Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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legte den Hörer auf und wandte sich nachdenklich um. Es schien ihr das Vernünftigste, auf das Angebot des Bürgermeisters einzugehen. Die Scheune wieder aufbauen – natürlich hatte sie eine Versicherung abgeschlossen, aber wenn sie an die ganze Arbeit dachte, die da auf sie zukam. Und dann die Hypothek. Wovon sollte sie die bezahlen? Erst einmal mußte ein neuer Traktor her, und den würde sie nicht geschenkt bekommen.

      War es da nicht besser, den Hof zu verkaufen?

      Während der Fahrt zum Krankenhaus dachte sie darüber nach. Sebastian, der den Wagen fuhr, ahnte, was in ihr vorging, aber er unterließ es, ihr darüber ein Gespäch aufzuzwingen.

      Der Chefarzt der Abteilung, auf der Thomas Brenner lag, Dr. Willing, empfing sie.

      »Alles in allem sieht es nicht schlecht aus«, erklärte er. »Wir haben den Herrn Brenner in ein künstliches Koma versetzt, damit er die Schmerzen net spürt. Allerdings wird’s schon noch weh tun, wenn er wieder aufwacht.«

      »Kann ich ihn seh’n?«

      »Natürlich«, nickte der Arzt. »Kommen Sie.«

      Thomas lag in einem Zimmer auf der Intensivstation.

      »Erschrecken S’ net«, sagte Dr. Willing. »Intensivstation heißt nix and’res, als daß die Patienten hier besonders intensiv überwacht und gepflegt werden. Es bedeutet net immer, daß Lebensgefahr besteht.«

      Sie waren durch eine Schleuse gegangen und hatten sich grüne Kittel übergezogen. Jetzt traten sie auf den Flur hinaus. Vor einem Fenster blieb der Arzt stehen. Durch eine halboffene Jalousie konnten Christel und Sebastian den Verletzten in seinem Bett liegen sehen. Die junge Bäuerin preßte die Hand auf den Mund, und Tränen schossen ihr in die Augen, als sie ihn da so liegen sah. Kaum daß sie ihn erkennen konnte, unter all den Mullbinden und dem Gips.

      »Der Herr Brenner hat Glück im Unglück gehabt«, sagte Dr. Willing. »Die Verbrennungen hätten weitaus schlimmer sein können. Wenn er net rechtzeitig gefunden worden wär’ läg’ er höchstwahrscheinlich net hier. Eine Rauchvergiftung endet in den meisten Fällen tödlich.«

      Christel schluckte. Das wollte sie sich am liebsten gar nicht erst ausmalen. Ihre Hand lag auf dem Fensterglas, als könne sie hindurchgreifen und ihn berühren.

      Sebastian legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.

      »Das wird alles wieder«, sagte er.

      Die Bäuerin sah ihn an.

      »Und dann? Wie gehts weiter?«

      Hinter ihnen öffnete sich die Tür zur Schleuse. Sebastian drehte sich um, dann glitt ein Lächeln über seine Lippen und er gab Christel einen Stoß.

      *

      Sie sah sich um und erstarrte. Mit allem hatte sie gerechnet, aber nicht damit.

      Ernst Hofer kam an der Seite seiner Frau heran. Ein wenig bedrückt sah er erst Sebastian, dann seine Tochter an. Dann breitete er die Arme aus, und sie flog zu ihm.

      Der harte Geschäftsmann schämte sich seiner Tränen nicht, als er sein Kind hielt.

      »Es…, es tut mir alles so furchtbar leid«, sagte er leise. »Ich denk, es hat erst sein müssen, daß Mutter mir ordentlich den Kopf gewaschen hat.«

      Er schaute sie bittend an.

