Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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lange und ruhig geschlafen. Wahrscheinlich war der gestrige Ausflug mit Pfarrer Trenker für diesen Zustand verantwortlich.

      Die anderen Pensionsgäste hatten ihr Frühstück bereits beendet, als die junge Frau herunter kam. Ria kochte frischen Kaffee für sie und setzte sich zu Angela an den Tisch.

      »Hat Ihnen der Ausflug gefallen?« erkundigte sie sich.

      »Sehr«, nickte Angela. »Es war einfach wunderschön. Ich hab’ gar net gewußt, was es alles in den Bergen zu sehen gibt.«

      »Na ja, in Pfarrer Trenker hatten S’ ja auch den besten Begleiter, den S’ sich wünschen konnten.«

      Die Pensionswirtin beugte sich über den Tisch.

      »Wissen S’ eigentlich, wie man Hochwürden noch nennt?« erzählte sie. »Den Bergpfarrer, weil er da droben zuhaus’ ist, wie kein and’rer. In jungen Jahren hat er als Bergführer gearbeitet und sich so sein Studium finanziert. Wenn sich einer in den Bergen und auf den Almen auskennt, dann unser Herr Pfarrer.«

      Das hatte Ria Stubler nicht ohne einen gewissen Stolz gesagt.

      »Außerdem ist er einer, der bei jedem Problem einen Rat weiß«, fuhr sie fort. »Für jeden hat er ein offenes Ohr, und man kann Tag und Nacht zu ihm kommen.«

      »Ja, den Eindruck hatte ich auch«, bestätigte Angela Holzer. »Es war wunderbar, daß ich ihm mein Herz ausschütten konnte. Obwohl – für mein Problem gibt’s wohl keine Lösung.«

      Ria schüttelte den Kopf.

      »Sagen S’ das net, Frau Holzer«, tadelte sie. »Ich weiß ja net genau, worum es geht, aber glauben S’ mir, es gibt Menschen, die an Ihrem Schicksal Anteil nehmen.«

      Die junge Frau sah sie an, Tränen in den Augen.

      »Das will ich gern’ glauben«, antwortete sie leise und griff nach der Hand der Wirtin. »Sie sind so gut zu mir, Frau Stubler. Ich hab’ den Eindruck, eine wirkliche Freundin in Ihnen gefunden zu haben. Wollen wir net du zu einander sagen?«

      Ria Stubler schluckte gerührt.

      »Herzlich gern’, Angela« antwortete sie, ohne lange zu überlegen. »Und wenn du magst, dann erzählst’ mir auch deine Geschichte.

      Weißt’, als das Zimmer für dich reserviert wurde, da bat mich

      der Doktor Ferbach, ein be-

      sond’res Aug’ auf dich zu haben. Ich glaub’, daß er dich sehr mag...«

      Angela lächelte unwillkürlich, als sie das Bild des jungen Assistenzarztes vor sich sah.

      »Ich weiß«, nickte sie. »Roland Ferbach war sehr um mich bemüht, als ich in der Klinik lag. Ich bin ihm sehr dankbar, noch mehr...«

      »Ich ahne schon, daß es da einen gibt, den du mehr liebhast.«

      Ria Stubler schüttelte die Warmhaltekanne.

      »Wart’«, sagte sie. »Ich koch’ uns noch einen Kaffee, und dann setzen wir uns hinaus, in den Garten. Wenn du magst, erzählst mir alles von vorn’.«

      Über eine Stunde saßen sie auf der Terrasse. Angela hatte überhaupt nicht das Gefühl, Gast in einer Pension zu sein, sondern vielmehr, eine liebe Freundin zu besuchen. Die herzliche Art Rias machte es ihr genauso leicht, der älteren und lebenserfahrenen Frau ihr Herz auszuschütten, wie es bei Pfarrer Trenker der Fall gewesen war.

      Ria war erstaunt zu hören, daß Angela quasi die Verlobte eines richtigen Grafen gewesen war. Diese Welt kannte sie nur aus den bunten Zeitschriften, die sie immer für ihre Pensionsgäste kaufte.

