Hopfenbitter. Alexander Bálly

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Hopfenbitter - Alexander Bálly Allgäu Krimi

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Scho die Heilige Hildegard hat’s kennt. Beruhigen kann’s, und ma schlaft besser, wennst as bloß riechst. Viele stopfen an Hopfen in a klein’s Kissen und ham’s im Nachtkasterl. Wenn s’ ned schlafen können, dann holen s’ es raus. Und wenn’s mit der Verdauung ned klappt, oder wann einer keinen rechten Appetit ned hat, hat der Hopfen schon ganz oft die Sach g’richt.«

      »Und g’scheid wous vadient ma ja aa am Hopfen!«, meinte Leopoldine und lachte.

      »Da hast recht!« Auch Frau Bichler lachte. »I sag’s ja. A rechter Segen is der Hopfen!«

      Diesen Segen aber musste man sich mit zerschundenen Händen erkaufen, und Franziska plagte sich sehr. Sie merkte bald, dass die anderen wesentlich schneller zupften als sie selbst. Es dauerte lange, bis sie ihre erste Hopfenkirn voll hatte. Doch niemand lachte sie aus, keiner bemitleidete sie oder war hämisch.

      »Des hao ma olle leana miassen! Do is nou a jede mit z’rechtkumma«, ermunterte sie Leopoldine.

      Auch wenn Franziska sich schinden und plagen musste, es war dennoch ein lustiges Arbeiten. Man saß locker zusammen, mehrere Pflücker teilten sich eine Rebe, und es wurde gescherzt, erzählt, gelacht und gesungen. Jeder reihum stimmte immer wieder Volks- und Liebeslieder an oder Moritaten, aber auch allerlei albernes Zeug wie das Lied vom Birnbaum, der drunt in der grünen Au wächst. Freche Lieder sangen sie auch, so zum Beispiel eines von einer Magd, die einen Floh am Fuß spürte und Strophe um Strophe das Tierchen immer weiter das Bein hinaufjagte.

      Nach drei Stunden tat Franziska das Kreuz weh, und sie streckte sich, doch sie merkte, dass sie inzwischen viel schneller brockte und schon fast mit den anderen mithalten konnte. Natürlich nicht mit Theres aus Sendling. Sie war die Schnellste, aber sie arbeitete auch mit einem Ingrimm und einer Verbissenheit, die keiner sonst aufbrachte.

      Von Zeit zu Zeit brachten die Pflückerinnen ihre vollen Kirn zum Hopfenmeister. Als sich Franziska mit ihren Körben aufmachte, war das die Bäuerin. Sie leerte sie in ein großes Blechmaß, den Metzen. Das war die Maßeinheit. Je nach Größe der Kirn brauchte es eineinhalb bis zwei Kirn für den Metzen, der sechzig Liter maß.

      »Ah, die Franzi! Bist ja scho fleißig dabei! Und, g’fallt’s dir hier?«

      »Ja, schon, Bäu’rin. Mit der G’sellschaft macht’s schon Spaß, und an den Hopfen g’wöhn ich mich scho noch.«

      »Ist scho was anderes wie a Salat vom Markt oder was man in der Stadt sonst noch als Pflanzen kennt.«

      Die Bäuerin fischte ein einzelnes Blatt mit einem Stängelrest aus den Dolden, mahnte Franziska, genauer zu arbeiten, und gab ihr dann für zwei Metzen zwei Blechmünzen.

      »Die hebst auf, und wenn du gehst, am End von der Ernte, da rechnen wir ab.«

      Franziska kehrte zurück zu ihrem Schemel und griff sich ein Stück von der nächsten Rebe, zog sie auf ihre blaue Schürze und begann zu zupfen, sang dabei oder erzählte Geschichten.

      Zu Mittag brachte der älteste Sohn mit einem Traktor einen großen Korb mit Broten und ein paar Kisten Bier und Limo. Er war ein fescher Bursch, etwa siebzehn Jahre alt und sehr stolz, wie er da auf dem Schlepper saß. Am Nachmittag machte er den Hopfenmeister.

      Bis zum Abend war Franziska eine echte Hopfenpflückerin und brauchte den Vergleich mit den anderen nicht mehr zu scheuen. Sie brauchte etwa eine Stunde und zehn Minuten für den Metzen. Das war ein ganz ordentlicher Wert. Eleonore brauchte ein paar Minuten weniger, Poldi brauchte ein paar Minuten mehr, und an die ehrgeizige Theres mit ihren etwa vierzig Minuten kam eh keiner heran.