      »Kannst mir verzeih’n, Madel?«

      »Ach, Vater!« stieß sie hervor und lehnte sich an ihn. »Wie sehr hab’ ich diesen Augenblick herbeigesehnt!«

      Maria Hofer weinte ebnfalls. Tränen der Freude und Erleichterung. Mitten in eine Konferenz war sie hineingeplatzt, nachdem sie ihren Mann zu Hause nicht mehr angetroffen hatte. Empört hatte er aufspringen wollen, doch seine Frau hatte resolut und vor allen Mitarbeitern auf ihn eingeredet. Was für ein Rabenvater er sei, sein einziges Kind in seinem Unglück alleine zu lassen.

      Die Angestellten hatten betreten zu Boden geschaut, aber das hatte Maria auch nicht davon abgehalten, mit ihren Vorwürfen fortzufahren.

      »Und dann hat er mich vor allen Leuten in den Arm genommen und geküßt«, erzählte sie mit einem Schmunzeln.

      »Das hat er in dreißig Jahren Ehe nicht getan.«

      »Wie gehts denn dem Thomas?« fragte Ernst Hofer, nachdem Tochter und Familie wieder vereint waren. »Ich hoff, er wird es übersteh’n?«

      »Die Ärzte sind guter Hoffnung«, erklärte Sebastian. »Jetzt braucht er Zeit, um gesund zu werden. Alles and’re wird man dann seh’n.«

      Sie sahen durch das Fenster. Der Knecht lag immer noch reglos in seinem Bett.

      »Was wird denn jetzt mit dem Hof?« wollte Christels Vater wissen. »Hast dir darüber schon Gedanken gemacht?«

      Die Bäuerin zuckte resigniert die Schultern.

      »Am besten wird’s sein, wenn ich alles verkauf«, erwiderte sie. »Der Bürgermeister hat mir ein großzügiges Angebot gemacht, das ich wohl kaum ablehnen kann. Mit einem Schlag wär ich meine Schulden los und könnt woanders wieder neu anfangen.«

      Ernst Hofer schaute sie lange an. Fünf Jahre hatte er seine Tochter nicht gesehen. Sie war nicht nur älter geworden, sondern auch reifer. Eine junge Frau, die mit beiden Beinen im Leben stand und genau wußte, was sie wollte. Er konnte nicht umhin, sie insgeheim zu bewundern. Dafür, daß sie sich seinen Willen widersetzt hatte und ihren Weg gegangen war.

      »Es wär doch aber auch eine schöne Aufgabe, das Erbe deines Mannes zu erhalten«, sagte er schließlich. »Immerhin ist der Enzingerhof ein Teil deines Lebens.«

      »Das stimmt, Vater«, nickte sie nun, an ihn gelehnt. »Aber ich weiß wirklich net, ob ich Kraft dazu aufbring. Außerdem – es ist wirklich auch eine finanzielle Frage.«

      Der Brauereibesitzer schüttelte den Kopf.

      »Darüber mach dir mal keine Gedanken. Das hab’ ich schon alles mit deiner Mutter durchgesprochen. Du bekommst ein zinsloses Darlehen auf dein Erbe. Damit kannst die Hypothek abzahlen, die Scheune aufbau’n und einen neuen Traktor anschaffen.«

      Christel sah ihn mit großen Augen an. Solch eine großzügige Geste hätte sie nie erwartet. Es war ja schon ein Wunder, daß ihr Vater überhaupt gekommen war, um sich mit ihr zu versöhnen.

      »Na also«, lachte Sebastian Trenker. »Dann fehlt dir ja nur noch der Mann deines Lebens dazu, um alles anzupacken.«

      Ernst Hofer schmunzelte.

      »Ich denk, den hat sie schon gefunden«, meinte er und deutete durch das Fenster auf Thomas Brenner. »Bei dem jungen Mann muß ich mich auch entschuldigen. Es ist zwar schon ein paar Jahre her, daß ich ihn so schroff abgewiesen hab’, aber er wird’s net vergessen haben.«

      »Aber bestimmt wird er Ihre Entschuldigung annehmen.«

      »Und ich werd gar net gefragt?« meldete sich Christel zu Wort.

      »Warum?« fragte ihre Mutter. »Ich hab’ dir doch gestern schon gesagt, daß du dir keinen bess’ren

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