Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen страница 18
»Sie muß eine lästige Person sein, Ihre Bekannte!« meinte sie nach einer Weile. »Im Grunde genommen ist Ihre beiderseitige Beziehung doch beendet…«
»Stimmt. Aber darüber setzt sich Marita hinweg.« Gero seufzte noch einmal. »Lange genug habe ich ihre Blitzbesuche hier in Hohensand bei mir noch geduldig über mich ergehen lassen… aber jetzt ist endgültig Schluß.«
Er sah Isabel aus seinen umwerfend blauen Augen lange an und fügte dann leise hinzu: »Ich habe einen ganz besonderen Grund, diese Frau endgültig vor die Tür zu setzen…«
Eine Pause entstand, und plötzlich wurde es Isabel heiß. Dabei war es angenehm frisch in dem schattigen Garten.
Sara sprang fröhlich herbei, gerade im richtigen Moment. »Es ist toll hier!« jubelte sie und gebrauchte mal wieder ihr Lieblingswort. »Mami, auf der Wiese gibt es ganz viele Bäume mit grünen Kugeln dran. Werden das mal Äpfel?«
Gero mußte lachen. »Klar, und zwar sehr saftige! Die Apfelernte ist bei uns immer ein richtiges Fest. Thea, meine Haushälterin, kocht Saft ein oder Apfelmus, und einen Teil gebe ich einem Bauern im Nachbarort. Der hat eine kleine Schapsbrennerei. So komme ich jedes Jahr zu einigen Flaschen Apfelschnaps.«
»Davon wird man betrunken!« kicherte Sara. »Schnaps macht blau!«
»Nicht, wenn man nur ein oder zwei Gläschen trinkt!« meinte der junge Architekt schmunzelnd. »Dann ist er gut für den Magen. Oder zum Aufwärmen im Winter, wenn die Kälte in den Gliedern zwickt! Natürlich nur für Erwachsene. Kinder sollten sich mit heißem Apfensaft begnügen… vor allem Springmäuse wie du, Sara!«
Das kleine Mädchen amüsierte sich königlich. »Springmaus ist super! Mami sagt auch immer Maus zu mir. Das paßt zusammen!«
Und weg war sie, diesmal um die Ecke. Auch hinter dem großen Reetdachhaus gab es noch eine Menge zu sehen.
Als sich Mutter und Tochter später verabschiedeten, ging es auf den Abend zu. Kiki hatte die ganze Zeit über nur sehr leise und wohlerzogen ein paar Worte wie ›Klabautermann‹ und ›Kombüse‹ vor sich hingebrabbelt. Erstens war er müde und zweitens flößten ihm das Pony und die beiden Schafe großen Respekt ein.
Sara fielen ebenfalls fast die Augen zu. Ihre Wangen waren rot vor Begeisterung über den schönen Tag.
»Wir bleiben noch ganz lange hier, Mami, versprich es mir!« bat sie beim Abendessen. Heini Hartbeck hatte eine Portion Landrauchschinken und einen Korb Kirschen vor die Tür gestellt mit einem kleinen Zettel dazu: ›Guten Appetit!‹
Isabel nahm ihre Tochter in den Arm. »Wir sind doch erst angekommen, Kleines, und haben noch viel, viel Zeit.«
»Ich will aber nicht, daß dieser Rolf auch herkommt!« Sara ließ sich die Kirschen schmecken. »Bitte, Mami, sag ihm, er soll in Köln bleiben.«
»Das geht nicht, Mausi. Es war abgemacht, daß Rolf auch hier Urlaub macht. Er hat gestern abend noch angerufen und mir gesagt, daß er auf jeden Fall anreisen wird, der Termin steht noch nicht fest.«
Wie immer, wenn es sich um Rolf Berger drehte, verdüsterte sich Saras Gesichtchen.
»Wir brauchen ihn doch gar nicht. Wir haben doch jetzt den Herrn Wilms. Er hat gesagt, ich darf ihn einfach Gero nennen, weil er auch nicht Fräulein Sievers zu mir sagt, sondern Sara…«
Isabel lachte. »Humor hat er, das muß man ihm lassen. Ich freue mich auch, Saralein, daß er uns ein bißchen die Gegend zeigen will. Aber deshalb können wir Rolf doch nicht einfach den Stuhl vor die Tür setzen.«
Sara zog einen Flunsch.
