Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Glieder, die ihr kaum gehorchen wollten.

      Schachmatt ließ sie sich in den weißen Sand fallen – und dann waren auch schon die anderen da, erregt und schreckensbleich. Man rief und fragte durcheinander, war dann sehr betreten, als Trutz das Geschehnis knapp erklärte.

      »Eigentlich fehlt dem kleinen Nichtsnutz das rosige Fellchen voll«, setzte er ungehalten hinzu, unterbrach dann jedoch seine Strafrede, als sein Blick auf Ragnilts Fuß fiel, unter dem sich der Sand rot färbte.

      »Um Gottes willen, Kind, was hast du denn da?« fragte er erschrocken, doch kurz winkte sie ab.

      »Ach, das ist doch so unwichtig. Wichtig allein ist, daß Trutzi lebt. Wenn es anders gekommen wäre, trüge ich die Schuld daran.«

      Heiß weinte sie auf, dabei den kleinen Körper an sich pressend, als solle er ihr entrissen werden.

      »Na, na, na – wer wird denn so die Nerven verlieren«, beschwichtigte Trutz, sich neben der Gattin niederlassend und ihre Schulter umfassend. »Warum sprichst du überhaupt von Schuld? Der Junge war doch der Obhut Schwester Karlas anvertraut.«

      »Aber sie war nicht da, als es geschah«, gab Ragnilt der Wahrheit die Ehre. Schuldbewußt erklärte sie den Vorfall – und da suchten aller Augen die Kinderschwester, die wie ein Häuflein Unglück dasaß. Leise weinte sie vor sich hin.

      Und hier war es die Seniorin, die sich zu dem Mädchen niederließ und dessen Schulter umfaßte.

      »Beruhigen Sie sich, mein Kind«, sagte sie gütig. »Sie trifft bestimmt keine Schuld – wenn man überhaupt von Schuld sprechen darf.«

      »Ganz meine Ansicht«, bekräftigte Trutz, der soeben den weißen Kasten aufhob und ihm das entnahm, was zur Desinfizierung der Wunde erforderlich war. Dann legte er geschickt den Verband an und meinte in seiner gelassenen Art:

      »Das war ein sogenannter Schreck in der Morgenstunde. Seien wir froh, daß es beim Schreck blieb. Denn Ragnilts Fuß wird heilen – und Trutzi lebt. Damit er sein kleines Leben nicht mehr im Wasser gefährden kann, werde ich ihn an die Angel nehmen. Zwar ist er dafür noch ein bißchen klein, aber zu frühe Vorsicht ist besser als zu späte Nachsicht.

      Und nun komm, mein ehelich Weib, damit ich dich auf Händen trage. Denn mit dem maladen Hinterpfötchen wirst du kaum gehen können. Aber dein molliges Anhängsel wirst du von dir lassen müssen. Schau nur, wie viele Hände sich danach ausstrecken.«

      Tatsächlich hoben sich die Hände wie auf Kommando. Dabei lachte man und war dem Geschick dankbar, daß man es unbeschwert tun durfte.

      Nur Trutzi lachte nicht, der weinte. Und zwar, als Onkel Gisbert ihn von dem warmen Plätzchen heben wollte, auf dem er sich sicher fühlte vor allen Fährnissen der Welt. Dieses jähe Absacken und hinterher die Atemnot waren dem kleinen Draufgänger nicht zu knapp in die Gliederchen gefahren.

      Zum erstenmal tagte es in seinem kleinen Hirn, daß Wasser keine Balken hat. Da war ihm der feste Erdboden denn doch lieber und am liebsten das weiche Plätzchen auf Mamis Schoß.

      *

      Der Mai wollte sich schier verschwenden in Sonnenschein und Blütenpracht. Überall, wohin das Auge schaute, gab es ein prangendes Blühen, das direkt paradiesisch anmutete.

      Rhododendron, Flieder und Frühlingsrosen prunkten in allen Farben, smaragdgrün leuchteten die weiten Rasenflächen, und die Kastanien steckten ihre Lichtlein auf.

      Die Tage waren von Sonne durchflutet, die Nächte von Düften schwer. Da konnte man wirklich mit dem Trompeter von Säckingen singen: Lind duftig hält die Maiennacht jetzt Berg und Tal umfangen – oder auch mit ihm seufzen: O Lieb’, wie bist du bitter, o Lieb’, wie bist du süß.

