Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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erstens sah die junge Baronin in ihm nichts weiter als einen Bruder, und dann war er ein viel zu anständiger Mensch, um sich an eine Frau heranzuwagen, die den Ehering trug – und das tat Rag­nilt unentwegt. Sie hatte ihn nicht erbittert abgestreift, als der Gatte sie herzlos verließ und es ungewiß war, ob er jemals zu ihr zurückkehren würde.

      Ob sie den Ring nun aus Treue am Finger ließ oder aus Gewohnheit, das konnte man nicht ergründen. Aber man hütete sich wohl, die junge Frau danach zu fragen, weil man fürchtete, damit eine Wunde aufzureißen, die sich nach der schweren Krankheit langsam zu schließen begann und nach der Geburt des Kindes vernarbte.

      »Meine liebe Frau Baronin, wie wäre es jetzt mit einem netten Tennisstreit?« fragte Gisbert nach dem Frühstück. Wohl hatte dieses nicht aus Hering und Bier bestanden, aber dennoch den Kater aufgescheucht. »Ich habe nämlich Lust, mir den Wind um meinen noch brummenden Schädel wehen zu lassen.«

      »Dann hopse nur allein, ich bin dafür zu satt«, kam es pomadig zurück. »Eine Stunde vor dem Mittagessen darfst du wieder höflich anfragen.«

      »Das werde ich mir noch sehr überlegen«, tat Gisbert großartig. »Einmal abgeblitzt geht aufs Gemüt. Ich bin nämlich ein sensibler Mann.«

      »Grausig«, lachte Brunhild. »Sensible Frauen laß ich noch gelten, aber sensible Männer betrachte ich als Abart der Männlichkeit.«

      »Dann bin ich eine«, seufzte er elegisch. »Aber was tut’s, wenn meine Mutter…«

      Wie auf ein Stichwort trat diese ein, zur Überraschung aller, gefolgt von der Tochter und dem Gatten. Es gab ein frohes Begrüßen, und unaufgefordert gesellte man sich am Frühstücks­tisch zu den anderen. Man war ja hier wie zu Hause.

      »Tante Hermine, laß auffahren, was die Küche birgt«, verlangte Maren. »Ich hab’ nämlich einen Mordshunger. Kein Wunder, da wir schon um fünf Uhr aufbrachen, ohne vorher gefrühstückt zu haben, weil wir des einfältigen Glaubens waren, es unterwegs einnehmen zu können. Doch wo wir auch einkehren mochten, überall waren die Gasthäuser zu proppevoll, daß eine Bestellung wie ein Witz erschien. So suchten wir denn hier unsere Zuflucht mit vor Hunger schiefhängendem Magen. Habt daher Erbarmen und stopft ihn wieder gerade.«

      So kam denn Nachschub heran, über den die Ausflügler wie hungrige Wölfe herfielen. Erst als sie gesättigt zur Zigarette griffen, waren sie zu einem Plausch bereit.

      »Mein Sohn, ich bin erstaunt, dich hier zu sehen«, nahm Leinsen das Wort. »Nach Hause fandest du wohl nicht, wie?«

      »Keine Zeit, Papa. Du weißt ja, wie ich büffeln muß. Hierher machte ich nur einen kleinen Abstecher nach der unumgänglichen Maifeier, mit der wir den Götterknaben so zwischen Mitternacht und Morgengrauen begrüßten.«

      »Aha! Und gleich hinterher setztest du dich, wahrscheinlich blau wie ein Veilchen, ans Steuer«, fiel die Mutter ein. »Der Leichtsinn sieht dir ähnlich.«

      »Aber, Muttchen, wie kannst du deinen Sohn so verkennen«, tat er beleidigt. »Erstens war ich nicht blau, sondern nur bläulich angehaucht, und dann habe ich einige Stunden geschlafen. Und zwar in der Laube von Jasmin, der um diese Jahreszeit leider noch nicht blühte. Als ich bei strahlendem Sonnenschein erwachte, erging es mir genauso wie euch. Frühstück ex, weil das Gasthaus von Maiausflüglern überfüllt war. Ergo suchte ich diese gastliche Stätte auf, mit einem niedlichen Kater als Begleitung. Bin ich nun rehabilitiert oder nicht?«

      »Kann man wohl sagen«, schmunzelte Leinsen. »Aber daß in einer Laube von Jasmin auch Betten stehen, habe ich bisher noch nicht gewußt.«

      »Aber, Papa, braucht man denn zu einem Nickerchen immer gleich ein Bett?« fragte Gisbert harmlos, während seine Augen lachten. »Eine Bank tut es doch auch.«

