Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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junge Deutsche überlegte. Schreiben von Rechtsanwälten bedeuteten in der Regel nichts Gutes. Meistens handelte es sich um Schadenersatzforderungen, die ungleich höher waren als in Deutschland. Immer bewegten sie sich im Millionenbereich.

      Da er sich aber nicht bewußt war, irgendwem geschadet zu haben, riß Felix den Umschlag auf, nahm das Blatt Papier heraus und las.

      Mit jeder Zeile wurden seine Augen größer.

      »Das gibt’s doch gar nicht«, murmelte er im Selbstgespräch und las den Brief noch einmal.

      Schließlich ließ er das Papier sinken und schaute auf das Foto seiner Eltern. Vor sechs Jahren war der Vater verstorben, die Mutter folgte ihrem Mann ein Jahr später.

      Wer sollte ihm also etwas vererben?

      Er las das Schreiben ein drittes Mal. Aber alles schien seine Richtigkeit zu haben. Sein Name und die Adresse stimmten, das Anwaltsbüro kannte er, zumindest dem Namen nach.

      Oder wollte sich da jemand auf seine Kosten einen Scherz erlauben?

      Im ersten Moment kam ihm Steve Fieldman in Verdacht. Sie arbeiteten zusammen in der Computerfirma, teilten sich dort das Büro. Steve war für seine Späße berühmt und gefürchtet, aber so geschmacklos würde er wohl doch nicht sein.

      Felix steckte den Brief in seinen Aktenkoffer, bereitete sich ein kleines Abendessen zu und sah sich dann ein Footballspiel im Fernsehen an. Doch er merkte schnell, daß er sich nicht auf das Geschehen auf dem Spielfeld konzentrieren konnte. Immer wieder schweiften seine Gedanken zu dem Schreiben des Anwalts ab. Schließlich nahm er es wieder aus dem Aktenkoffer und las es erneut.

      Bitte ich Sie, in einer

      Erbschaftsangelegenheit in

      meinem Büro vorzusprechen

      stand dort schwarz auf weiß.

      Wer um alles in der Welt war der geheimnisvolle Erblasser?

      Außer ihm gab es doch keine lebenden Verwandten der Familie Thorwald mehr.

      *

      »Doch, Mister Thorwald«, sagte Jack Benson mit einem Lächeln, »es gab noch einen Onkel, der vor ein paar Wochen verstorben ist. Es handelt sich um Franz Bachmann, einen Halbbruder Ihrer Mutter.«

      Der Rechtsanwalt hatte Felix in seinem Büro, in der zweiunddreißigsten Etage eines Hochhauses empfangen. Sie saßen in bequemen Sesseln, und eine freundliche Sekretärin hatte Wasser und Kaffee serviert.

      Der Anwalt trank einen Schluck.

      »Kannten Sie Ihren Onkel nicht?« fragte er und stellte die Tasse wieder ab.

      Deutlich konnte er sehen, daß es hinter der Stirn seines gutaussehenden Besuchers arbeitete, als Felix Thorwald krampfhaft versuchte, sich an Onkel Franz zu erinnern.

      Allerdings mußte er dazu in Gedanken sehr tief in die Vergangenheit eintauchen.

      »Doch«, nickte er schließlich, »zumindest erinnere ich mich dunkel an ihn. Wissen Sie, Mister Benson, meine Mutter hat nie viel von ihrer Familie gesprochen. Mein Vater hat mir einmal erzählt, daß es da mal etwas gegeben hat, eine Art Familienstreit oder so. Genaues weiß ich nicht. Wie gesagt, es wurde nie viel darüber gesprochen.«

      »Sie stammen aus München?«

      Felix nickte.

      »Ja. Jedenfalls aus der Nähe.«

      »Und der Ort, wo Ihr Onkel gelebt hat, heißt Sankt Johann. Ich habe, nachdem mich die deutsche Botschaft beauftragt hat, nach Ihnen zu suchen, ein bißchen im Internet gestöbert. Sankt Johann liegt in den Alpen, an der Grenze zu Österreich. Ich muß sagen, ein sehr hübsches kleines Dorf.«

      Er schmunzelte.

