Apache Cochise Staffel 1 – Western. Diverse Autoren
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»Ich überbringe eine Botschaft des großen weißen Häuptlings, Jefe.«
Naiche spuckte aus, der Krieger in seiner Nähe grollte, nur Cochise blieb ruhig.
»Welche Botschaft?«
»Friede, Cochise. Kein Kampf mehr zwischen weißen und roten Männern. General Howard bittet dich um eine Unterredung unter vier Augen.«
»Nur er und ich?«
»So ist es. Was darf ich ihm melden?«
Cochise sagte:
»Du lügst, Scout. Du willst dich mit einer Lüge freikaufen.«
Haggerty richtete sich halb auf.
»Ich sage die Wahrheit, nichts als die Wahrheit. Der Krieg bringt keiner Seite etwas. Weiße und Rote können nebeneinander leben, wenn sie sich gegenseitig respektieren. Wenn du mich jetzt töten läßt, wird es nie Frieden an der Grenze geben, und ihr, die Apachen, seid in einem Jahr ausgelöscht.«
»Schöne Worte«, sagte der Jefe, aber seine Stimme klang nachdenklich. Nach einer Weile wandte er sich an seinen Sohn. Er sagte ein paar Worte, die John nicht verstand. Mißmutig beugte sich Naiche zu Haggerty und zerschnitt dessen Fesseln.
John stand auf, rieb sich die schmerzenden Gelenke.
»Reite«, sagte Cochise mit seiner tiefen Stimme. »Reite, weißer Mann! Ich erwarte General Howard in der Nacht zum Vollmond im San Pedro-Tal. Allein und ohne Waffen.«
Vollmond war in zwei Wochen. John Haggerty hatte sein Ziel erreicht.
Ein Glücksgefühl durchströmte ihn. Bevor er sich abwandte, um zu seinem Pferd zu gehen, das ein Indianer heranbrachte, fragte er:
»Was geschah mit der Maultierkarawane, Jefe?«
Cochises Finger glitt über seine Kehle.
»Tot«, antwortete er darauf. »Vernichtet.«
Haggerty nickte. Das hatte er sich gedacht. Trotzdem fragte er:
»War die Beute groß?«
Ein triumphierendes Lächeln glitt über Cochises Züge.
»Gewehre, Pulver und Blei. Sie war groß. Jetzt reite, bevor ich meinen Großmut bereue.«
John Haggerty drehte sich um und ging zu seinem Pferd.
Als die weißen Amerikaner Mitte des 19. Jahrhunderts den Südwesten der USA zu besiedeln begannen, stießen sie auf ein indianisches Volk, das bereits die Spanier und Mexikaner hatte teuer dafür bezahlen lassen, daß sie unbefugt in ihre Jagdgründe eingedrungen waren.
Die etwa ein Dutzend umfassenden Apachen-Gruppen und Großsippen, am gefürchtetsten die Chiricahua-Apachen, widersetzten sich der Niederwerfung durch die Weißen mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln.
Sie überfielen zunächst Postkutschen, Frachtwagenzüge, Armeepatrouillen, Farmen, abseits gelegene Ranches und kehrten anschließend wieder zu ihren Stützpunkten in den Bergen zurück, den sogenannten ›Apacherias‹, die bei den Weißen der damaligen Zeit als uneinnehmbar galten.
Der Widerstand flammte zum blutigsten und grausamsten Grenzkrieg der Indianergeschichte auf, als Cochise von Mangas Colorados die Führung der Stämme übernahm.
Cochises Weitblick ließ ihn letztlich erkennen, daß der Untergang der roten Rasse eine von den Weißen beschlossene Sache war, die Anspruch erhoben auf alles Land zwischen den Dragoon Mountains im Südosten, dem Mogollon-Rim im Westen und der Gran Desierto im Süden.
Cochises Chiricahuas, die Kerntruppe seiner Streitmacht, blieb im Angesicht der unaufhaltsamen Flut weißer Siedler, Goldgräber und Desperados nur noch eine Devise: Raube, ohne erwischt zu werden, töte, ohne getötet zu werden. Ein Kampf ohne Erbarmen entflammte in den Can-yons, Tälern und Wüsten. Ein Kampf, dessen Schilderung in dieser Serie nicht die ganze Brutalität wiedergeben kann, wie sie uns die Geschichte überliefert hat.
1871 gelang es Cochise, die meisten Stämme der Apachen zu einer einzigen Widerstandsfront gegen die Eindringlinge aus Nord und Süd, Weiße und Mexikaner, zu vereinen. Die blutigsten Massaker auf beiden Seiten waren die Folge.
Auf ihren flinken Ponys überfielen die Krieger in kleinen Gruppen Wagenzüge und Posthaltereien im Norden, um am nächsten Tag schon Farmer und Goldgräber im Süden oder eine Patrouille der Army im Westen anzugreifen.
Militär und Siedler waren macht- und hilflos und ohne eine Möglichkeit gezielten Widerstandes den ständigen Apachenangriffen ausgesetzt. Wenn 1870 General Sherman nach Washington schrieb: »Wir führten einen Krieg gegen Mexiko, um Arizona zu bekommen, wir sollten jetzt einen Krieg führen, um dieses Land wieder loszuwerden«, so kennzeichnen diese Worte die verzweifelte Hilflosigkeit des Militärs.
Diese nach authentischen Überlieferungen verfaßte Serie soll dem größten aller indianischen Führer ein Denkmal setzen: Cochise.
Dem Wirken dieses Mannes und seinem Weitblick für politische Veränderungen ist es zu verdanken, daß diese Story mit ihrer ganzen Dramatik wahrheitsnah niedergeschrieben werden kann.
Unsere Autoren fühlen sich verpflichtet, neben der Herausstellung der abenteuerlichen Charaktere, die in jener Zeit Geschichte machten, auch der historischen Wahrheit die Ehre zu geben.
Nichts soll verschwiegen werden, nichts hinzugefügt oder entstellt werden.
Ihr Martin Kelter Verlag
*
Das Trompetensignal hallte über den Exerzierplatz und erstarb in der Weite hinter den Zelten. John Haggerty führt seinen müden Wallach zum Wachzelt. Ein trockener Wind fauchte von der Gila herüber und zerrte an den Planen.
Es war Abend. Noch früher Abend, und der Tag hatte sich ohne besondere Vorkommnisse geneigt. John band sein Pferd am Hitchrail fest, klopfte sich den Staub aus der Kleidung und trat durch die Zeltklappe.
Der Wachhabende blickte von seiner Schreibarbeit auf.
»Haggerty«, sagte er näselnd, »der Alte erwartet dich seit drei Tagen.«
»Ging nicht schneller«, erklärte John und setzte sich unaufgefordert auf einen Stuhl. Er drehte sich eine Zigarette und zündete sie an. »Was glaubst du, Noll, wie lange es dauert, bis man da draußen eine Spur findet? Hitze, Staub, wehender Sand und keinen Tropfen Wasser, das findest du. Und den Tod, in vielerlei Gestalten. Okay, kann ich zu ihm?«
Sergeant Noll bediente eine Schelle. Ein junger Soldat stürmte herein und grüßte militärisch.
»Gehen Sie zum General und fragen Sie ihn, ob er John Haggerty empfangen will. Ein bißchen Beeilung, Soldat Klymer!«
Der junge Mann verschwand wie ein geölter Blitz.
»Wie war’s im Süden, Johnny?«