Mami Staffel 9 – Familienroman. Stephanie von Deyen
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Читать онлайн книгу Mami Staffel 9 – Familienroman - Stephanie von Deyen страница 17
Jens Harmsen, der Junge, den Sara schon gestern getroffen hatte, war restlos begeistert.
»Der ist ja toll!« meinte er und steckte den Finger in Kikis Käfig. Vorsichtig knabberte der Vogel daran… Kiki liebte Kinder über alles. »Du, Sara, können wir ihm nicht noch was beibringen? Kiki ist toll, zum Beispiel, oder…«
»…super. Kiki ist toll und super. Ja, das muß er lernen.«
Wenigstens hatte Isabel Ruhe. Die Kinder spielten, der Kakadu war zufrieden – ein kleiner, gefiederter Strandurlauber – und auch der Strandwärter hatte nichts gegen seine Gegenwart einzuwenden.
»Vögel haben wir hier sowieso!« meinte er gutmütig und deutete auf die Möwen. »Da kommt es auf einen mehr oder weniger nicht an!«
Am frühen Nachmittag mußte Jens sich verabschieden, weil er seinem Vater helfen mußte.
»Morgen bin ich wieder da!« versprach der blonde Junge. »Wenn du willst, kannst du auch mal mit uns zum Fischen rausfahren, Sara. Ganz früh, so um halb fünf. Nur den Mund mußt du halten und still sein. Mein Vater sagt immer, reden vertreibt die Fische.«
Isabel, die im Strandkorb saß und in einer Zeitschrift blätterte, wiegelte sofort ab.
»In aller Herrgottsfrühe zum Fischen? Nein, das kommt nicht in Frage.«
»Ich möchte aber so gern, Mami!« quälte Sara. Ihr Pferdeschwanz wippte vor Begeisterung. »Bitte. Du kannst doch mitkommen!«
»Können Sie!« bestätigte Jens. »Mein Vater hat bestimmt nichts dagegen. Aber Sie dürfen auch nicht reden.«
Isabel mußte lachen. »Das läßt sich einrichten. Na gut… wenn ich auch dabei sein darf… in einem Fischerkahn auf dem Meer, das ist vielleicht nicht gerade bequem, aber interessant.«
»Toll, super, Mami!« jubelte Sara, und dann hockte sie sich vor Kikis Käfig und schärfte ihm ein: »Aufpassen, Kiki! Du mußt von jetzt ab super und toll sagen. Merk es dir!«
Gero Wilms staunte nicht schlecht, als Punkt vier Uhr nachmittags sein Besuch in ausgelassener Stimmung bei ihm erschien… samt Kakadu auf einem kleinen Holzwagen mit roten Rädern!
»Eine gute Idee!« meinte er lachend. »Ich muß sagen… das gefällt mir. Wenn wir Kikis Käfig jetzt ganz einfach mal auf die Wiese stellen, kann er sich in Ruhe die Schafe und das Pony ansehen.«
Es gab Kaffee, Apfelsaft für Sara und den Kuchen von Geros Haushälterin. Während sich das kleine Mädchen bald zu den Tieren gesellte, erzählte der sympathische Gastgeber Isabel Wissenswertes über Hohensand und die Umgebung, nannte Ausflugsziele und meinte dann nach einem kurzen Zögern: »Das eine oder andere könnte ich Ihnen selbst zeigen, Frau Sievers. Zum Beispiel das Eutiner Schloß. Auch Plön ist ein lohnenswertes Ziel. Man kann mit einem Schiff über den See fahren, ich wette, Sara wäre begeistert.«
»Ich nehme Ihr Angebot gern an!« hörte Isabel sich selbst sagen.
Etwas war sie über sich selbst erstaunt… schließlich kannte sie Gero Wilms doch noch gar nicht! Ein paar Worte gestern, die heutige Kaffeestunde… aber er kam ihr durchaus vertrauenswürdig vor.
Etwas schien er noch auf dem Herzen zu haben, denn er räusperte sich mehrmals.
»Frau Sievers… aufdrängen will ich mich natürlich nicht. Ich weiß ja nicht, ob Sie… ich meine, ob Saras Vater nachkommt oder…«
Isabel senkte den Kopf.
