Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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      Ria hatte ihre Hand wieder losgelassen.

      »Wenn S’ darüber reden möchten, Angela, ich bin jederzeit für Sie da.»

      Die hübsche junge Frau lächelte.

      »Vielen Dank, Frau Stubler«, sagte sie. »Vielleicht bin ich wirklich schon bald soweit, daß ich darüber reden kann.«

      *

      Schloß Haldenstätten lag im Schein der untergehenden Sonne. Das große weiße Gebäude mit den hohen, schlanken Türmchen, schmiegte sich an den Berg. Rechts wurde es von einem Wald eingerahmt, während links Wiesen und Felder einen weiten Blick, bis über die tschechische Grenze hinaus, gewährten.

      Die dunkelblaue Limousine wurde durch den Park gelenkt und hielt vor dem Portal, mit der großen Freitreppe. Ein Hausdiener eilte herbei und öffnete die Fahrertür.

      »Guten Abend, Graf«, sagte der Grauhaarige in Livree. »Hatten Sie eine gute Fahrt?«

      »Danke, Ewald«, erwiderte Alexander von Haldenstätten mit einem Kopfnicken. »Wie geht’s der Gräfin?«

      »Ihre Tante ist wohlauf und erfreut sich bester Gesundheit.«

      Der junge Graf überließ das Fahrzeug dem Diener, der es in die Remise fuhr, und schritt die Freitreppe hinauf. In der großen Halle herrschte eine angenehme Kühle. Alexander ging durch die Halle, einen breiten Flur entlang, in dem, rechts und links an den Wänden, die Bilder der Ahnen hingen, und klopfte an eine weiße Tür, deren Rahmen und Blatt mit Gold verziert waren. Ohne eine Antwort abzuwarten, trat er ein und eilte mit einem strahlenden Lächeln auf die elegant gekleidete Frau zu, die in einem Sessel saß und las.

      Beim Eintreten ihres Neffen sah Gräfin Annemarie auf. Sie lächelte ebenfalls.

      »Alexander! Schön, daß du wieder da bist!« rief sie.

      Der junge Graf beugte sich zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Wie war es?« fragte die Gräfin, während ihr Blick wohlgefällig auf der schlanken Gestalt Alexanders ruhte. »Bist du gut durchgekomen?«

      »Alles bestens«, antwortete er. »Aber zuerst – gibt’s Neuigkeiten von Angela?«

      Ein schmerzlicher Blick lag dabei in seinen Augen, und seine Tante schüttelte betrübt den Kopf.

      »Nein«, erwiderte sie. »Genauso wenig, wie heute morgen, vor deiner Abfahrt aus Frankfurt.«

      Sie deutete auf den Rauchtisch neben dem Sofa. Außer Aschen-becher, Feuerzeug und Zigaretten, stand ein orientalisch anmutendes Tablett, aus geschlagenem Messing darauf, auf dem sich eine Karaffe und Gläser befanden.

      »Einen Sherry?«

      Alexander von Haldenstätten schüttelte den Kopf.

      Er war eine blendende Erscheinung. Mitte Zwanzig, schlank und hochgewachsen. Das Haar modisch geschnitten, das markante Gesicht sorgfältig rasiert.

      Kein Wunder, daß ihm die Frauen zu Füßen lagen, hatte Gräfin Annemarie schon oft gedacht. Dabei konnte diese Schönheit auch ein Fluch sein, nicht zuletzt war sie Ursache für die Lage, in der der junge Graf sich jetzt befand.

      »Vielen Dank. Später vielleicht«, antwortete er auf die Frage seiner Tante. »Ich möchte mich erst einmal umziehen.«

      »Wie lange ist es jetzt her?« fragte die Gräfin.

      Ihr Neffe runzelte die Stirn.

      »Das sie verschwand? Drei Monate. Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor.«

      »Hast du denn wirklich noch Hoffnung, Angela jemals wiederzufinden? Nach all dieser Zeit! Wer weiß, wo sie abgeblieben ist?«

      »Ja, Tante, ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben!« sagte er. »Auch wenn es vielleicht einfacher ist, eine Nadel in einem Heuhaufen zu finden – ich werde weiter suchen, und wenn es bis an mein Lebensende ein müßte!«

      »Na ja, soweit wollen wir nicht denken«, meinte die elegante, grauhaarige Gräfin, deren Augen immer wieder erkennen ließen, daß ein Schalk in ihr wohnte.

      Obwohl sie die Siebzig bereits weit überschritten hatte, war Gräfin Annemarie von Haldenstätten die Lebenslust in Person. Sie liebte gutes Essen und Trinken ebenso, wie eine geistreiche Unterhaltung, und auf Gesellschaften war sie immer ein gern gesehener Gast. Stets kleidete sie sich modisch elegant, ohne dabei ihr Alter zu verleugnen.

      »Allerdings glaube ich nicht, daß Angela überhaupt noch im Lande ist.«

      Alexander sah sie erschrockean.

      »Du glaubst, sie ist ganz aus Deutschland fort? Aber wohin sollte sie gegangen sein?«

      »Es ist nur eine Vermutung«, meinte seine Tante. »Aber ich meine mich zu erinnern, daß Angela einmal von einer Freundin sprach, eine Klassenkameradin, die später einen Schweden geheiratet habe, und in die Heimat ihres Mannes übergesiedelt sei. Angela hat sie einige Male dort besucht.«

      Der junge Graf wurde plötzlich sehr aufgeregt.

      »Ja, mir fällt es auch wieder ein. Angela hat oft von dieser Freundin gesprochen. Du meinst, sie könne jetzt auch dort sein?«

      »Ich weiß es nicht, Alexander, aber die Möglichkeit besteht. Es ist doch nicht normal, daß es uns in den drei Monaten, die sie verschwunden ist, nicht gelingen konnte, auch nur die winzigste Spur von ihr zu entdecken. Das spricht doch geradezu dafür, daß Angela Deutschland verlassen hat.«

      Alexander von Haldenstätten ließ den Kopf hängen.

      »Dann ist sie für mich wohl für immer verloren«, sagte er leise. »Schweden ist groß. Wo soll ich da anfangen, zu suchen? Ich habe ja nicht den leisesten Anhaltspunkt. Außer dem Namen der Freundin, weiß ich nichts über sie. Heidi Wegner, aber so hat sie vor der Hochzeit geheißen. Jetzt führt sie bestimmt den Namen ihres Mannes.«

      »Trotzdem«, entgegnete die alte Gräfin. »So leicht wirft ein von Haldenstätten die Flinte nicht ins Korn! Angela hat erzählt, daß der Ort, in dem diese Freundin wohnt, im Süden des Landes ist. Dort mußt du suchen.«

      Sie schaute nachdenklich vor sich hin und schüttelte den Kopf.

      »Wenn mir doch bloß der Name einfallen wollte! Ich glaube, er klang wie ein Männername...«

      Sie hob die Hände.

      »Ich muß in Ruhe darüber nachdenken. Vielleicht erinnere ich mich dann wieder. Mein Gott, das Alter! Nicht genug, daß man Falten im Gesicht bekommt, wie ein alter Plisseerock. Auch das Gedächtnis läßt einen immer mehr im Stich!«

      Alexander beugte sich mit einem Lächeln zu ihr hinunter und gab ihr einen Kuß auf die Wange.

      »Du übertreibst, Tantchen«, sagte er charmant. »Nicht ein Fältchen trübt deine Schönheit.«

      Er sah auf die Uhr.

      »So, ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich mich fertig mache. In einer Stunde kommen die Gäste. Ist Frau Devei

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