      »Und da will er uns einreden, daß er nur bläulich angehaucht war«, meinte Maren trocken. »Mein liebes Brüderchen, du lügst heute, daß sich die Balken biegen.«

      »Nicht richtig bezeichnet«, behauptete Ragnilt mit Recht, weil man auf der Terrasse saß. »Da paßt schon eher für die Schwindelei: daß es zum Himmel schreit.«

      »Und ich werde schreien, wenn ihr den Jungen nicht endlich in Ruhe laßt«, nahm sich Brunhild des Bedrängten an. »Ich geh’ jetzt baden, wer hält mit?«

      Alle sagten sie begeistert zu. Selbst Hermine, die immer noch ihr Bad in dem See nahm, wie sie es von Kindheit an gewohnt war. Da man über genügend Badezeug verfügte, konnten auch die Gäste damit versorgt werden. Vergnügt zog man hinunter zum See, und als Trutzi mit seiner Pflegerin ihnen im Park begegnete, wurden sie kurzentschlossen mitgenommen.

      In dem schmucken Badehaus legte man die Mäntel ab, und dann ging es mit Hallo ins Wasser, das noch ziemlich kühl war. Doch das machte den abgehärteten Menschen nichts aus.

      Allein Trutzi, den die Pflegerin bis auf das Höschen ausgezogen hatte, durfte nur bis zu den Knien hinein, weil es in diesem Jahr sein erstes Bad war. Und damit er Karla, die ihm ja in den Kleidern nicht folgen konnte, nicht womöglich erwischte, zog Ragnilt kurzerhand die Kordel aus ihrem Bademantel, knotete das eine Ende um das mollige Ärmchen, machte an dem anderen eine Schlaufe und gab diese Karla in die Hand.

      »So, mein Sohn, Vorsorge verhütet Nachsorge«, erklärte die kleine Mama unter Zustimmung der anderen. »Denn deine draufgängerische Art ist mir ja schon lange nicht unbekannt.«

      Diese Fessel gefiel dem Bürschchen aber auch gar nicht. Es zerrte daran und strebte weinend den Schwimmern nach. Mußte sich jedoch nolens volens der »rohen Gewalt« beugen und planschte dann auch ganz friedlich herum. Dabei Steinchen suchend und in die kleine Kuhle werfend, die Karla mit der Hand ausschaufelte.

      Dieses nette Spiel wurde erst unterbrochen, als Ragnilt auftauchte, sich am Strand niederließ und den rechten Fuß betrachtete, der in der Höhlung eine klaffende Wunde aufwies, die stark blutete.

      »O Gott, Frau Baronin, wie konnte das geschehen?« fragte Karla erschrocken. Achselzuckend antwortete Ragnilt: »Keine Ahnung. Wahrscheinlich trat ich auf eine Scherbe oder auf einen spitzen Stein. Ich spürte plötzlich einen schneidenden Schmerz – und schon war’s passiert.«

      »Halten Sie bitte Trutzi, Frau Baronin, ich hole rasch den Verbandskasten.«

      Eilends verschwand das Mädchen im Badehaus, und als es wieder sichtbar wurde, trug es einen Kasten, auf dessen blendender Weiße sich ein rotes Kreuz leuchtend abhob. Er stand im Badehaus für alle Fälle immer griffbereit.

      Karlas Fernbleiben hatte kaum länger als eine Minute gedauert, die sich Trutzi jedoch zunutze machte, um dem Papi entgegenzulaufen, der eben heranschwamm. Ganz leicht war es gegangen, sich von der Fessel zu befreien, da die Mami die Schlaufe nur locker hielt und gar nicht merkte, als sie ihrer Hand entglitt. Kein Wunder, da ihre Aufmerksamkeit dem Fuß galt, der immer noch arg blutete.

      Kurz und gut: Als Karla ins Freie trat, merkte sie gerade noch, wie die Wellen über einem hellblonden Lockenköpfchen zusammenschlugen. Mit einem Schrei ließ sie den Kasten fallen, lief dem Wasser zu, warf sich hinein und tauchte.

      Doch einer war noch schneller als sie – Trutz. Er hatte nämlich bemerkt, wie ihm sein Sohn entgegenlief, war aber zu entfernt gewesen, um das Malheur verhüten zu können, das sich nun vor seinen Augen abspielte.

      Blitzschnell tauchte er und konnte gar bald den kleinen Körper erhaschen, der wie ein Fröschlein unter Wasser paddelte. Ein Griff in den molligen Nacken, das Köpfchen wurde frei, die Lungen pumpten sich voll Luft – und dann setzte

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