Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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eilten geschäftig hin und her, und in der Cafeteria, in die man durch eine große Fensterfront hineinsehen konnte, waren kaum noch freie Plätze.

      Die beiden Frauen erkundigten sich nach der Station, auf der Tobias Pahlhuber untergebracht war. Schon am Vormittag hatte sich Dr. Wiesinger wie versprochen gemeldet und berichtet, daß die Operation gut verlaufen sei. Es war zum Glück kein Blinddarmdurchbruch gewesen, und der Knecht erhole sich inzwischen von dem Eingriff. Gegen einen Besuch gäbe es keine Einwände.

      Mit dem Aufzug fuhren Mutter und Tochter in den dritten Stock. Dann ging es über einen langen Flur, bis sie vor einer Glastür standen.

      »Intensivstation?« fragte Maria Brandtner irritiert. »Aber der Doktor hat doch gesagt, daß es dem Tobias schon wieder gutgehe. Wieso liegt er dann auf der Intensivstation?«

      »Das ist immer so am ersten Tag nach einer Operation«, erklärte Andrea. »Das heißt ja nur, daß die Patienten hier besonders intensiv betreut und überwacht werden. Ich glaub’ net, daß wir Grund zur Sorge haben müssen.«

      Sie drückte den Klingelknopf und eine junge Frau erschien.

      »Grüß Gott, ich bin Schwester Monika«, sagte sie. »Zu wem möchten S’?«

      »Pahlhuber«, antwortete die Bäuerin. »Tobias Pahlhuber.«

      »Ach ja«, lächelte die Krankenschwester.

      Sie deutete auf ein Regal, in dem grüne Kittel lagen.

      »Die müssen S’, bitt’ schön, anzieh’n. Hier drinn’ ist alles steril.«

      Dann zeigte sie auf die Blumen.

      »Die dürfen S’ leider net mitnehmen. Blumen sind auf der Intensivstation verboten.«

      Als sie Andreas enttäuschtes Gesicht sah, schaute sie ganz freundlich.

      »Geben S’ mir den Strauß«, fuhr sie fort. »Der Herr Pahlhuber wird morgen auf die normale Station verlegt. Dann stell’ ich ihm die Blumen an sein Bett.«

      »Dank’ schön«, bedankte sich Andrea erfreut und gab ihr die Blumen.

      Die Besucherinnen zogen die Kittel über. Jetzt sahen sie beinahe aus, als gehörten sie zum Pflegepersonal. Die Krankenschwester führte sie durch eine Schleuse und deutete den Gang hinunter.

      »Zimmer dreihundertelf, ganz unten rechts.«

      Maria und Andrea bedankten sich und schritten den Gang hinunter. Die Tür zum Zimmer dreihundertelf stand offen. Im Gegensatz zu den Krankenzimmern auf den anderen Stationen war dieses hier bis zur Decke hoch gefliest. Zwei Betten standen darin, eines direkt an der Tür, das andere, durch einen Vorhang abgeteilt, am Fenster. Über und hinter den Betten waren allerlei medizinische Geräte, die durch Schläuche und Kabel mit den Patienten verbunden waren. In dem hinteren Bett lag Tobias Pahlhuber. Er hatte die Augen geöffnet und lächelte schwach, als er seine Bäuerin und das Madel erkannte.

      »Wie geht’s dir?« fragte Maria Brandtner und strich dem Knecht teilnahmsvoll über die Wange.

      »Na ja, so wie’s ausschaut, bin ich dem Tod gerad’ so eben von der Schippe gesprungen«, antwortete er mit einem Anflug von Galgenhumor. »Jedenfalls sagt das der Doktor, aber damit ist net zu scherzen. Ich hab’ wohl ein bissel zu lang’ gewartet…«

      »Hast’ etwa schon länger Schmerzen gehabt und hast’ nix gesagt?« fragte die Bäuerin kopfschüttelnd.

      Tobias zog den Kopf ein und nickte.