      »Sie wissen ja, wir Amerikaner stehen sehr auf alles Bayerische.«

      Er trank erneut.

      »Also, um es kurz zu machen: Vor vierzehn Tagen erreichte mich ein Fax aus München, ein deutscher Kollege beauftragte mich, Nachforschungen nach Felix Thorwald anzustellen, zum Zwecke, ihn von einer Erbschaft in Kenntnis zu setzen. Über die deutsche Botschaft gelang es mir, Ihre Adresse ausfindig zu machen, und nachdem ich Ihren Paß mit meinen Unterlagen verglichen habe, kann ich feststellen, daß Sie der gesuchte Felix Thorwald sind. Sie haben geerbt. Meinen Glückwunsch.«

      Felix schluckte. Es war also kein dummer Scherz gewesen. Er hatte wirklich und wahrhaftig geerbt.

      Aber was?

      »Ihr Onkel war Farmer, also Bauer, wie es in Deutschland heißt. Er hinterläßt Ihnen seinen Hof mitsamt dem dazugehörigen Land, Vieh und Mobiliar.

      Neben meinen Glückwunsch, den ich schon übermittelt habe, bleibt mir nur noch, Sie zu fragen, ob Sie bereit sind, die Erbschaft anzutreten.«

      In dem markanten Gesicht des jungen Deutschen zuckte es. Beinahe hilflos hob er die Hände und ließ sie ratlos wieder fallen.

      »Ich… ich weiß nicht«, antwortete er schließlich. »Was soll ich mit einem Bauernhof?«

      Diese Frage stellte er kurz darauf seinem Freund und Kollegen Steve Fieldmann, als er wieder in seinem Büro der Computerfirma saß. Der Amerikaner sah Felix mit großen Augen an.

      »Was du damit sollst? Na, du machst mir Spaß. Gehe zurück nach good old Germany und werde Farmer!«

      Jetzt war es Felix, der den Freund ungläubig ansah.

      »Farmer – ich?«

      Er sah sich um. Das Büro war knapp zwölf Quadratmeter groß. Zwei Schreibtische, Aktenschränke, eine Kaffeemaschine und ein Wasserautomat. Dazu das unvermeidliche Fernsehgerät und die beiden Computerterminals. Hier drinnen verbrachte er gut und gerne zehn Stunden oder mehr am Tag.

      »Hier, Steve«, sagte er nachdenklich, »hier ist meine Welt. Ich bin kein Bauer, sondern Computerexperte, und von Landwirtschaft habe ich überhaupt keine Ahnung. Ich könnte noch nicht einmal eine Kuh von einem Ochsen unterscheiden.«

      »Ach, dem könnte man abhelfen«, grinste der Kollege. »Mein Pa ist bestimmt bereit, dir da in einem Crashkurs Nachhilfe zu geben.«

      Steve Fieldmann stammte aus Michigan, wo seine Eltern eine große Farm bewirtschafteten.

      »Aber mal im Ernst«, fuhr er fort, »was ist dieser Bauernhof denn eigentlich wert? Lohnt es sich für dich, das Erbe anzutreten?«

      Felix zog die Stirn kraus.

      »Eine gute Frage«, erwiderte er. »Mister Benson hat mir da nicht gerade große Hoffnung gemacht. Mein Onkel muß in den letzten Jahren nicht besonders gut gewirtschaftet haben. Der Hof hat ihn wohl mehr schlecht als recht ernährt. Es bedarf schon einer nicht unbeträchtlichen Investition, um ihn wieder hochzubringen.«

      Steve rieb sich die Nase.

      »Na ja, da wäre es schon zu überlegen…«

      Er drehte sich zu seinem Computer um

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