Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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Parkes, der sich hinunterzog bis zum See. Den riesigen Hof umstanden die Wirtschaftsgebäude, breit, behaglich, langgestreckt.

      Etwas abseits befanden sich die Insthäuser, sauber und gepflegt. Aus Schornsteinen stieg heller Rauch steil zum Himmel empor. Alles atmete Frieden und Geborgenheit auf diesem gottgesegneten Fleckchen Erde.

      Ein Atemzug hob des Mannes Brust, ganz lang, ganz tief, seine Augen tranken das traute Bild förmlich in sich hinein. Heimat – ja, das war die Heimat! Die alles das umschloß, was seinem Herzen teuer war – auch seine Frau.

      Wie ein Dieb schlich der Heimkehrer durch einen Nebeneingang hinein in einen Flur, nahm mit Elan die Stufen und öffnete leise die breite Glastür, ging dann weiter einen Gang entlang, dessen dicker Läufer die Schritte verschlang, bog rechts ab und stand dann in der großen Halle, deren Höhe durch die Stockwerke ging und oben in einem spitzen Glasdach endete.

      Weiteres Licht spendeten dem riesigen Raum hohe, schmale Buntglasfenster, durch die jetzt die Sonne funkelte und die Farben des Glases wie Diamanten sprühen ließ.

      Es gab viele Türen in dem Gelaß, breit, hoch und reich geschnitzt. Auf eine ging der Mann zu, öffnete sie behutsam und lugte durch den Spalt in das weite Gemach, in dem alles noch so unverändert war, wie er es damals verließ. Selbst an den beiden Weiblichkeiten, die sich nach wie vor an dem mächtigen Doppelschreibtisch gegenübersaßen, schien die Zeit spurlos vorübergegangen zu sein.

      Hauptsächlich Baronin Hermine spottete ihrer jetzt fast dreiundsiebzig Jahre. Die hohe schmale Gestalt noch kerzengerade, das hagere Antlitz von gesunder Farbe, die blauen Augen klar und ungetrübt wie eh und je, und Brunhildchen war noch genauso üppig und rosig, das naturgewellte Blondhaar voll und duftig, die blauen Augen hatten immer noch den lachenden Blick.

      Die Blicke der beiden Damen hoben sich nun von der Schreibarbeit, blieben an der Tür haften – ein Stutzen, ein Erkennen und dann der freudige Ruf:

      »Da bist du ja, du verlorener Sohn! Tritt näher. Das Kalb ist zum Empfang geschlachtet.«

      Jetzt hob auch Hermine den Kopf, und die falkenscharfen Augen sahen abwägend dem langsam Näherkommenden entgegen. Ein tiefer Atemzug hob die Brust beim Anblick der rassigen Männererscheinung.

      Nein, was da stand, war das weichliche Salonbürschchen nicht mehr – das war ein Mann.

      »Grüß Gott, mein Sohn, bring Glück herein«, lachte sie ihn gemütlich an. »Ist doch bloß gut, daß du da bist.«

      »Großmama, wundert es dich gar nicht, mich so unerwartet vor dir zu sehen?« fragte er überrascht.

      »Wieso – du erscheinst hier ja gar nicht unerwartet.«

      »Ja – bist du denn inzwischen unter die Hellseher gegangen?«

      »Gottlob nicht, da würde ich wohl vor mir selbst das Gruseln kriegen. Aber ein Brief hat deine Rückkehr angezeigt.«

      »Mein Brief? Meines Wissens war darin von meiner Heimkehr nicht die Rede.«

      »Ich sagte ja nicht dein Brief, sondern – ein Brief. Und diesen hat Arnold mir geschrieben.«

      »Onkel Arnold?« lachte Trutz jetzt sein dunkles, warmes Lachen.

      »Der Brief ist dann direkt eine Rarität, die du dir einrahmen mußt. Was schreibt er denn?«

      »Sei nicht so neugierig, mein Jungchen, du erfährst es ja doch nicht. Wie bist du übrigens von der Bahn hierhergekommen, etwa zu Fuß?«

      »Ja. Es war mir direkt ein Bedürfnis, durch die sprießende Natur zu wandern und meine Lungen so richtig vollzupumpen mit Heimatluft, die ich so lange entbehren mußte. Und nun, Großmama, möchte ich dich zuerst um Verzeihung bitten.«

      »Laß nur«, winkte sie ab. »Daß du so vor mir stehst, du prachtvoller Kerl, dadurch hast du schon meine Verzeihung vorweg. Aha, da nahen sie bereits«, unterbrach sie sich, stand auf und trat durch die geöffnete Glastür auf den Altan, den Enkel zu sich winkend.

