Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman. Toni Waidacher

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Der Bergpfarrer Paket 2 – Heimatroman - Toni Waidacher Der Bergpfarrer

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net«, antwortete Max, während er sich Knödel und Gulasch auf den Teller häufte. »Die Verbrechensrate ist in Sankt Johann Gott sei Dank recht niedrig.«

      Er probierte das Essen und verdrehte die Augen vor Entzücken.

      »Schmeckt einfach köstlich«, bemerkte er. »So gut hab’ ich’s selbst in Ungarn net bekommen.«

      Dann wandte er sich wieder Sebastian zu.

      »Allerdings hab’ ich heut’ morgen eine Fahndungsmeldung hereinbekommen«, fuhr er fort.

      Pfarrer Trenker wurde hellhörig.

      »Eine Fahndung?« fragte er. »Wer wird denn gesucht?«

      »Ein junger Mann aus München«, erzählte der Polizist. »Nach ihm wird wegen irgendwelchen Betrügereien gefahndet. Er soll Anleger um ihr Geld betrogen haben und konnte gerad’ noch rechtzeitig erwischt werden, bevor er es schaffte, sich ins Ausland abzusetzen.«

      Sebastian sah Max fragend an.

      »Wieso wird er dann gesucht, wenn er schon verhaftet ist?«

      Der Beamte verzog das Gesicht.

      »Tja, also, die Geschichte ist wirklich kein Ruhmesblatt für die Münchner Kollegen«, berichtete er. »Nach dem ersten Verhör haben s’ ihn freigelassen. Ehe der zuständige Staatsanwalt einen Haftbefehl ausstellen konnte, war er schon untergetaucht. Irgendeiner hat da fürchterlich geschlampt.«

      Der Seelsorger schüttelte den Kopf. Das war ja ein ziemliches Mißgeschick. Aber Pannen passierten nun mal überall.

      »Und der soll sich jetzt hier aufhalten?« fragte er weiter.

      »Das weiß keiner so genau«, antwortete sein Bruder. »Die Spur des Gesuchten verliert sich in Rosenheim, wo er versucht hat, Geld von einem Bankautomaten abzuheben. Da war die Scheckkarte allerdings schon gesperrt und wurde eingezogen. Die Fahndung ging an alle Polizeidienststellen in Bayern und Baden-Württemberg, weil man überhaupt keinen Anhaltspunkt hat, wo der Bursche sich versteckt hält.«

      »Wer weiß, ob er net längst über alle Berge ist«, meinte Sebastian. »Per Anhalter ist man schnell in einem anderen Bundesland, wenn net gar im Ausland. Österreich ist gleich um die Ecke.«

      »Eben. Man vermutet, daß er versucht, sich dorthin abzusetzen und hat die österreichischen Kollegen ebenfalls informiert. Wenn er allerdings in die Berge geflüchtet ist, dann kann’s unter Umständen Wochen dauern, bis sich von Thomas Neumayr eine Spur findet.«

      »Neumayr?« forschte der Bergpfarrer nach. »Ist das der Name?«

      Max nickte, und Sebastian strich sich nachdenklich über das Kinn.

      »Der Name kommt mir irgendwie bekannt vor.«

      »Wahrscheinlich hast’ ihn in der Zeitung gelesen«, mutmaßte sein Bruder. »Der Finanzskandal vor ein paar Wochen. Beinahe täglich stand ’was darüber zu lesen.«

      »Natürlich. Ich erinner’ mich. Es gab einen ziemlichen Wirbel an der Börse. Gehört die Firma net zwei Brüdern?«

      »Stimmt, Thomas und Bernhard Neumayr. Ein alteingesessenes Unternehmen, das sie von ihrem Vater übernommen haben.«

      Max hatte sich noch einmal bedient, während Sebastian das Besteck schon aus der Hand legte.

      »Ich hoff’ nur, daß der Bursche net hier irgendwo untergetaucht ist«, meinte der Polizist. »Jedenfalls werd’ ich in der nächsten Zeit auf alle Fremden ein besond’res Aug’ haben.«

      »Wie alt ist der Thomas Neumayr?« wollte der Pfarrer wissen.

