Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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an Herz- und Nervenkraft forderte. Denn als Ragnilt alles erfuhr, flatterte der zarte Körper und flog unter einem barbarischen Nervenfieber, und das nicht nur allein – die Kranke war auch noch guter Hoffnung, wie die beiden vorzüglichen Ärzte, die man rief, einmütig feststellten.

      Aber sie wußten auch, daß gerade in einem so zarten Körper oft zähe Kraftreserven steckten. Sie gaben daher die Hoffnung nicht auf, die sich dann auch erfüllte. Mit unendlicher Mühe gelang es ihnen nicht nur die gefährliche Krankheit zu bannen, sondern sogar noch das keimende Leben zu erhalten.

      Von alledem ahnte der junge Gatte nichts, weil man ja nicht wußte, wie man ihn benachrichtigen sollte. Und als nach fünf Wochen die erste Mitteilung aus Kanada eintraf, war Ragnilt schon Rekonvaleszentin.

      Auch der Vater hatte keine Ahnung davon, daß sein Kind nur mit knapper Not dem Tode entrann. Er schwelgte auf der Hochzeitsreise im Glück. Wohl flatterten Kartengrüße an die Tochter ins Haus, aber mal von hier, mal von dort und stets ohne Angabe der Adresse, so daß man den Globetrotter nirgends erreichen konnte.

      Nach acht Wochen rief er dann von zu Hause an und sparte mit Vorwürfen nicht, die er Hermine machte.

      Hermine ließ ihn reden. Erst als er eine Pause machte, sprach sie: »Mein lieber Fred, ich habe keine Lust, mir am Fernsprecher von dir Unannehmlichkeiten immer weiter anzuhören oder mich gar noch mit dir zu streiten. Aber eines mußt du mir noch verraten: Wie sollte ich dich wohl erreichen, da du nie eine Adresse angabst? Aha, nun entschuldigst du dich. Natürlich darfst du deine Tochter besuchen, aber ohne deine Frau, hörst du: ohne deine Frau! Abgehängt«, sagte sie jetzt zu Brunhild, die dem Gespräch mit Spannung gefolgt war. »Jedenfalls habe ich erreicht, was ich wollte. Er läßt sich vorläufig hier nicht blicken, dafür wird schon seine Sirene sorgen.«

      »Das glaube ich auch«, lachte Brunhild. »Schade, daß wir nicht das Lügenmärchen mit anhören können, welches sie ihrem verliebten Gockel auftischen wird.«

      Und dieses Märchen mußte wohl faustdick aufgetragen worden sein, denn Leinsen erschien nicht, ganze zehn Tage nicht. Dann jedoch tauchte er auf, blaß und vergrämt. Vielsagend sahen sich die beiden Damen an, warteten jedoch ab, bis er selbst sprach – und zwar mit bewundernswerter Sachlichkeit:

      »Sie ist auf und davon, weil ihr wahrscheinlich der Boden zu heiß unter den Füßen wurde. Einige Tage gelang es ihr wohl noch, mich mit allerlei lügnerischen Ausreden hinzuhalten, doch deine Bemerkung am Fernsprecher, Hermine, hatte mein Mißtrauen wachgerufen. Denn ich kenne dich und weiß daher, daß du nicht ohne Grund einem Menschen dein Haus verbieten wirst. Also zog ich Erkundigungen ein, die niederschmetternd genug waren. Ich hätte diese üble Person kurzerhand hinausgeworfen, wenn sie nicht heimlich verschwunden wäre. Danach reichte ich sofort die Scheidung ein – und so endet nun die Ehe, von der ich mir ein trautes Glück versprach, aber das geschieht mir Narren recht, der ich mit meinen bald fünfzig Jahren noch so blind verliebt sein konnte – das muß ich jetzt eben büßen. Doch nun zu Ragnilt. Was hat das arme Kind nur alles durchmachen müssen. Wenn ich das geahnt, hätte ich sie Trutz nicht gegeben.«

      »Und ich schon gar nicht«, bekräftigte Hermine. »Bist du übrigens genau im Bilde?«

      »Ja. Ich traf zufällig mit dem Arzt zusammen, der Ragnilt behandelte, und war zuerst ganz baff, als er mir zur Genesung meiner Tochter gratulierte. Dann fragte ich ihn natürlich aus und erfuhr so alles, was mich zutiefst erschütterte. Ganz besonders das, was die Kranke im Fieber verriet. Hat Trutz sich überhaupt schon gemeldet?«

      »Vor fünf Wochen kam die erste Nachricht, daß er bei Onkel Arnold angelangt wäre. Es gefiele ihm gut dort und er wüßte nicht, ob und wann er zurückkehren würde.«

