Hopfenbitter. Alexander Bálly

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Hopfenbitter - Alexander Bálly Allgäu Krimi

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legendären Seehelden aus der Feder Cecil Scott Foresters, mit einer französischen Fregatte um die Wette gesegelt war und grandios gesiegt hatte. Er warf einen Blick auf den Zettel, schüttelte den Kopf und stellte fest, dass er nichts mit dem Angebot von Lederkombis zu tun hatte. Er hatte allerdings eine gewisse Ahnung, wer dahintersteckte. Was ihn anging – für seine »Maschin«, wie er seinen Motorrad-Oldtimer nannte – hatte er alle Ausrüstung, die er brauchte.

      Seit er die Metzgerei an seinen Schwiegersohn übergeben hatte, war ihm ein paar Jahre lang recht langweilig gewesen. Weiter mitzuarbeiten wäre schon schön gewesen, doch er war vernünftig genug, es sich von Anfang an zu versagen. Er würde Sebastian nur ins Handwerk pfuschen. Lieferfahrten, die übernahm er, aber die eigentliche Arbeit an Fleisch und Wurst und die Leitung des Betriebes, die oblagen nun Sebastian. Er hielt sich da völlig heraus.

      Eine Weile hatte er versucht, seine innere Leere mit allerlei Hobbys auszufüllen, doch er war regelmäßig daran gescheitert. Weder Musik noch Kunst oder Sport konnten ihn ausreichend fesseln. Auch Modellbau, schöne Dinge sammeln und was es an klassischen Steckenpferden noch geben mochte, fand er öde.

      Zwei Sachen aber gab es, die ihn doch begeisterten: Das eine war sein Motorrad. Anfang des Jahres hatte er eine alte BMW gekauft, das gleiche Modell, das er schon als junger Bursche gefahren hatte. Es zu warten, zu pflegen und die Ausflüge, die er damit unternahm, das alles machte ihn tatsächlich froh, denn es war stets auch eine Zeitreise in seine Jugend, als er und seine Frau Anna-Maria noch jung, verliebt und ein wenig verrückt gewesen waren. Doch seit einigen Jahren lag Anna-Maria auf dem Friedhof. Mit ihr hatte er viele Vorhaben und Pläne für den Lebensabend beerdigt, denn allein wollte er keine Nilkreuzfahrt machen, und auch die wilden Tiere Afrikas hatten ohne seine Frau keinen Reiz mehr für ihn. Mit dem Motorrad aber kam er ihr wieder nahe.

      Der andere Zeitvertreib, den er für sich entdeckt hatte, war das Ermitteln als Detektiv. Zusammen mit seiner Enkelin Anna hatte er schon mehrere Male erfolgreich der Polizei geholfen, was den Beamten aber meist gar nicht so recht war.

      Karola mochte das Motorrad nicht, doch in ihren Augen wäre selbst ein Chopper von Harley Davidson mit hundert Spiegeln und Totenköpfen weitaus besser gewesen als jede Detektivspielerei. Zum Glück gab es in Wolnzach nicht allzu viel Mord und Totschlag, sodass Wimmer diesem Hobby nur gelegentlich nachging.

      »Anna? Anna!«

      Nachdem auch Sebastian beteuert hatte, ihr dieses Papier nicht untergeschoben zu haben, rief Karola nach ihrer Tochter. Es dauerte ungewöhnlich kurze Zeit, bis die Fünfzehnjährige in der Tür stand.

      »Hast du mir des neig’legt?« Karola gab ihr den Zettel.

      »Ja. Ich wollt wissen, ob so was was wär. Für mich, mein ich.«

      »A Motorradkombi? Aus Leder?« Karola war mehr erstaunt als entsetzt.

      »Mei, ich hab g’meint, dann könnt ich aa amal beim Opa mitfahr’n, als Sozia. Und du hast g’sagt, ohne Schutzkleidung geht da nix.«

      »Aha … und da hast von der Mama wissen wollen, ob des vielleicht was wär, womit sie dich auf a Motorradl lassen tät?«, mischte sich Sebastian ein.

      »Genau«, bestätigte Anna.

      »Sebastian, du bist staad«, kommandierte seine Frau.

      Sebastian war zu anfällig für den »weichen Blick« seiner Tochter, mit dem sie ihn immer wieder umgarnte. Karola dagegen ahnte Unrat. Das Mitfahren beim Opa würde ihre Tochter nicht zu solch einer teuren Anschaffung verleiten. Nicht allein zumindest. Im Augenblick gab es zwar keinen amtierenden »Freund«, doch zwei solche Bürscherl hatten schon Annas Herz gewinnen können. Es waren eigentlich nette junge Männer aus ordentlichem Hause gewesen, doch das war unerheblich. Niemand konnte vor Karolas Augen Gnade finden. Sie hielt Anna grundsätzlich für zu jung für solche »G’schichten«.

