Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen

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Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen Mami Staffel

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der Küche stand ein duftender Rührkuchen, den seine Haushälterin Thea Keller heute morgen für ihm mitgebracht hatte. Sie kannte seine Vorliebe für hausgemachtes Gebäck. Ab und zu schüttelte sie den Kopf darüber, daß er noch immer nicht verheiratet war.

      »Ihnen fehlt eine nette Frau, Herr Wilms!« pflegte sie zu sagen. »Tun Sie nur nicht so wie ein hartgesottener Junggeselle… Sie sind im Grunde keiner! Und das Alleinsein tut Ihnen auf die Dauer nicht gut. Daß ab und zu diese Frau Kraus aus Kiel hier auftaucht, also, das zählt doch nicht!«

      Gero lächelte und beschloß, den Kuchen für morgen aufzuheben. Der kleinen Sara und ihrer hübschen Mutter würde er sicher ebenfalls gut schmecken.

      In der modern eingerichteten Küche des Reetdachhauses bereitete er sich ein schnelles Abendessen. Thea ging jeden Tag kurz nach zwölf, wenn sie gekocht hatte. Pünktlich um acht stand sie immer vor der Tür, das Wochenende ausgenommen.

      Zum Teil hatte sie recht, die gute, wenn sie immer wieder erklärte: »Das Alleinsein ist nicht gut.«

      Solange Gero zu tun hatte – und über mangelnde Aufträge konnte sich der begabte junge Architekt nicht beklagen – geriet er natürlich nicht ins Grübeln. Aber oft genug dachte er doch über seine Zukunft nach… und darüber, ob es irgendwo auf dieser Welt eine Frau gab, mit der er die berühmte Liebe auf den ersten Blick erleben würde.

      Merkwürdig, daß ihm gerade heute wieder diese Gedanken durch den Kopf gingen. Während er nach dem Essen draußen auf der Terrasse ein Glas Wein trank, fiel ihm Marita ein.

      Marita Kraus, zweiunddreißig, verlockend schön auf der einen Seite, auf der anderen Seite Geschäftsfrau durch und durch. Eine, die keine Skrupel kannte, wenn es darauf ankam. Grünliche Augen, kastanienrotes Haar… und rechte Hand von Eugen Reiter, dem Seniorchef der Immobilienfirma Reiter & Co. in Kiel. Durch seine Tätigkeit für dieses Unternehmen hatte Gero Marita kennengelernt und war eine Zeitlang ihrem verführerischen Charme erlegen… bis er festgestellt hatte, wie egoistisch und gefühllos sie war.

      Marita… nein, sie und er waren wie Feuer und Wasser, wie Scharz und Weiß. Und er hatte ihr nun schon monatelang zu erklären versucht, daß ihn nichts mehr mit ihr verband… außer geschäftlichen Beziehungen.

      Gero starrte in den abendlichen Garten hinaus.

      »Sie gibt nicht auf!« murmelte er vor sich hin. »Und ich fürchte, wenn ich nicht noch deutlicher werde, heftet sie sich weiter wie eine Klette an mich…«

      Marita kam in unregelmäßigen Abständen nach Hohensand, und zwar ohne vorherige Anmeldung. Offenbar gefiel es ihr, wenn sie sein entgeistertes Gesicht sah… In der Ferienanlage stand immer eine Wohnung für sie parat. Sonnenklar, schließlich hieß es in Kiel, Eugen Reiter werde sie demnächst zur Geschäftsführerin befördern.

      Hätte ich mich nur nie mit ihr eingelassen, dachte Gero mißmutig. Aber, mein Gott… ich wußte ja nicht, daß sie sich als menschliches Schlinggewächs entpuppen würde.

      Er seufzte. Frauen… ein Kapitel für sich, auf das er nicht gern zu sprechen kam. Stellte er vielleicht zu hohe Ansprüche? Oder wie kam es, daß er seine Traumprinzessin noch nicht gefunden hatte?

      Er lehnte sich zurück. Es war still, nur das Rauschen des Meeres drang herauf zu ihm in den großen grünen Garten. Und in diesem Moment fühlte Gero ganz deutlich, daß er wirklich nicht länger alleinsein wollte. Herrlich mußte es sein, das Leben mit einem geliebten Wesen zu teilen… oder auch mit zwei oder drei Kindern…

      Eine Familie, ein Nest der Geborgenheit und der gegenseitigen Liebe.

      Genau das wünschte sich Gero… aber diesen Wunsch verschloß er tief in seinem Herzen.

