Hopfenbitter. Alexander Bálly

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Hopfenbitter - Alexander Bálly Allgäu Krimi

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nutzte dies, um nachzulegen.

      »Wie du mir damals die Montur g’schenkt hast, da waren meine Eltern genauso dagegen g’wesen wie du heut. Du hast mir die Kombi damals extra geschenkt, weil du g’sagt hast, a junger Mensch, der braucht a bisserl a Freiheit, des taat am jedem gut.«

      »Des is ja a Verschwörung!«, rief Karola, konnte sich aber ein schiefes Lächeln nicht verkneifen.

      »Außerdem«, meldete sich Thomas zu Wort, »schaut die Anna da drin aus, als wär’s für sie g’macht.«

      »Dann zeig’s halt amal her«, lenkte Karola endlich ein und griff ihrer Tochter ins Leder, um hier und da zu ziehen. Die Kombi passte wunderbar. Sie hatte verloren.

      In diesem Moment klingelte das Telefon im Haus. Wimmer ging hinein. Es dauerte eine Weile, bis er wieder in den Garten kam. Die Charleroi-Steaks waren gerade servierfertig.

      »Für wen war’s denn, Papa?«, fragte Karola.

      »Für mich. Und bitte, reg dich ned auf. Da hat mich einer um kollegiale Hilfe gebeten.«

      »Dich? Wieso dich? Der Chef von der Metzgerei ist der Sebastian.«

      »Der wollt ja auch nicht mich als Metzger.«

      »Als was denn sonst?«

      »Als Detektiv! Er kommt morgen Vormittag vorbei und erklärt mir alles.«

      Man mag es auf den Vollmond schieben, doch es hatte wohl auch andere Gründe, dass Karola, Wimmer und auch Anna in dieser Nacht unruhig schliefen.

      Wimmer war aufgeregt und fieberte einem neuen Fall entgegen. Bisher war er in seine Fälle fast immer mehr oder weniger hineingerutscht. Dass ihn nun ein Privatdetektiv als Kollege ansah und um Hilfe bat, war neu, und selbst im Traum fand er es sensationell. Mit seiner Detektivspielerei war Wimmer in der Vergangenheit recht erfolgreich gewesen, und doch meinte er, gar nichts Besonderes dabei zu leisten. Er fischte doch nur im Dorftratsch nach Informationen. Immerhin wusste er, wo er sich umhören konnte, wo die guten Quellen waren, und konnte bei Bedarf auch die wichtigen Informationsbrocken aus den Leuten herauskitzeln. Der Rest war nur ein wenig Menschenkenntnis, Kombinationsgabe und Glück.

      Er wäre verwundert gewesen, wenn er geahnt hätte, dass sein Bekannter Karl Konrad von der Kriminalpolizei es auch nicht viel anders machte und auf Wimmers Fähigkeiten trotz gewisser professioneller Vorbehalte große Stücke hielt.

      Bisher war Wimmer nie groß nach außen hin als Detektiv aufgetreten. Zumindest in den letzten Jahren nicht mehr. Vor einer kleinen Ewigkeit war es anders gewesen: Er war zehn, als er mit zwei inzwischen längst verstorbenen Kameraden eine Lausbubendetektei gegründet hatte. »Scherlock Pinkerton & Co – Wolnzach« hatten sie sich genannt, und einen kurzen Sommer lang hatten sie Detektiv gespielt. Sogar einen richtigen Kunden hatten sie gehabt. Ein Nachbar hatte sie schmunzelnd beauftragt, im Garten einen Silberschatz zu suchen, der da im Krieg vergraben worden sein sollte. Den hatte es aber nie gegeben. So hatten sie ihm das Gemüsebeet umgegraben und danach die Geschäfte unter beißendem Spott ihrer Schulkameraden eingestellt.

      Jahrzehntelang hatten die materiellen Reste des Detektivspielens in einer Blechdose auf dem Speicher geruht. Erst als vor ein paar Jahren unversehens ein Toter am Maibaum gebaumelt und dieser Mord die Marktgemeinde erschüttert hatte, hatte Wimmer wieder Lust auf das Detektivspielen bekommen. Eigentlich hatte er sich nur ein wenig umhören und der Polizei helfen wollen. Dieses Umhören hatte jedoch bald eine gewisse Eigendynamik entwickelt, und ehe er sich versehen hatte, hatte er zusammen mit Anna »Scherlock Pinkerton & Co – Wolnzach« wieder zum Leben erweckt. Am Ende hatten sie sogar noch vor der Polizei den Mörder ermittelt.