»Na gut… aber wenn er kommt, darf er nicht lange bleiben. Mami… du heiratest ihn doch ganz bestimmt nicht, oder?«
Isabel strich ihrer Tochter über den blonden Kopf und meinte nachdenklich: »Hm… nein. Rolf hat sich zwar schon große Mühe mit mir gegeben, und mit dir eigentlich auch, Kleines… aber wir passen einfach nicht zusammen.«
Warum Isabel auf einmal zu dieser Gewißheit kam… sie hätte es selbst nicht genau sagen können.
Klein-Sara jedenfalls war zufrieden und schlief rasch ein. Und während sie im Schlaf den Strand, die Möwen und eine ganze Schar Tiere vor sich sah, träumte ihre Mutter… von Gero aus dem Reetdachhaus.
*
Innerhalb der nächsten zehn Tage verschwand Saras trockener Husten völlig, und ihr Appetit wuchs. Bald war sie nicht mehr »spillerig wie eine Makrele«. Das hatte nämlich Heini Hartbeck anfangs gemeint. Immer wieder brachte er den beiden »Damen« im Haus Nummer drei etwas Eßbares vorbei: Landbrot, Eier frisch vom Bauernhof oder garantiert ungespritztes Obst. Er wußte eben genau, wo man diese einfachen, aber köstlichen Lebensmittel in bester Qualität bekommen konnte.
Unter Geros fachkundiger Leitung war eine prächtige Sandburg entstanden. Er nahm sich die Zeit, jeden Tag zwei Stunden mit Isabel und Sara am Strand zu verbringen. Verziert wurde die »Sarisaburg« mit Muscheln, die Jens Harmsen gesammelt hatte, Saras neuer Freund.
»Sarisaburg«, einfach toll, fand Sara. Eine Kombination aus ihm und Mamis Namen! Toll und super. Bloß Kiki erwies sich als stur und dachte gar nicht daran, die beiden neuen Worte von sich zu geben. Er krächzte die Möwen in der Seemanssprache an und spielte mit Muscheln und Schneckenhäusern, die Sara und Jens ihm in den Käfig legten.
Die kleine Urlauberin war längst dazu übergegangen, Gero zu duzen. Diesen Vorschlag machte er auch Isabel, als sie abends in seinem Garten wieder einmal gemütlich am Tisch saßen und ein von Haushälterin Thea vorbereitetes Abendessen verzehrten: Krabbensalat mit Schwarzbrot.
Natürlich sagte Isabel nicht nein. Der Abend war fast windstill, eine Seltenheit am Meer. Sara war mal wieder so müde, daß sie nach dem Essen ins Haus schlich – längst hatten Mutter und Tochter das schöne Gebäude von innen kennengelernt – und auf dem Sofa in Geros Wohnzimmer einschlief.
Eine Fahrt über den Plöner See, einen Besuch in Eutin und Malente und einen Nachmittag in einem nahen Kindervergnügungspark hatten Isabel und Sara nun schon hinter sich, immer in Begleitung ihres neuen Freundes Gero Wilms.
»Morgen ist Sonntag!« sagte er. »Isabel… hättest du Lust, mit der Kleinen und mir eine Wanderung um den Selenter See zu machen? Es ist ein bequemer Weg, nicht weit… und anschließend könnten wir in der Schinkenkate rasten. Dort gibt es den besten Holsteiner Schinken weit und breit… und hinterm Haus einen Spielplatz und zwei zutrauliche Eselchen für Sara.«
Isabel freute sich, daß er immer an ihre Tochter dachte. Offenbar hatte er Sara ins Herz geschlossen. Insgeheim verglich sie Rolf und Gero, und ersterer kam dabei schlecht weg. Geschenke wie Stofftiere und Puppen waren kein Ersatz für echte Zuneigung… und Sara hatte das genau erkannt!
»Prima Idee, Gero!« stimmte sie zu. »Dir fällt immer etwas ein.«
Sie lachte ihn an… und plötzlich nahm er ihre Hand und hielt sie ganz fest.
»Mir graut vor dem Tag, an dem ihr wieder abfahrt, Isa!« sagte er leise. »Seitdem du hier bist, mit deiner kleinen Sara, hat sich für mich das Leben verändert…«
Isabel schwieg, aber ihr Herz pochte