Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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ihr kochte. Genau dieses Lächeln war es gewesen, dem sie damals erlegen war.

      Himmel, wie hatte sie es geliebt!

      Und wie sehr liebte sie diesen Burschen immer noch! Sie versuchte ihrer Gefühle Herr zu werden und ihm das Tuch noch rechts und links um die Ohren zu schlagen.

      »Thomas, nimm Vernunft an«, bat sie. »Ich hab’s dir erklärt. Um einen Knecht zu haben, fehlt mir das Geld.«

      »Och«, meinte er unbekümmert, »ich kost net viel. Ein bissel was zu essen, ein Bett, mehr verlang ich net.«

      »Wie bitte?«

      Christel sah ihn ungläubig an.

      »Du willst mir doch net erzählen, daß du für Kost und Logis hier schaffen willst?«

      »Freilich«, nickte er. »Wär ich sonst hier?«

      Ihr Blick suchte seine Augen. Sie sahen genauso aus, wie früher. Beinahe bittend erwiderte er ihren Blick.

      »Versuch’s doch einfach«, sagte er. »Wenn du net mit mir zufrieden bist, na, dann geh’ ich halt wieder.«

      Sie schüttelte den Kopf.

      »Wie soll denn das geh’n, Thomas? Du und ich – wir waren doch einmal…«

      »Ich versicher dir, daß mein Angebot nix damit zu tun hat«, erklärte er, wobei er die rechte Hand hinter dem Rücken versteckt hielt, und zwei Finger kreuzte.

      Die Bäuerin sah ihn jetzt stumm an.

      Warum net? dachte sie. Schaden kann ein bissel Hilfe ja wirklich net, und wenn ich ihn bezahlen muß – den Scheck von der Mutter kann ich ja einlö-

      sen.

      »Also gut«, antwortete sie nach einer Weile. »Versuchen wir’s. Du kannst unterm Dach schlafen. Die Kammer neben dem Leopold ist frei. Was an Arbeit zu tun ist, das klär’n wir nach dem Abendessen. Geh hinein, die Resl wird dir alles zeigen und das Bett herrichten.

      Jetzt laß mich endlich die Wäsch’ aufhängen, sonst trocknet sie mir womöglich noch im Korb.«

      Mit einem Schmunzeln ging Thomas Brenner zum Eingang zurück. Er nahm den Rucksack auf und betrat die Diele.

      »Grüß dich, Resl«, rief er in die Küche hinein. »Ich bin der Thomas, euer neuer Knecht.«

      *

      Christel Enzinger sah dem Traktor hinterher, mit dem Thomas auf das Feld hinaus fuhr. Es war schon der zweite Tag, und von morgens bis abends war der Knecht unterwegs, bestellte die Äcker, hatte Baumstümpfe gerodet und sogar schon, zusammen mit Leopold, das erste Heu eingefahren. Unermüdlich schien er zu sein.

      Beim ersten gemeinsamen Abendessen hatte die Bäuerin ihn mit den anderen Hausgenossen offiziell bekannt gemacht. Resl und Leopold waren sichtlich froh, endlich Hilfe bekommen zu haben, und Christel selbst konnte eine Atempause einlegen. Zum ersten Mal seit dem Tod ihres Mannes saß sie abends vor dem Haus und hatte die Hände in den Schoß gelegt.

      Die alte Magd hatte die Kammer unter dem Dach für Thomas saubergemacht, und das Bett bezogen. Sie und der alte Knecht wohnten ebenfalls hier oben. Das Badezimmer befand sich im ersten Stock darunter.

      Der Neue auf dem Enzingerhof hatte sich zufrieden umgesehen, seine Sachen ausgepackt und war in die Arbeitshose und Jacke geschlüpft. Ohne viel Federlesen hatte er sich dann an die Arbeit gemacht. Was es zu tun gab, sah er ja mit eigenen Augen.

      Beim Abendbrot saßen sie nun wieder zu viert in der Küche. Thomas hatte auf der Eckbank Platz genommen. Er wußte natürlich nicht, daß es genau der Platz war, auf dem Wolfgang Enzinger immer gesessen hatte. Aber für Christel war es ein eigenartiges Gefühl, ihn dort zu sehen. Sie saß ihm direkt gegenüber, und während des Essens fühlte sie immer wieder seinen Blick auf sich ruhen.