      Zu diesen Seufzenden gehörte auch die junge Maren. Denn als Ragnilt an einem dieser wonnigen Maitage in die Villa Leinsen kam, um sich endlich wieder einmal sehen zu lassen, wie der Vater ihre seltenen Besuche zu bezeichnen pflegte, traf sie nur die Stiefschwester an, die ihr aus dickverweinten Augen schmerzerfüllt entgegensah.

      »Ja, was hast du denn, Maren?« fragte der Gast erschrocken. »Ist etwas mit deinen Lieben?«

      »Nein, nur mit mir. Ach, Ragi, ich möchte sterben.«

      »Also Liebeskummer«, stellte diese prophetisch fest, während sie sich auf dem Diwan niederließ, auf dem Maren lag. Das Gesicht in die Kissen gedrückt, weinte sie so jammervoll, als müßte sie sich das Herz aus der Brust schluchzen.

      »Er hat mich verlassen – oh, er hat mich verlassen!« kam es zwischendurch dumpf aus dem Kissen. »Nun sitz’ ich da in Jammer und Not.«

      Jetzt aber horchte Ragnilt denn doch betroffen auf. Sollte etwa…? Aber nein, sich einfach wegzuwerfen, das traute sie diesem blutjungen und harmlosen Menschenkind denn doch nicht zu.

      »Nun komm mal her, mein Schwesterlein«, sagte sie behutsam, dabei den von Herzstößen zuckenden Körper hochhebend. »Warum sitzt du da in Jammer und Not?«

      »Weil…, weil er eine… andere… lieber hat… als mich.«

      »Hat er dir das gesagt?«

      »Nein – dazu ist er viel zu feige!« ging die Verzweiflung jetzt in Entrüstung über. »Er hat mir ganz einfach seine Verlobungsanzeige geschickt. Und dabei ist die andere längst nicht so ­hübsch wie ich und hat auch längst nicht so viel Geld.«

      Über dieses naive Argument mußte Ragnilt dann doch lachen.

      »Ja, mein Herzchen, danach fragt doch die Liebe nicht«, meinte die um vier Jahre Ältere belehrend. »Doch nun mal eine Frage: Wie stehst du zu deines Herzens Schwarm. Hast du an ihn – Ansprüche?«

      »Natürlich«, behauptete die Siebzehnjährige kampfbereit. »Er hat mich doch einmal geküßt und hat gesagt…«

      Verlegen stockte sie, und Ragnilt drängte: »Was hat er gesagt, Maren? Du brauchst mir gegenüber keine Hemmungen zu haben. Sprich dich nur aus.«

      »Och…« Die Kleine drehte mit puterrotem Köpfchen an einem Knopf ihres Kleides, bis dieser absprang. »Als er mich küßte…, hat er gesagt…, ich wäre das… süßeste Mädel der Welt. Ja… und dann nahm er die… andere…, die lang nicht so… süß… ist wie ich…«

      Unter bitterlichem Schluchzen kam es hervor, was Ragnilt durchaus nicht erschütterte. Weil sie nämlich wußte, daß dieser Schmerz nicht lange anhalten würde, daß er nicht ins Mark schnitt. Er war wie ein Frühlingsbrausen, heftig, aber kurz.

      Geduldig wartete sie, bis die Tränen abebbten und dann versiegten. Dann mußte sie wieder lachen, als es schmollend über die vorgeschobenen Lippen kam:

      »Nur ein einziger Kuß – wenn es wenigstens mehrere gewesen wären! Und nun lachst du mich noch aus. Na ja, du hast ja auch gut lachen, bei deinem Trutz. Er ist einfach das Ideal von einem Mann. Sieht nicht nur fabelhaft aus, sondern ist in seiner ganzen Art einfach einmalig.«

      Eigentlich hätte Ragnilt zu diesem betrübten jungen Menschenkind über ihre bittere Erfahrung sprechen müssen, vielleicht hätte das den Schmerz gemildert. Aber erstens konnte sie das alles nicht über die Lippen bringen, und dann wollte sie den Gatten in den Augen anderer nicht herabsetzen. Daher tat sie die Schwärmerei der Siebzehnjährigen für ihr Ideal lachend ab – nur daß in diesem

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