»Er kann nicht nachkommen!« sagte sie leise. »Mein Mann lebt nicht mehr. Nein, nein, entschuldigen Sie sich nicht, Herr Wilms, Sie konnten das nicht wissen…«
In knappen Worten berichtete sie von ihrem Schicksal, und Gero schwieg eine Weile.
»Bewundernswert, wie Sie Ihr Leben wieder im Griff haben!« erklärte er schließlich. »Ich glaube, daß Sie eine starke Frau sind… und daß Sie sehr viel Herz und Gefühl haben…«
Ein wenig verlegen fügte er noch hinzu: »Ich spüre das einfach. Es sind keine leeren Worte. Manchmal trifft man einen Menschen und bleibt gleichgültig. Manchmal aber…«
Er brach ab, und Isabel lächelte ein wenig. Wie nett er war! Ein erfolgreicher, gutaussehender Mann, der nicht die Spur von Arroganz zeigte!
Einen Moment lang war sie versucht, Rolf zu erwähnen… wohl oder übel würde er in Hohensand erscheinen, obwohl das Datum noch ungewiß war.
Aber dann beschloß sie, ihn vorerst nicht zu erwähnen. Nicht nur der Termin von Rolf Bergers Anreise war ungewiß… auch ihre gemeinsame Zukunft.
Das wußte Isabel plötzlich ganz genau… hier, in dem wunderschönen Garten, der vom Rauschen des nahen Meeres durchdrungen war. Rolf war weit weg, und der Gedanke, ihm eines Tages ihr Herz für immer zu schenken, kam ihr unwahrscheinlich vor.
»Darf man fragen, was Ihnen durch den Kopf geht?« fragte Gero lächelnd. »Ist es etwas Wichtiges? Oder kann ich Sie stören?«
»Können Sie ruhig, Herr Wilms!« entgegnete Isabel und blickte ihn an. »Ich habe Urlaub und will keine Probleme wälzen.«
»Richtig so. Isabel… hätten sie etwas dagegen, wenn ich ab und zu meine Mittagspause unten am Strand bei Ihnen und Sara verbringe?«
Ihr Herz tat einen schnellen Sprung… sie freute sich, daß er sie beim Vornamen nannte, ohne lange zu fragen, ob es ihr recht war. Überhaupt kam es ihr so vor, als seien sie sich schon vor viel längerer Zeit begegnet, nicht erst gestern.
»Was sollte ich dagegen haben… Gero?« erwiderte sie lächelnd. »Vielleicht können Sie uns dabei helfen, eine richtige schöne Sandburg zu bauen, ich bin da ein bißchen ungeschickt.«
»Klar kann ich das!« stimmte er sofort zu. »Ich bin doch schließlich Architekt!«
Sie mußten beide lachen, und
Isabel stellte fest, daß sie sich seit langem nicht so wohlgefühlt hatte. Es war ein herrlicher Nachmittag. Sara war inzwischen auf den Rücken des braven Ponys gekletterte und trabte ein paar Runden die Wiese entlang, neugierig beobachtet von den beiden Schafen.
Ein bißchen neugierig war Isabel natürlich schon, was ihren netten Gastgeber anbelangte…
»Sie sind also ein eingefleischter Junggeselle?« fragte sie. »Bitte, verstehen Sie mich nicht falsch, ich will mich nicht in Ihr Privatleben mischen…«
Er lachte. »Aber Sie wüßten doch ganz gern Bescheid, nicht wahr? Nun, ich habe die Richtige immer noch nicht gefunden… obwohl ich inzwischen vierunddreißig bin. Ich will nicht leugnen, daß es die eine oder andere Bekanntschaft gab… aber es war nie etwas Ernstes.«
Isabel wurde ein wenig verlegen. »Sie sind mir doch keine Rechenschaft schuldig, Gero. Vielleicht hätte ich Sie gar nicht fragen sollen…«
»Warum nicht?« erwiderte er spontan. »Ehrlichkeit und Offenheit sind mir am liebsten. Ich habe nichts zu verbergen. Auch nicht, daß ich hin und wieder Besuch von einer Frau bekomme, die ich allerdings nicht gern bei mir sehe…«