      »Was hast du ihm darauf geantwortet?«

      »Nichts.«

      »Bist du nicht sehr hart, Hermine?«

      »Nicht härter, als er zu seiner Frau war. Nämlich so hart, daß er sie nach einigen Ehewochen kaltlächelnd verlassen konnte.«

      »Somit weiß er nicht, daß Ragnilt sehr krank war und daß sie außerdem noch – ein Kind erwartet?«

      »Nein. Und ob er es jemals erfahren wird, darüber soll Rag­nilt entscheiden.«

      *

      Zweieinhalb Jahre mußten vergehen, bevor der junge Baron von Swindbrecht wieder nach Hause zurück fand. Er hatte seine Ankunft absichtlich nicht gemeldet, um durch sein plötzliches Erscheinen die Großmutter vor die vollendete Tatsache zu stellen. Wie sie ihn empfangen würde, das wußte er zwar nicht, aber daß sie ihn nicht hinauswerfen würde, dessen war er gewiß. Denn er kannte wohl ihre Härte, aber auch ihr warmes Herz und ihren Gerechtigkeitssinn.

      Wie hatte sie damals gesagt, als sie ihm die Tür wies: Tritt mir nicht früher unter die Augen, bis du ein Mann geworden bist – und so wollte er denn jetzt das Experiment wagen.

      Allerdings hatte Trutz keine Ahnung, daß sein Onkel an Baronin Hermine geschrieben und die Ankunft ihres Enkels avisiert hatte. In dem Schreiben hieß es:

      Ich schicke Dir den Jungen, obwohl mir das bitter ankommt, denn ich hätte ihn liebend gern hierbehalten. Aber immerhin hast Du ja ein größeres Recht an ihn als ich.

      Du wirst Dein Salonbürschchen kaum wiedererkennen. Aus ihm ist nämlich das geworden, was man einen echten Kerl nennt. Allerdings trug er das Zeug dazu in sich, mir lag nur die Aufgabe ob, es zu heben und zu fördern, wobei ich gewiß nicht zart mit ihm verfahren bin. Ich hab’ ihm wahrlich nichts geschenkt, er hat heran müssen wie Blücher. Aber es hat sich gelohnt, und ich bin stolz darauf, Dir einen echten Swindbrecht schicken zu können – stolz, unbestechlich, pflichtbewußt und von hohen Ehrbegriffen,. Also wirst Du fortan an ihm nur Freude haben.

      Am liebsten möchte ich den Bengel ja am Rockschoß fassen und mit ihm ziehen; denn je älter man wird, um so unerträglicher zwickt das Heimweh. Aber jetzt kann ich hier noch nicht fort. Habe noch Verschiedenes zu regeln, um die beiden Jungens getrost sich selbst überlassen zu können. Aber im nächsten Jahr – oder gar noch in diesem, dann komme ich nach Brechten, meine liebe Hermine. Und ich glaube nicht, daß Du mich dann so leicht wieder los wirst!

      Wie gesagt, von dem Brief hatte Trutz keine Ahnung, als er jetzt so langsam durch die erwachende Natur schritt. Denn der Frühling nahte, man spürte ihn in Wald, Feld und Flur. Rechts und links des schmalen Pfades, den der Wanderer dahinging, stand das Wintergetreide herrlich und frisch und dicht wie eine Bürste. Die Birken am Bach, der in kühnen Kurven die Landschaft durchschnitt, waren überhaucht von einem zartgrünen Schleier. Schneeglöckchen, Buschwindröschen und Butterblumen blühten treulich vereint an den Ufern des geschwätzigen Bächleins, das so munter und unermüdlich über die blankgewaschenen Steine hüpfte.

      Eine Lerche stieg trillernd zum azurblauen Himmel empor. Und da stand auch stolz ein Storchenpaar, das wohl noch nicht lange aus dem Süden zurückgekehrt war, klapperte jenseits des Baches, als wolle es dem Wanderer einen fröhlichen Willkomm bieten, denn auch er kehrte ja zurück aus der Fremde. Strebte seinem alten Nest zu, wie es auch das lustige Paar da drüben getan hatte.

      Ein Lächeln umspielte den Mund, der hart geworden war, ebenso wie das rassige Antlitz. Die Augen hatten den weichlichen Ausdruck verloren, blitzendblau lagen sie unter den dichten Brauen. Die Gestalt, schon immer hochgewachsen, schien sich noch gestreckt zu haben, war sehnig, sportgestählt und prachtvoll im Wuchs.

      Stetig schritten die Füße weiter, nahmen mühelos die kleine Steigung und blieben dann wie angewurzelt stehen. Dem Mann wurden die Augen feucht bei dem Anblick, der sich ihm nun frei

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