      Als es heim ging, war Franziska müde, verschwitzt und hungrig, aber bestens gelaunt.

      »Tummelts euch mit dem Waschen!«, mahnte die Bäuerin. »Die Madl am Wasserhahn im Stall, die Mannsbilder am Schlauch hinter der Scheune! Schickts euch, dann seids schneller beim Abendessen!«

      3

      21. September – Samstag

      »I hab amal nachgedacht«, meinte Wimmer. Es war ein kühler, sonniger Herbstmorgen, kurz vor halb neun und der zweite Tag, an dem die beiden Detektive den Hof suchten. Wimmer stieg wieder zu Biss in den Wagen.

      »Und?«

      »Na ja, wenn des wirklich alles is, was mir ham, dann is des ned grad viel.«

      »Mehr habe ich leider nicht. Ich hab nur dieses eine Foto.«

      »Dann muss man aus dem Wenigen halt das Beste machen«, brummte Wimmer. »So wie i das seh, ham mir drei Ansatzpunkte.«

      Wimmer bemühte sich, sich sehr professionell zu geben. Er wollte bei dem Detektiv Eindruck schinden. Der Kollege wollte Geld bezahlen, und darum sollte er auch einen soliden Gegenwert erhalten.

      »Drei Ansatzpunkte?« Dirk Biss staunte. Er hatte das Bild natürlich auch genau angesehen. Die Leute waren sicher kaum ein Hinweis. Die Aufnahme war uralt und die Gesichter klein und unscharf. Dass man nach so langer Zeit darauf jemanden erkennen würde … das wäre ein reiner Glücksfall. Mehr Erfolg versprach da das Haus. Doch das war fraglich, denn auch Bauernhöfe veränderten sich mit der Zeit. Aber es war ein brauchbarer Ansatz. Der einzige, soweit Biss es erkannte. Und nun zauberte dieser Amateur noch zwei weitere Möglichkeiten aus dem Hut, an die Sache heranzutreten.

      »Was für Ansatzpunkte meinen Sie?«

      »Das Haus natürlich, die Bäume im Hintergrund und die Heiligenfigur da oben zwischen den Fenstern.«

      »Die ist doch ganz unscharf. Da werden Sie auch keine bessere Darstellung herauskitzeln können. Das hab ich doch schon probiert. Oder können Sie die so unscharf etwa erkennen?«

      »Naa. Erkennen kann i die aa ned. Aber mir können vielleicht trotzdem ziemlich genau abschätzen, wie groß die Figur sein muss.«

      »Wie wollen Sie denn das schätzen?«

      »Da, schaun S’. In der Lampe über der Tür sieht man a Glühbirne. Von der Kamera is die ziemlich genau so weit weg, wie die Nische mit der Figur. Und wie groß a Glühbirn ist, des weiß i zwar ned, sieben Zentimeter im Durchmesser, tät i schätzn. Aber des kann man doch rauskriegen. Und dann is es nur mehr a Rechenaufgab für die Mittelstufe: Dreisatz.«

      »Respekt!« Biss nickte anerkennend. Mit einer verlässlichen Vergleichsstrecke konnte man tatsächlich die Größe der Nische und der Figur recht genau ausrechnen. »Das kann ein wenig helfen. Aber ob uns das wirklich weiterbringt, weiß ich nicht. Heiligenfiguren in der Größe gibt es sicher viele. Und was ist mit den Bäumen?«

      »Da möcht i gern wen fragen. Vielleicht kriegen wir nicht raus, wo die Baam steh’n, aber i hoff, dass er uns sagen kann, nach was wir überhaupt schau’n sollen.«

      Als sie angekommen waren, bat Wimmer Biss, im Auto zu warten. »Der Mann is a bisserl a schwieriger Charakter. Da bin i besser allein.«

      Wimmer hatte erwartet, dass Biss protestieren würde, doch es schien ihm nichts auszumachen.

      Johannes Rosskopf war Nebenerwerbslandwirt auf einem Hof unweit von Wolnzach und als ungeselliger Eigenbrötler bekannt. Er gab sich schweigsam und muffig. An schlechten Tagen konnte er sehr rüpelhafte Manieren an den Tag legen. So war es kein Wunder, dass er als Einzelgänger galt. Die meisten Flächen seines Hofs waren verpachtet, bis auf ein wenig Holz und ein

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