      Später, als sie in ihrer Kammer lag und auf das leere Bett neben sich schaute, da füllten sich ihre Augen mit Tränen. So viel war an diesem Tag auf sie eingestürmt, daß es seine Zeit brauchte, bis sie ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte.

      Erst das plötzliche Auftauchen des Mannes, dem einst ihre ganze Liebe gegolten hatte, und der sie verließ.

      Dann erschien der Bürgermeister auf dem Hof und bot ihr viel Geld dafür an, wenn sie an ihn verkaufte.

      Schließlich kam Thomas zurück, obwohl sie ihm gesagt hatte sie würde ihn nicht einstellen, und jetzt lag er, nur durch ein paar Zimmerdecken von ihr getrennt in dem Haus, das sie seit fünf Jahren bewohnte.

      Ihr Herz klopfte wild, wenn sie daran dachte, und all die Sehnsucht und Leidenschaft einer einsamen Frau brach sich in ihrem Inneren Bahn.

      Ruhelos stand sie auf, ging ans Fenster und schaute hinaus in die Nacht. Christel war bewußt geworden, daß sie Thomas Brenner immer noch liebte. Vielleicht mehr, als sie es vor Jahren fähig gewesen war. Und dennoch würde sie es ihm gegenüber niemals eingestehen.

      Einmal hatte er sie bitter enttäuscht und niemand konnte sagen, ob es nicht wieder geschehen würde.

      An die Eltern dachte sie, von denen sie, seit sie von zu Hause fortgegangen war und Wolfgang geheiratet hatte, nie wieder etwas hörte oder sah.

      An die Mutter, die zu schwach war, sich gegen ihren willensstarken Mann durchzusetzen. Und an den Vater, der wie ein Despot über seine Familie regierte. Imperator – Eroberer – so wurde er heimlich genannt, und dieser Spitzname traf voll und genau auf ihn zu. Rücksichtslos hatte er kleine Brauereien aufgekauft, nur um sie später aufzulösen, damit die Marke Hoferbräu keine Konkurrenz mehr zu fürchten hatte.

      Es war bezeichnend für das Verhältnis zwischen ihren Eltern, daß die Mutter heimlich einen Scheck von ihrem Konto ausstellte und ihn der Tochter zukommen ließ.

      Dennoch – wenn Ernst Hofer davon etwas erfuhr, und das würde er unweigerlich, wenn er die Konten kontrollierte, dann mochte Christel nicht in der Haut der Mutter stecken…

      »Was mach’ ich nur? Was mach’ ich nur?« murmelte die junge Witwe, während sie die heiße Stirn an das kühle Glas der Fensterschreibe preßte.

      Das verlockende Angebot des Bürgermeisters ließ ihr ebenso keine Ruhe, wie die Tatsache, daß Thomas Brenner im selben Haus schlief, wie sie.

      Sorgenfrei könnte sie leben, wenn sie dem Bruckner-Markus zusagte. Im Grunde konnte es ihr gleichgültig sein, was aus dem Enzingerhof wurde. Sie würde dafür sorgen, daß Resl und Leopold in einem guten Altenheim unterkamen, und dann irgendwo hingehen und ein neues Leben anfangen.

      So eine Perspektive hatte es noch nie in ihrem Leben gegeben.

      Christel wandte sich vom Fenster ab und ging zum Bett zurück. Es hatte keinen Sinn, wenn sie die halbe Nacht am Fenster stand und hinausschaute. Morgen früh würde der Wecker unerbittlich klingeln.

      Ihr Blick fiel auf die Fotografie auf dem Nachtkästchen, neben ihrem Bett. Wolfgang, kurz nach ihrer Hochzeit. Stolz und glücklich war er gewesen, als die schöne Tochter des reichen Bierbrauers seinen Antrag annahm, und dieses Glück konnte man deutlich auf dem Foto erkennen. Wolfgang strahlte es förmlich aus.

      Die junge Witwe

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