Hopfenbitter. Alexander Bálly

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Hopfenbitter - Alexander Bálly Allgäu Krimi

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seine Frau ihn sitzengelassen hatte, war das Thema Beziehung für ihn erledigt. »Die Weiberleut können mir g’stohlen bleiben. Wenn i a blöds G’wäsch hörn will, mach i den Radio an. Wenn i will, dass man mir was anschafft, geh i in die Arbeit. Und für a g’scheides G’spräch geh i in den Wald. So a Baam, der hört zu und unterbricht mi ned.«

      So lebte er allein und war zufrieden, wenn man ihn in Ruhe ließ und er seine Bäume hatte. Rosskopf war weder Naturromantiker noch Waidmann. Wenn er in den Wald ging, dann allein wegen der Bäume, in denen er echte Freunde sah. Sie verstanden ihn, und er verstand sie.

      Holz, das war ein wenig wie er selbst, sein Medium. Hart, zäh, ausdauernd und doch wunderbar gestaltbar. Seine Scheune hatte er mit der Zeit in eine kleine Schreinerwerkstatt verwandelt, in der übers Jahr eine Reihe außergewöhnlicher Vogelfutterhäuschen entstanden waren, mit Türmchen, kühnen Dachlandschaften und alle perfekt gearbeitet. Im Herbst verkaufte er sie für teures Geld im Internet. Das war ein willkommenes Zusatzeinkommen, von dem nur wenige wussten. Was keiner wusste: Rosskopf schnitzte auch herrliche Figuren. In seinem Keller gab es ein halbes Hundert spannenlanger Krippenfiguren, nur für ihn und seine private Freude.

      Wimmer mochte den Sonderling. Vor ein paar Jahren hatte er ab und zu noch ein paar Schweine rund gemacht, und der Metzger hatte sie ihm gern abgekauft, denn diese Tiere hatten ohne Zeitdruck ihren Speck ansetzen dürfen, hatten Auslauf genossen und waren ein gutes Stück weit besser gewesen als der Durchschnitt.

      Wimmer fand den Bauern nahe beim Hof auf einer Bank neben einer Linde in der Morgensonne sitzen und eine Pfeife rauchen.

      »Griaß de, Ludwig!«

      »Servus, Johannes.«

      Es folgte eine Pause.

      »Bist schon lang nimmer da g’wen.«

      »Is scho a Weile her. Stimmt. Und? Dir geht’s gut?«

      »Passt scho. Und selbst?«

      »Mei … muss ja.«

      Damit waren sowohl die Begrüßung als auch der Smalltalk beendet. Wimmer setzte sich, und sie schwiegen beide. Nach einer Weile drehte sich der Gastgeber halb zu Wimmer um und zog eine Augenbraue hoch.

      »Ja, genau, Johannes, i brauch was von dir. I hab da a Problem, und da warst du vielleicht der Rechte, der mir helfen kannt.« Rosskopf schwieg weiter. Auch Wimmer ließ sich Zeit, dann fuhr er fort. »I soll auf am alten Foto a Haus finden. A paar Baam san aa auf dem Bild drauf. Viel erkenn i da ned, aber vielleicht kannst du mir sagen, was des für Baam gewesen sind.«

      Rosskopf nahm die Pfeife aus dem Mund und schmunzelte.

      »Dann zeig doch amal her.«

      Nach eingehendem Studium des Bildes stellte er fest, dass es kaum eindeutig zu sagen war.

      »Die Qualität is scho recht lausig. Der linke Baam kannt mit a bisserl am Glück a Eiche sein. Wenn des aber a Kastanie ist, dann wirst die vielleicht gar nimmer finden. Die werden meistens ned so alt. Die wann im Inneren morsch werden, dann muss man die umschneiden. Im Hintergrund is a Birke. Die war damals a scho recht alt. Die wird ziemlich sicher nimmer stehn. Aber hier am Rand, des schaut aus, als ob des a Linde war … die könnt’s noch geben. So a Linde, die wird alt.«

      Wimmer blieb noch eine Weile sitzen.