      Anna hatte sich für ihn bei inzwischen vier Mordermittlungen als sehr nützliche Assistentin erwiesen. Wimmer war bauernschlau, geduldig und einfallsreich, doch auf einem Gebiet war der alte Metzger beinahe unbeleckt – Computer. Anna dagegen war ein Kind des digitalen Zeitalters. Inzwischen betreute die Fünfzehnjährige für ihre Mutter die Website der Metzgerei und hatte ihr vor ein paar Wochen den kleinen feinen Webshop »Oma Wimmers Wurstspezialitäten im Glas« eingerichtet.

      Für ihren Opa recherchierte sie als Assistenzdetektivin im Netz und fand dort Informationen, von denen Wimmer nie geahnt hatte, dass man sie überhaupt suchen konnte. Doch auch Anna konnte erfolgreich den lokalen Klatsch ablauschen, besonders natürlich bei Schülern und jungen Leuten. Da sie ähnlich scharfsinnig war wie ihr Opa, bildeten sie ein glänzendes Team.

      Doch das wusste so gut wie niemand. Sie erwähnten nie ihr Detektiv-Dasein nach außen. Anna und ihr Opa waren einfach nur Leute wie andere auch: ortsbekannt, vertrauenswürdig und a bisserl neugierig. Dass sie dabei sehr zielgerichtet neugierig waren und im kriminalistischen Sinne auch höchst erfolgreich, behielten sie für sich.

      Doch nun hatte ein Herr Dirk Biss angerufen und nach dem Privatdetektiv Wimmer gefragt. Der alte Metzger fand das sehr merkwürdig. Diese nebulöse Bitte um kollegiale Hilfe hielt ihn lange wach.

      Auch Karola trieb der Anruf lange um. Sie fand ihn sehr beunruhigend. Wenn es nur um Wimmer gegangen wäre, hätte sie es noch hingenommen. Er war erwachsen und für sich selbst verantwortlich. Doch dass er Anna mit der Detektivspielerei angesteckt hatte, das machte ihr große Sorgen. Einmal war sie schon mit einer Pistole bedroht worden, und auch beim letzten Mal wäre sie beinahe in Lebensgefahr geraten. Natürlich hatte Wimmer alles getan, dies zu vermeiden. Es war nicht so, dass er unsinnige Risiken eingegangen wäre, doch das Jagen von Mördern war nun mal etwas, was schnell aus dem Ruder laufen konnte.

      Und dann noch diese alte rote Motorradkombi. Da hatte sie sich sauber ausmanövrieren lassen. Die rote Kombi! Sie lächelte, als sie an die Touren dachte, die sie darin gemacht hatte. Und an die paar handverlesenen Burschen, die sie damals aus dem Leder pellen durften. Die Kombi war ihr Tor zur Freiheit gewesen. Aber Anna? Das waren doch seinerzeit ganz andere Zeiten gewesen. Das konnte man doch nicht vergleichen. Detektive und Motorräder! Ach, wieso konnte ihre kleine Familie nicht sein wie andere auch und normalen Hobbys nachgehen?

      Anna schlief zwar, aber auch sie wälzte sich von einer Seite auf die andere. Im Traum hatte sich die rote Lederkombi verdreifacht. Als drei rote Lederschwestern standen sie da: Karola, Katharina und sie in der Mitte. Sie ließen sich von jungen Männern auf bulligen Motorrädern bewundern. Und dann kam einer, reichte ihr die Hand und bot ihr den Platz auf dem Soziussitz an. Er war unglaublich männlich, stark und kühn und trug die Züge von Sammi aus der zwölften Klasse. Seltsamerweise roch er aber wie das Rasierwasser von Opa.

      2

      19. September – Donnerstag

      »Jetzt, Herr Biss, müssen S’ mir bitte erst mal erzählen, wie Sie auf mich gekommen sind. Dass i ab und zu als Detektiv arbeit – oder sagen wir lieber: a bisserl an Kriminalfällen herumstöber, des weiß eigentlich keiner. Es war immer inoffiziell. Es ist ja ned so, dass i Visitenkarterl verteilen daat.«

      Wimmer saß auf seinem blauen Kanapee in seinem Zimmer unter dem Dach der Metzgerei. Seinen Gast hatte er in einen der beiden bequemen Lehnstühle gesetzt und musterte ihn nun. Sein Gegenüber war Ende vierzig, hatte einen deutlichen Bauchansatz, eine Halbglatze und dicke Tränensäcke. Er war unauffällig gekleidet – beige Bundfaltenhose, ein einst weißes, nun aber sehr, sehr hellgraues Polohemd und ein beiges Sakko. Alles in allem hätte er ein Beamter sein können oder ein Lehrer. Wenn man genauer hinsah, wirkte er ein wenig angeschmuddelt. Das an den Ellbogen ausgebeulte Jackett mit der vom Sitzen zerknautschten Rückseite hatte schon bessere Zeiten gesehen, die Schuhe waren abgeschabt, und auch das Polohemd hatte fadenscheinige Stellen am Kragen.

      »Herr

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