserer Mandanten an die Seite geschafft hatte, anstatt sie anzulegen. Den Anlegern zahlte er eine geringere Rendite, die Mittel dazu nahm er wiederum von anderen Geldgebern. Ich weiß nicht, wie lange es noch gutgegangen wäre, aber früher oder später mußte es herauskommen.

      Als ich Bernd darauf ansprach, stritt er alles ab. Doch ich hatte Beweise für sein schändliches Tun gesammelt. Dennoch ließ er mich einfach stehen, auch als ich ihm androhte, Anzeige zu erstatten. Am nächsten Tag standen plötzlich mehrere Polizisten und Beamte der Steuerfahndung in meinem Büro. Sie hatten eine richterliche Durchsuchungsanordnung dabei und beschlagnahmten alle meine Geschäftsunterlagen.

      Zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, daß Bernd dahintersteckte. In der Nacht zuvor hatte er alles belastende Material so manipuliert, daß ich als der Gesetzesbrecher dastand. Ich wurde vorübergehend festgenommen und stundenlang verhört. Inzwischen weiß ich, daß man mich sogar in Untersuchungshaft stecken wollte. Aber jemand bei der Polizei mußte nicht aufgepaßt haben und ließ mich gehen. Zwar mit der Auflage, mich wöchentlich auf dem Revier zu melden, aber ich war ein freier Mann.

      Ich nutzte die Gelegenheit und setzte mich ab. In der Hoffnung, irgendwann meine Unschuld beweisen zu können, floh ich, denn mir war klar, daß meine Freilassung nur auf einem Irrtum beruhen konnte. Zuerst wollte ich ins Ausland, doch inzwischen hatten die Behörden meine Scheckkarte sperren und einziehen lassen. Das Geld, das ich noch bei mir hatte, reichte nicht für ein Flugticket, und so schlug ich mich durch, so gut es eben ging. Sankt Johann liegt nahe der Grenze zu Österreich. Mein Gedanke war, mich dorthin abzusetzen und irgendwo unterzukriechen, bis die Zeit reif wäre, zurückzukehren und den wahren Schuldigen zur Rechenschaft zu ziehen. Als ich dann von dem kranken Knecht auf dem Brandtnerhof hörte, erschien mir die Gelegenheit genausogut wie jede andere. Allerdings wurde mir auch klar, daß ich es nicht allein schaffen würde. Ich vertraute mich der Andrea an, und wenn ich es auch zuerst net wollte – ich gestand ihr meine Liebe. Daß sie mich liebt, ahnte ich schon lang’, aber bei meiner ungewissen Zukunft schien es mir sinnlos zu glauben, daß aus dem Madel und mir ein Paar werden könne.«

      Thomas schmunzelte plötzlich.

      »Allerdings fragt die Liebe net nach dem Warum. Sie ist ein Geschenk, das man annehmen muß.«

      Sebastian Trenker hatte ihm die ganze Zeit über zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. Auch der Geistliche lächelte, als Thomas von der Liebe sprach.

      »Der Himmel schenkt sie, und da haben S’ recht, man muß sie annehmen und darf sie net zurückweisen.«

      Dann wurde er ernst.

      »Die Beweise, von denen S’ sprachen – gibt es sie noch, oder konnte ihr Bruder sie vernichten?«

      »Ja, es gibt sie«, antwortete der junge Mann. »Zwar befindet Bernd sich im Glauben, alles das, was ihn belastet, vernichtet zu haben. Aber der Arme ahnt nicht, daß ich eine Sicherungskopie installiert hab’ und zwar genau auf seinem Computer.«

      Der letzte Satz hatte einen sarkastischen Unterton. Allerdings konnte Pfarrer Trenker selbst dafür Verständnis aufbringen. Thomas Neumayr war auf übelste Art und Weise eines Verbrechens bezichtigt worden, dessen er sich nicht schuldig gemacht hatte. Kein Wunder, wenn er auf seinen Bruder nicht gut zu sprechen war.

      »Und an den Computer müssen wir herankommen!« meinte der gute Hirte von St. Johann. »Gewiß kein leichtes Unterfangen.«

      »Deshalb bin ich hier«, antwortete Thomas. »Als mir klar wurde, daß ich Hilfe brauche, hab’ ich gleich an Sie gedacht, und Andrea hat mir bestätigt, daß Sie net der Mann sind, der einen unschuldig Verfolgten im Stich läßt.«

      »Das werd’ ich gewiß net«, sagte Sebastian. »Natürlich könnten S’ mir viel erzählen, ich kann net nachprüfen, ob es die Wahrheit ist. Aber ich verlaß mich auf meine Menschenkenntnis, und die sagt mir, daß Sie kein Verbrecher sind, Thomas. Selbstverständlich werd’ ich Ihnen helfen, aber es gibt da ein paar Dinge, die wir beachten müssen.

      Zum einem ist da mein Bruder, der eingeweiht werden muß. Max vertraut mir, und wenn ich ihm sag’, daß Sie kein Betrüger sind, dann glaubt er mir. Aber er muß seine Behörde benachrichtigen, daß Sie bei mir um Asyl nachgefragt haben und ich es Ihnen gewähr’. Dann sollten wir darum bitten, daß über Ihren Aufenthalt hier nix in der Zeitung erscheint. Vor allem, um Ihren Bruder net zu warnen. Schließlich frag’ ich mich, wie wir an die Unterlagen kommen, die Ihre Unschuld beweisen?«

      Thomas sah den Seelsorger geradeheraus an.

      »Ich werd’ alles tun, was Sie verlangen, Hochwürden«, versprach

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