      »Glaubst’ denn wirklich, daß es für immer vorbei ist?« fragte sie. »Wenn dieser Alexander dich wirklich liebt, dann muß er dir doch verzeihen können.«

      Die junge Frau schaute durch den Garten, aber all die blühende Pracht nahm sie nicht wirklich wahr. Es schien, als blicke sie in weite Ferne.

      »Das hat Hochwürden auch gesagt«, erwiderte sie. »Aber wenn ich ganz ehrlich sein soll – ich könnt’ Alexander nie wieder unter die Augen treten. Dazu hab’ ich ihn viel zu sehr gekränkt.«

      »Aber all zuviel Zeit darfst’ net verstreichen lassen, wenn dir wirklich was an ihm liegt«, bemerkte Ria. »Denn dann besteht die Gefahr, daß er dich vergißt.

      Und überhaupt, was willst’ denn eigentlich sonst anfangen? Hast’ dir darüber schon Gedanken gemacht?«

      »Ein wenig«, nickte sie. »Wahrscheinlich hab’ ich aber Angst, wirklich und konkret darüber nachzudenken, weil das ja bedeuten würde, daß ich den Gedanken an Alexander gänzlich aufgegeben hätt’.«

      Sie erzählte von der Freundin, mit der sie einst zusammen in

      die Schule gegangen war. Heidi Freedman, die jetzt in Smaland lebte, in jener südschwedischen Landschaft, ist der Astrid Lindgren geboren war, die berühmte Kinderbuchautorin.

      Noch während sie in der Klinik lag, hatte Angela überlegt, für eine Weile dorthin zu fahren. Doch Roland Ferbach hatte ihr von der langen und anstrengenden Reise abgeraten und ihr stattdessen einen Urlaub in St. Johann empfohlen.

      Später überlegte sie, ob sie ihrem ersten Impuls nicht doch folgen, und die Freundin besuchen sollte. Das Anwesen der

      Freedmans lag idyllisch an einem großen See, umgeben von riesigen Wäldern, und Angela erinnerte sich gut an den Spaß, den sie und Heidi gehabt hatten, als sie dort nach Pilzen und Multebeeren suchten. Unvergessen waren auch die langen Mittsommernächte, die mit gutem Essen und Trinken gefeiert wurden. Seit sie die Stelle auf Schloß Haldenstätten angetreten hatte, war Angela nicht mehr dazu gekommen, ihre Freundin und deren liebenswerten Mann zu besuchen.

      Später, Angela hatte sich verabschiedet, um einen Spaziergang durch das Dorf zu machen, dachte Ria Stubler noch lange über das Gespräch mit der jungen Frau nach. Sie hoffte inständig, daß es Pfarrer Trenker gelingen möge, Angela und ihren Grafen wieder zu vereinen.

      Ria war um jeden einzelnen Gast besorgt und legte großen Wert darauf, daß er sich bei ihr wohl fühlte. Doch bei manchen Menschen war es anders. Die hatte sie wirklich in ihr mütterliches Herz geschlossen, und Angela Holzer gehörte vom ersten Augenblick an dazu.

      *

      »Was gibt’s denn heut’ Gutes zu essen?«

      Diese Frage stellte Max Trenker jeden Tag, wenn er zum Mittagessen ins Pfarrhaus hinüber kam. Der Bruder des Bergpfarrers war den Kochkünsten Sophie Tapperts verfallen, seit sie im Pfarrhaus tätig war. Eigentlich konnte er sich gar nicht vorstellen, daß es eines Tages vielleicht mal anders sein könnte.

      Die Haushälterin stand in der Küche am Herd und rührte in einem Topf. Gleich daneben dünstete Gemüse, und im Rohr schmorte ein Braten. Der appetitliche Duft war dem Polizeibeamten im Flur in die Nase gestiegen.

      Sophie Tappert öffnete die Klappe des Backofens und zog einen Bratentopf heraus, in dem große Scheiben einer Kalbshaxe lagen. Sie nahm eine geöffnete Weinflasche von der Arbeitsplatte und goß einen guten Schluck darüber. Zischend stieg der Dampf auf. Die Haushälterin griff nach einer Kelle und schöpfte damit von

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