      »Sieh dir das da mal an, mein Sohn«, sagte sie froh. »Ist das nicht ein Bild, um das die Götter dich beneiden müßten?«

      O ja, so war das Bild, das sich nun frei seinen Augen bot. Ein entzückendes Ponygespann rollte über den Kiesweg, und in ihm saß ein bezauberndes großes Menschenkind und ein bezauberndes kleines, das jetzt gerade vor überschäumender Lebensfreude die molligen Patschen zusammenschlug und dabei lachte, daß die Perlzähnchen nur so blitzten. Blaue Augen leuchteten aus dem weichen Gesichtchen, der Kopf war von strahlendblonden Löcklein überringelt.

      »Dein Sohn«, erklärte Hermine dem Mann, der wie erstarrt dastand und fassungslos nach unten schaute.

      Dunkle Röte stieg ihm ins Gesicht, ganz langsam, bis zu dem blonden, leichtgewellten Haar hinauf. Rauh klang die Stimme, die nun langsam sprach: »Und warum hat man mir die Existenz meines Sohnes verschwiegen, Großmama?«

      »Weil Ragnilt es so wünschte. Ja, mein Junge, es tut mir leid, aber was ich dir sagen werde, darf unmöglich verschwiegen werden, damit du dich keinen falschen Erwartungen hingibst.

      Kurz und gut: Du hast deiner sensiblen Frau das Herz gebrochen, als du sie nach fünfwöchiger Ehe so erbarmungslos verließest. Sie bekam ein böses Nervenfieber, das sie dicht an den Rand des Grabes brachte – um so mehr, da das blutjunge, zarte Geschöpf noch keimendes Leben in sich trug. Uns allen hat hier das Herz gezittert vor Angst und Not, bis es den beiden Kapazitäten nach unendlicher Mühe gelang, die Patientin nicht nur allein dem Tod abzuringen, sondern auch darüber hinaus noch das werdende Kind zu erhalten. Die Freude auf das Kind war es auch, die Ragnilt am Leben nicht verzweifeln ließ. Und als sie es erst im Arm hielt, nach Stunden qualvoller Pein, da lachte sie so frei und froh, als wäre ihr nie ein Leid geschehen. Aber dich, ja – dich hat sie einfach aus ihrem Leben ausgeschaltet – das alles ist es, was ich dir unmöglich verschweigen konnte – und durfte.«

      Mitleidig sah sie in das Männerantlitz, aus dem die dunkle Röte gewichen war, es war jetzt blaß bis in die Lippen. Die Hand zitterte, die ruckartig über Stirn und Augen fuhr.

      *

      Zehn Minuten später erschien Ragnilt, den kleinen Knaben an der Hand, der den fremden Mann aus den wunderschönen Blauaugen neugierig musterte.

      »Ist das Papa?« fragte er dann die Mama, die ihm ermunternd zunickte.

      »Ja, Trutzi. Geh schön zu deinem Papi und sag ihm, was du sollst.«

      »Hab’ vergessen.«

      »Wenn du es vergessen hast, dann bist du dumm.«

      »Sßa, ist er«, war das goldige Kerlchen einverstanden, trippelte jedoch auf den Vater zu, legte das Köpfchen schief und sagte ernsthaft:

      »Tutzi ist er – Papi bist du – … nu sei alles dut.«

      Da hob der Mann das Kind auf den Arm und drückte das Gesicht gegen die kleine Brust, um die Tränen nicht sehen zu lassen, die sich ihm in die Augen drängten. Die kleine Mama jedoch lachte hellauf. »Wenn es auch anders ausfiel, was du sagen solltest, du Schelm, so war es immerhin eine Leistung für deine noch nicht zwei Jahre. Und nun mal erst: Guten Tag, Trutz, willkommen zu Hause.«

      Da ließ der Mann das Kind behutsam zur Erde gleiten und ergriff die zarte Hand, die sich ihm freimütig

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