      Max beschrieb, was in dem Fahndungsaufruf stand. Sebastian hörte aufmerksam zu, und irgendwie kam ihm die Beschreibung bekannt vor. Alles, was sein Bruder ihm da erzählte, erinnerte ihn an den jungen Mann, der ihm gestern auf dem Heimweg begegnet war und sich nach dem Weg zum Brandtnerhof erkundigt hatte.

      Gleich nach dem Essen verabschiedete Max sich. Sebastian setzte sich in sein Arbeitszimmer. Noch hatte er eine gute Stunde Zeit, bis er nach Waldeck hinüber mußte. Dort fand an jedem Mittwoch nachmittag eine gesellige Kaffeerunde in dem Altenheim statt, an der der gute Hirte von St. Johann immer gerne teilnahm. Die Bewohner freuten sich die ganze Woche darauf. Meistens wurde gemeinsam gesungen, oder ein paar Musiker spielten auf. Manchmal konnte jemand für eine Dichterlesung gewonnen werden, und Pfarrer Trenker kam nicht umhin, den alten Leuten von seinen Bergtouren zu erzählen, auf denen er so manches Abenteuer erlebte.

      Oftmals hatten seine Erlebnisse einen ganz banalen Anfang, bei dem sich niemand vorstellen konnte, welchen tragischen Verlauf sie nehmen würden. Aus einer zufälligen Begegnung entwickelte sich ein Drama, das dank der Bereitschaft Sebastians, alles für seine Mitmenschen zu tun

      und unkonventionell zu helfen, bisher immer einen guten Ausgang fand.

      War die gestrige Begegnung so ein Anfang?

      Der Geistliche grübelte darüber nach. Die Beschreibung, die Max ihm von dem Gesuchten gegeben hatte, traf auf den jungen Mann zu, der sich nach dem Weg erkundigt hatte. Sebastian sah ihn förmlich vor sich, und seine Ahnung, die ihn selten trog, sagte ihm, daß er früher oder später einen Besuch auf dem Brandtnerhof machen mußte.

      Er stand auf und ging in die Küche zurück. Seine Haushälterin war mit dem Abwasch beschäftigt.

      »Sagen S’, Frau Tappert, sind die alten Zeitungen schon fortgeschafft?« fragte er.

      »Nein, noch net. Sie liegen in der Kiste hinter dem Schuppen.

      »Dank’ schön«, nickte der Bergpfarrer und ging hinaus.

      Hinten im Garten stand der Geräteschuppen, in dem das Gartenwerkzeug eine Schubkarre und Holz für den Kamin lagerte. Gleich daneben gab es eine gezimmerte Kiste, in der die Zeitungen und Zeitschriften aufbewahrt wurden, bis sie im Altpapier landeten. Sebastian suchte den Stapel durch. Besonders auf die Nummern der letzten vier Wochen kam es ihm an. Erleichtert atmete er auf, als er sie wohl sortiert in der Kiste fand. Er nahm die Zeitungen heraus und ging ins Arbeitszimmer zurück. Dort suchte er die Artikel zusammen, die sich mit dem Betrugsskandal in der Anlagefirma befaßten. Schließlich sah er, was er zu finden gehofft hatte – das Foto des gesuchten Mitinhabers Thomas Neumayr.

      Der Seelsorger brauchte nicht lange um festzustellen, daß es sich bei dem Abgebildeten um den Mann handelte, mit dem er gestern nachmittag gesprochen hatte.

      *

      »Das machst’ schon recht gut«, lobte der Brandtnerbauer seinen neuen Knecht.

      Gleich nach dem Frühstück waren sie noch einmal in den Bergwald hinaufgefahren. Heute sollten die geschlagenen Baumstämme von einem Fuhrunternehmer abgeholt werden, der sie zur Sägemühle brachte. Thomas war gerade damit fertig geworden, die Stämme von den Ästen zu befreien.

      Der Bursche war ebenfalls zufrieden mit seiner Arbeit. Dafür, daß es das erste Mal war, daß er eine Motorsäge in der Hand hielt, hatte er sich recht geschickt angestellt, fand er.

      Das Brummen des Lastwagens durchschnitt die Stille des Waldes. Kurze Zeit später hielt der Fahrer auf der Lichtung an. Der Bauer begrüßte ihn, die beiden kannten sich schon von anderen Fahrten, die das Unternehmen

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