      *

      »Ich bleib’ hier!« heulte Sara. Dicke Tränen kullerten über ihre Wangen. »Kiki wird sonst krank!«

      »Schluß mit dem Theater, Sara!« Isabel war genervt. »Du sollst nicht im Zimmer sitzen, sondern die Seeluft einatmen, sonst hätten wir auch zu Hause bleiben können. Auf an den Strand! Kiki muß eben mal zurückstehen.«

      »Nein!« plärrte Sara. »Gestern abend, als wir zurückgekommen sind, da hat er nur noch ganz leise ›ab in die Kombüse‹ gesagt und gleich den Kopf weggesteckt! Ganz zerrupft war er, und er hatte auch nichts gefressen. Kein einziges Körnchen! Mami, Kiki ist so traurig, weil er allein ist! Und die Wohnung hier ist doch ganz fremd für ihn!«

      »Egal… er muß sich daran gewöhnen. Abends sind wir wieder da. Ich habe ja gleich gesagt: Lassen wir ihn in Köln bei Oma und Opa. Es wäre eben doch besser gewesen.«

      »Das auch nicht!« schluchzte Sara und streichelte Kikis herabhängende Federhaube. »Mami, wir können ihn doch mit an den Strand nehmen. In seinem Käfig. Hauptsache, wir sind da, dann ist er sooo glücklich! Wir stellen ihn neben den Strandkorb, wo noch ein bißchen Schatten ist, und…«

      »Ausgeschlossen. Die Leute lachen sich noch kaputt über uns, Sara… mit einem Kakadu an den Strand! Nein, nein.« Isabel wurde wirklich ärgerlich, und das kam selten bei ihr vor. »Sara, hör auf, mich zu nerven. Außerdem… wenn wir Kiki mitnehmen würden, dann müßten wir mit dem Auto zum Strand fahren, das ist ein großer Umweg, und der Parkplatz ist mir auch viel zu sonnig. Der Wagen steht dann den ganzen Tag in der Hitze. Es ist abgemacht, daß wir zu Fuß gehen, den kleinen Weg entlang, und vorbei an…«

      »… dem Haus mit den Schafen und dem Pony!« Sara trocknete ihre Tränen und fügte hinzu: »Der Mann ist nett, Mami, findest du nicht? Ich meine, dieser Herr Wilms. Stimmt es, daß wir heute um vier Uhr hingehen?«

      »Ja. Er will mir ein bißchen über die Gegend hier erzählen.«

      Sara dachte nach.

      »Mami… wenn ich dir verspreche, daß ich Kikis Käfig trage, ganz allein, darf er dann mit an den Strand?«

      »Der Käfig ist zu schwer, Maus!« Isabel runzelte die Stirn. Ihre Tochter konnte sehr hartnäckig sein, das wußte sie. Und im Grunde genommen war Kiki ja auch wirklich zu bedauern… so allein den ganzen Tag! War er deshalb mit an die See gereist? Nein!

      Und so kam es, daß Mutter und Tochter an Heini Hartbecks Kate klingelten… wenn man die rostige Türglocke überhaupt als Klingel bezeichnen konnte.

      »Wir bauchen Ihren Rat, Heini!« sagte Isabel. »Haben Sie vielleicht ein altes Fahrrad zum Schieben oder irgendeinen Holzwagen, den Sie uns leihen könnten? Unser Kakadu kann nicht allein bleiben, er soll mit ans Meer. Und mit dem Auto fahre ich nicht extra hinunter.«

      Sofort erschein ein freundliches Grinsen auf Heinis Gesicht.

      »Kein Problem!« meinte er und lüftete kurz seine Schiffermütze, die er offenbar nie abnahm. »Einen kleinen Bollerwagen mit Deichsel hab’ ich noch im Schuppen stehen, Frau Sievers. Da paßt der Käfig gleich ein paarmal drauf, und das Badezeug noch dazu!«

      Saras strahlende Augen waren Dank genug. So schnell er konnte, schob Heini Hartbeck den kleinen Deichselwagen aus dem Schuppen auf die Wiese. »Hier, meine Damen… bitte!«

      Wenig später war eine seltsame Truppe auf dem kleinen Weg zum Strand unterwegs: Ein vergnügtes kleines Mädchen, eine sehr hübsche junge Frau in Shorts und T-Shirt und ein weißer Kakadu, der in den lautesten Tönen krächzte:

      »Segel hissen! Gute Nacht. Wo ist der Kapitän? Luv und

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