      »Wenn’s a Linden is«, ergänzte Rosskopf, »dann kann’s sogar sein, dass ma die unter Schutz g’stellt hat. Seit etwa dreißig Jahren kannst so an schönen alten Baam nimmer einfach wegmachen. So a Baamfrevel is inzwischen oft aa gesetzlich verboten.«

      Damit verstummte er wieder und hüllte sich in eine aromatische Wolke Tabakrauch. Wimmer bedankte und verabschiedete sich, dann kehrte er zu seinem Auftraggeber zurück. Biss legte gerade eine Art Satellitenschüssel aus Plexiglas mit Handgriff zu einem Kassettenrekorder in den Kofferraum.

      »Is das a Richtmikrofon?«

      »Ja, freilich. Haben Sie geglaubt, ich bleib im Auto und les derweil a Mickey-Maus-Hefterl?«

      »Und aufgenommen ham S’ mi aa no?«

      Das hatte Biss nicht getan. Der Kassettenrekorder, so erklärte er – und es stimmte sogar – sei nur eine Vorsichtsmaßnahme. Mit dem Rekorder und dem Buch »Unsere gefiederten Freunde – Band 1, Singvögel« könne er jederzeit und überall mit dem Richtmikrofon arbeiten und dann behaupten, nur ein Hobbyornithologe zu sein, auf der Suche nach dem Ruf des Ziegenschnäppers. Wer die Kassette anhörte, fand darauf tatsächlich nur Vogelgezwitscher. Wollte Biss mit dem Richtmikrofon etwas aufnehmen, stöpsele er sein digitales Aufnahmegerät an, so groß wie eine Zigarettenpackung.

      Die Weiterfahrt war still und frostig. Wimmer fühlte sich getäuscht und schwieg hartnäckig. Schließlich lenkte Biss den Wagen an den Straßenrand und stellte den Motor ab.

      »Herr Wimmer, wenn Sie sich hintergangen fühlen, tut es mir leid. Das war nicht meine Absicht. Aber ich denke, ich sollte doch genau das erfahren, was auch Sie wissen. Ich dachte, so ist es einfacher, als Sie zu verwanzen oder so was.«

      »Wanzen haben Sie auch?«

      »Ja. Freilich.«

      »Darf man die denn überhaupt benutzen?«

      »Nicht überall. Dieser Bereich ist rechtlich ein wenig – nennen wir es – sumpfig.«

      »Ham Sie sonst irgendwelche Sonderrechte, Herr Biss? Darf so a Detektiv mehr, weil er wie die Polizei ermittelt?«

      »Nein. Ich bin ja weder die Polizei noch eine Staatsbehörde. Ich darf alles, was normale Menschen auch dürfen. Aber mehr darf ich nicht.«

      »Dürfen S’ einfach so Gespräche abhören?«

      »Das darf ich nicht. Aber ich darf versuchen, Vogelstimmen aufzunehmen … und wenn ich da dann zufällig ein Gespräch höre …«

      »Dürfen S’ wen festnehmen?«

      »Das darf ich, und Sie dürfen es übrigens auch. Wenn Sie einen Dieb zum Beispiel in flagranti erwischen, dann dürfen Sie ihn festhalten, bis die Polizei da ist. Das nennt sich ›Festnahme durch Jedermann‹.«

      »Aber ned jedermann hat deshalb gleich Handschellen dabei. Ich hab welche hinten im Kofferraum gesehen und so was wie a Filmkamera aa. So a große gleich, mit schwerem Holzstativ.«

      Biss lachte. »Das ist keine Kamera, Herr Wimmer. Das ist nur ein Stativ mit einem Theodoliten, einem Landvermessungsgerät. Der ist sogar kaputt. Aber das macht nix. So ein Gerät ist sehr praktisch. Wenn Sie mal ein Objekt länger beobachten müssen, kann man sich dabei schlecht unsichtbar machen. Irgendwann gibt es dumme Fragen. Aber wenn Sie nur Grundstücke oder Gullideckel vermessen und dazu noch eine orange Jacke anhaben, dann fragt kaum einer, und wenn, dann kann man einfach was über neue Glasfaserleitungen für das schnelle Internet erklären, und die Leute sind zufrieden. So kann man ganze Tage um ein Objekt herumstreichen und es beobachten.«

      Wimmer fand all diese Methoden recht zwielichtig. Der Detektiv kam ihm inzwischen sehr halbseiden vor. Vielleicht war er ja kein Ganove, aber ein Partner, dem man vertrauen konnte, war er sicher nicht. Seit er das Richtmikrofon erkannt hatte, spielte er mit dem Gedanken, die Zusammenarbeit abzubrechen.

      Doch schon

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