Apache Cochise Staffel 1 – Western. Diverse Autoren
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Der Soldat kam wieder, grüßte, schlug die Hacken krachend zusammen und meldete:
»Sie möchten bitte zuerst zu Major Tanner kommen, Sir.«
»Wo finde ich ihn?«
»Ich bringe Sie hin, Sir.«
Haggerty nickte, winkte Noll kurz zu und verließ das Zelt. Die Sonne war untergegangen, aber von der Abendkühle war noch nichts zu spüren. Soldat und Scout stampften durch den knöcheltiefen Sand und steuerten auf ein Zelt zu, das etwas vor der Reihe der anderen stand.
Les Tanner stand von seinem Feldstuhl auf und kam Haggerty mit ausgestreckter Hand entgegen.
»Willkommen im Camp«, sagte er. »Welche Nachrichten bringen Sie aus dem Süden? Will Cochise verhandeln?«
John schüttelte die dargebotene Hand und nahm Platz.
»Er ist bereit«, antwortete er. »Aber nur mit dem General.«
»Unter welchen Umständen trafen Sie ihn?«
Johns Blicke glitten in die Ferne. »Unter seltsamen, Major. Er war gerade dabei, einen Angriff auf eine Karwane einzuleiten. Ich konnte ihn nicht davon abhalten.«
»Wurden sie vernichtet?«
Haggerty nickte. Der Offizier stellte die nächte Frage:
»Haben Sie gesehen, was er erbeutete?«
»Nein. Zu diesem Zeitpunkt war ich ohne Bewußtsein. Aber er hat’s mir gesagt. Waffen, Pulver und Blei.«
Les Tanner stieß einen ellenlangen Fluch aus.
»Dann stimmt es also nicht, daß sich die Chiricahuas nur noch auf die Jagd beschränken?«
John grinste. »Die Jagd wird auf Weiße sein, Sir.«
Tanner fixierte ihn scharf. »Wir werden uns für alle Fälle auf eine Teufelei vorbereiten, Scout. Sie haben erstklassige Arbeit geleistet. Gehen wir jetzt zum General.«
Er stand auf, hielt John den Zeltvorhang hoch. Ein Stück gingen sie nebeneinander her durch den Sand und schwiegen. Jeder hing seinen Gedanken nach. Durch die Zeltplane des Generals schimmerte Licht.
General Howard saß allein an einem Schreibtisch und machte Notizen. Eine Kerze brannte in einem Ständer. Er sah auf, erkannte Haggerty sofort und lächelte.
»Nehmen Sie doch Platz, Gentlemen. Wie ist es Ihnen ergangen, Mr. Haggerty? Erfolg gehabt?«
»Das hängt von Ihnen ab, General… Sir. Cochise ist mit einer Unterredung einverstanden, zwischen ihm und Ihnen, unter vier Augen sozusagen.«
»Akzeptiert. Was halten Sie davon, Major Tanner?«
»Vorsicht ist immer geboten, Sir.« Er wandte sich an Haggerty: »Haben Sie auf Ihrem Ritt etwas von dem
Scout Curt Miller gesehen oder gehört?«
»Nein«, erwiderte John und schüttelte den Kopf. »Warum erkundigen Sie sich nach ihm, Sir? Haben Sie Gründe dafür?«
»Zwingende. Well, tut im Augenblick nichts zur Sache.«
»Sicher, sicher«, schaltete sich Howard wieder ein. »Wann soll die Unterredung stattfinden?«
»In der Nacht zum Vollmond, also in zehn Tagen.«
»Und wo?«
»Im Tal des San Pedro.«
»Der ist lang. Wo genau?«
»Schwer zu erklären, Sir. Ich kenne die Stelle.«
»Dann führen Sie uns – mich«, berichtigte er. »Kann man dem Häuptling trauen?«
John Haggerty zuckte mit den Achseln.
»Ich habe nichts Gegensätzliches bei ihm festgestellt, General… Sir. Er hält sein gegebenes Wort.«
»Gut, waren Sie schon mal an der Stelle, die er als Treffpunkt vorgesehen hat?«
»Ja, Sir. In der Nähe von Santa Rita del Cobre. Ich kenne den Weg genau. Darf ich mich nach dem Grund Ihrer Frage erkundigen?«
Howard massierte seine Stirn.
»Es gehen Dinge in diesem Land vor, die mir zu denken geben. Die Indianer sind nicht an allen Massakern schuld, wie jetzt einwandfrei feststeht. Der Wagenzug jedenfalls, den wir vor rund zwei Wochen in der Gran Desierto verloren, ist nicht von Apachen überfallen worden.«
»Sie meinen…?«
Howard zog die Schultern hoch. Seltsam deprimierend nahm sich bei dieser Bewegung der Armstummel aus.
»Warum sprechen Sie nicht weiter, Scout? Ist Ihnen denn was aufgefallen?«
»Nein, nicht unbedingt, Sir. Mir ist nur bekannt, daß in diesem Land Banditen ihr Unwesen treiben. Meinen Sie das?«
»Ja.« Howard nickte. »Näheres kann ich Ihnen leider nicht sagen. Mir liegt eine Anfrage der Butterfield Overland vor, die beim Apache-Paß eine Station errichten will. Was meinen Sie, können wir den Schutz der Posthalterei übernehmen?«
John dachte noch über die Banditen nach und über Howards ausweichende Antwort. Er blickte auf.
»In dieser Zeit? Sir, das wird schwierig werden. Cochise dürfte wohl kaum eine Station dort oben in seinem ureigensten Machtbereich dulden.«
»Das nehme ich auch an«, sagte Howard. »Was ist Ihre Meinung, Major?«
»Eine solche Station würde zur Verschärfung der Lage führen, Sir. Weiteres Blut dürfte vergossen werden, wenn die Posthalterei in Betrieb kommt. Tote auf beiden Seiten. Kann sich die Butterfield nicht woanders etablieren?«
»Es geht um die Quellen. Tiere müssen gefüttert und getränkt werden. Aber wenn Sie meinen…«
Howard verschwieg, was er dem Offizier an Meinung unterstellte. Er kam vom Thema ab und wandte sich wieder an Haggerty.
»Es bleibt also dabei, Scout. Einen Tag vor Vollmond reiten wir beide los. Schaffen wir es bis zum nächsten Abend?«
»Klar, Sir, es sind nur zwanzig Meilen.«
Howard erhob sich, lächelte John zu und reichte ihm die Hand.
»Ich danke Ihnen, Mr. Haggerty. Sie können gehen und es sich bequem machen.«
John verließ mit Major Tanner das Zelt. Draußen trennten sie sich.
*
In kopfloser Flucht galoppierte der einsame Reiter nach Norden. Millers Denken und Fühlen war ausgelöscht von der Angst, die ihm wie ein unbequemes Tier im Nacken saß.
Schaum