      »Ja, ein paar Wochen schon«, gestand er. »Aber dann wurd’s besser, und jetzt hab’ ich halt gedacht, es geht auch wieder von allein weg.«

      »Himmel, diese Männer!« sagte Maria an die Tochter gewandt. »Das ist doch typisch. Dein Vater ist genauso einer.«

      »Schimpf net, Mama«, lachte Andrea. »Sei’n wir lieber froh, daß es Tobias schon wieder bessergeht.«

      Sie hielt die faltige Hand des Alten.

      »Ich hab’ dir Blumen aus uns’rem Garten mitgebracht«, erzählte sie. »Aber leider darfst’ sie erst morgen bekommen, wenn s’ dich verlegen.«

      Ein leises Lächeln huschte über sein Gesicht.

      »Dank’ dir, Madel«, antwortete er. »Wenn ich erstmal wieder auf den Beinen bin, dann ackern wir wieder regelmäßig darin.«

      Plötzlich schaute er traurig drein.

      »Das wird allerdings ein Weilchen dauern«, sagte er an die Bäuerin gewandt. »So sechs bis acht Wochen, hat der Doktor gemeint.«

      Er hob hilflos die Hand und ließ sie wieder fallen.

      »Was soll denn jetzt bloß werden?« fragte er. »Der Wolfgang fällt doch auch aus.«

      Maria Brandtner nickte ihm aufmunternd zu.

      »Darüber mach’ dir mal keine Gedanken«, erwiderte sie. »Werd’ erst einmal gesund, alles and’re find’t sich schon.«

      *

      Thomas stellte die Reisetasche an den Wegesrand und legte eine Verschnaufpause ein. Er hatte gar nicht geglaubt, daß der Brandtnerhof so weit vom Dorf entfernt wäre. Zwanzig Minuten, hatte das Madel im Wirtshaus gemeint, jetzt war er aber schon länger unterwegs.

      Hoffentlich hab’ ich mich net verlaufen, überlegte der junge Mann und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Indes, der Gedanke, daß der Hof so weit von St. Johann weg war, gefiel ihm. Je weniger Menschen ihm da begegneten, um so weniger wußten auch, daß er sich dort aufhielt.

      Vor allem würde ihm die Polizei auf einem abgelegenen Berghof nicht so schnell auf die Spur kommen.

      Die Reisetasche wurde immer schwerer. Dabei hatte er gar nicht soviel mitgenommen, als er aus München fort war. Nur das Nötigste, doch jetzt schienen es mit jedem Schritt noch mehr Kilo zu werden. Thomas verspürte argen Durst. Leider hatte er auf seinem Weg hier keinen Bachlauf entdeckt, an dem er ihn hätte löschen können. Er kramte in den Taschen seiner Jacke, die er ausgezogen hatte, und fand ein letztes Pfefferminzbonbon.

      Besser als nichts.

      Er steckte das Bonbon in den Mund und nahm die Tasche wieder auf. Wenn der Hof nicht bald in Sicht kam, dann würde er wirklich prüfen müssen, ob er den richtigen Weg gegangen war.

      Die Straße stieg immer weiter an. Wenn er hinunterschaute, konnte er feststellen, daß er bereits aus dem Tal, in dem das Dorf lag, heraus war. Thomas blickte sich um. Die Gegend gefiel ihm. Berge, majestätisch hoch, als stießen ihre Spitzen am Himmel an. Darunter saftige Almwiesen, auf denen Kühe und Ziegen weideten, schroffe Gesteinsformationen, ein Auf und Ab von Wanderwegen. Und über allem lag der Duft von Wildkräutern.

      Der einsame Wanderer blieb wieder stehen. Der Weg kreuzte sich hier.

      Was hatte das Madel noch gesagt, den rechten oder den linken, welchen Weg sollte er nehmen?

      Eine gute Frage, und die Antwort hatte er vergessen.

      »Werf’ ich halt eine Münze«, meinte er zu sich und

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