      Karola gab ihr den Zettel zurück. »Die Kombis san scho recht«, sagte sie. »Wenn du so was anhast, dann kannst beim Opa mitfahrn. Willst du dir jetzt so was kaufen?« Karola wusste genau, dass diese Schutzkleidung ein gutes Stück jenseits der finanziellen Reichweite ihrer Tochter lag. Selbst die Hälfte würde sie sich kaum leisten können. Zu teuer war der neue Laptop gewesen.

      »Mei, ich hab halt gedacht, das ist ja für meine Sicherheit, und da könnt ich von euch einen Zu- oder Vorschuss …« Anna versuchte noch, gewinnend zu lächeln, doch sehr schnell stellte Karola klar, dass sie keineswegs bereit sei, dieses gefährliche Ansinnen zu unterstützen, und dass sowohl ihr Mann als auch ihr Vater schweren Ärger mit ihr bekämen, wenn sie hinterrücks diesen Wunsch unterstützen würden.

      Demonstrative Enttäuschung vor sich hertragend, verabschiedete sich Anna, um zu einer Schulfreundin zu gehen.

      »Dass du mir aber um sechse wieder da bist! Mir ham heut Besuch und grillen.«

      Um halb sieben erschienen bei den Wimmers verabredungsgemäß Thomas mit Katharina und der kleinen Sophia. Katharina war eine Cousine von Karola. Vor etwa drei Jahren hatte sie ihren Thomas geheiratet, und Karola hatte die kleine Sophia ein Jahr darauf über das Taufbecken gehalten.

      Als Hausherrin bekam Karola einen großen Strauß Blumen. »Alle aus unserem Garten!«, erklärte Katharina stolz. Karola ging, um eine Vase zu holen, und ihre Cousine folgte ihr.

      »Und was hast du da noch?«, wollte Karola wissen und deutete auf einen Karton, den Katharina unter dem Arm trug. »Ach, des is was, was i nimmer trag, und zum Wegwerfen war’s ewig zu schad! Da hab i an die Anna gedacht.«

      »Ui, was ist es denn? A Dirndl? A Mantel? A Kleid?«

      »Fast. Aber lass sie doch erst amal neischlupfen, ob’s passt und ihr aa g’fällt. Was meinst, Anna? Gehn mir zwei mal g’schwind hoch und probiern’s?«

      Als Anna mit Katharina zehn Minuten später herunterkam, waren die Reaktionen sehr unterschiedlich. Katharina war offensichtlich sehr stolz auf ihren gelungenen Streich. Thomas und Sebastian grinsten von einem Ohr zum anderen, Ludwig Wimmer, der sofort erkannte, was da gespielt wurde, schmunzelte vergnügt. Karola hingegen stand der Mund offen. Sie rang nach Worten, um ihren Ärger auszudrücken. Anna aber drehte sich glückselig in einer Motorradkombi aus weinrotem dickem Rindsleder, an den richtigen Stellen wattiert, in der sie einfach scharf aussah.

      »Des is … des is ja …« Karola kam ins Stottern.

      »Genau, des is deine eigene Kombi! Als die Anna unterwegs war, hast du g’sagt, jetzt wär Schluss mit dem Motorradfahren. Und dann hast du sie mir g’schenkt. Inzwischen fahr i aa nimmer mit dem Motorradl, und neipassen tu i nach der Geburt eh nimmer. Es ist also Zeit, dass i s’ weitergeb.«

      »Du, i find des aber überhaupt ned gut, wenn die Anna auf am Motorradl mitfährt. Sie ist erst fuchzehn. Beim Opa mag’s ja noch angehn. Aber so junge Burschen …«

      Nun mischte sich ihr Vater ein. »Und wie alt bist du damals g’wesen? Aa ned älter. Meinst du, uns war des damals recht g’wesen? Ich weiß noch genau, wie der junge Mann g’heißen hat, zweng dem du die Kombi hast ham müssen. Das war der …«

      »Papa, jetzt bist aber sofort still. Des san uralte G’schichten. Die Vergangenheit geht keinen was an. Außerdem hab i mir die Kombi damals selber g’kauft.«

      »Die Hälfte davon«, verbesserte sie Wimmer. »Die andere Hälfte hat dir die Gärtnerkattel zug’schossen. Meinst du, wir san so blöd und glauben, dass du nur aus Spaß an der Freud a ganzes Jahr lang mit ihr am Marktstand gearbeitet hast, nur weil

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