Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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am Doppelschreibtisch gegenübersaß.

      Man sah es dem Möbel an, daß ernstlich an ihm gearbeitet wurde, denn es häuften sich auf ihm Kontobücher, Akten, Listen und allerlei lose Papiere.

      Es war gar nicht so einfach, sich da zurechtzufinden, doch die Dame, die das alles zu bewältigen hatte, konnte es mit sicherem Griff.

      Jetzt hob sie den Kopf von einem mächtigen Journal und sah ihr Gegenüber mit frohen Augen an.

      »Tante Hermine, ich kann dir die freudige Mitteilung machen, daß ich bereits ein ganz nettes Haben verbuchen durfte. Noch einige so gottgesegnete Jahre – und wir können Geld scheffeln.«

      »Von wegen scheffeln«, lachte die andere bitter auf. »Daß es nicht dazu kommt, dafür wird schon der da sorgen…«

      Damit reichte sie ein Schreiben hinüber, das Brunhild von Reichwart betroffen las. Das Gesicht mit den blühenden Farben erblaßte.

      »Dann allerdings! Ist der Junge denn ganz von Gott verlassen?«

      »Nein, aber von der Leidenschaft besessen. Hoffentlich ist es noch nicht zu spät, ihn diesen gierigen Klauen zu entreißen.«

      »Was gedenkst du zu tun?«

      »Mit einem Donnerwetter dazwischenzufahren.«

      »Tante Hermine, man darf Trutz nicht zu hart anpacken – muß ihn mehr als Kranken behandeln.«

      »Na, das fehlte gerade noch!« brauste die alte Dame auf, die mit ihren siebzig Jahren noch so manchen Jungen in die Tasche steckte. Und dabei hatte sie ein sehr schweres Leben hinter sich, die Baronin Swindbrecht auf Adl. Brechten. Mit achtzehn Jahren war sie dahin verheiratet worden, sozusagen frisch aus dem Pensionat importiert – verwöhnt, unselbständig und voll schwärmerischer Jungmädchenideale, die der junge Gatte dann aber bald zerbrach. Da er über eine blendende Erscheinung verfügte, hatte er besonders viel Chancen bei den Frauen und war daher immer in irgendeine Amour verstrickt. Und da so was ja recht kostspielig ist, fiel es dem Schwerenöter gar nicht schwer, so peu á peu die reiche Mitgift der ihm aufgedrängten Frau zu vergeuden.

      Er blieb denn auch im Duell und ließ eine fünfundzwanzigjährige Witwe, ein sechsjähriges Söhnchen und ein arg verschuldetes Rittergut zurück.

      Nun stand die junge Hermine da – weltfremd, hilflos, am Leben verzweifelnd. Und wer weiß, ob sie mit ihrem Jungen nicht Ruhe in dem tiefen Parkweiher gesucht, wenn sich nicht ein Großonkel erbarmend ihrer angenommen hätte. Er war zwar ein Rauhbein, aber ein vorzüglicher Landwirt und hatte außerdem noch Geld, womit er das verlotterte Brechten zu sanieren begann. Zwar schien das zuerst ein aussichtsloses Beginnen, aber mit Energie und eisernem Fleiß ging es denn doch allmählich bergan. Allerdings mußte die junge Herrin auch ihr Teil dazu beitragen, wurde von dem Onkel in eine harte Schule genommen. Als sie protestieren wollte, schnauzte er sie an:

      »Du dummes Ding, glaubst du etwa, es macht mir Spaß, hier meine Kräfte und mein Geld zu vergeuden, damit du, wenn ich die Augen schließe, dir doch wieder nicht zu helfen weißt? Ich bin nämlich jetzt über Siebzig und will, wenn ich nächstens abgerufen werde, dich als tüchtige Landwirtin zurücklassen. Reichtümer wirst du hier zwar nicht erwerben, aber du kannst dir und deinem Sohn durch Umsicht und zähen Fleiß die Heimat erhalten!«

      Zuerst hatte Hermine bei einer solchen Strafpredigt vor Angst gezittert. Doch als sie den Onkel erst näher kennenlernte und somit das goldtreue Herz des Rauhbeins erkannte, da tat sie alles, was von ihr verlangt wurde. Und als dieser Großonkel nach zehn Jahren starb, hatte er aus der einst so hilflosen jungen Baronin eine tüchtige Landwirtin gemacht, die einen Besitz ihr eigen nannte, auf dem zu wirtschaften es sich lohnte.

      Ihre Hoffnung, daß sie an dem Sohn einmal eine Hilfe haben würde, erfüllte sich leider nicht, er war und blieb ein Denker und Träumer. Dazu heiratete er mit zweiundzwanzig Jahren ein achtzehnjähriges überzartes Geschöpfchen, das nach der schweren Geburt eines Knaben die träumerischen Augen für immer schloß.

      Darüber kam der Gatte nicht hinweg. Er verfiel der Schwermut, und da er ohnehin von schwächlicher Konstitution war, überstand er eine heftige Lungenentzündung nicht und folgte somit nach zwei Jahren der geliebten Frau.

      Das war für Hermine der herbste Schlag, den ihr das ohnehin schon rauhe Leben brachte, doch sie gab sich dem heißen Schmerz nicht hin, sondern biß die Zähne zusammen und schuftete weiter wie besessen – und zwar für den kleinen Enkel, der so ganz und gar seinem Großvater nachschlug, äußerlich jedenfalls, ob auch charakterlich, das mußte sich erst im Laufe der Jahre herausstellen.

      Hermine segnete immer noch den Tag, an dem sie eine verwaiste Nichte ins Haus nahm, die ihr dann auch bald eine tüchtige, unentbehrliche Helferin wurde – in jeder Beziehung. Und diese Nichte, mittlerweile zur stattlichen Vierzigerin herangereift, betrachtete die verehrte Tante jetzt angsterfüllt – und schon kam es, was erstere befürchtete.

      »Geh, mein Kind, und schick mir den Bengel her«, sprach der schmale Altfrauenmund verbissen – und da wußte Brunhild, daß es in dieser Stunde hart auf hart gehen würde.

      Fünf Minuten später stand dann der junge Mann vor der alten Dame, deren hageres Antlitz dem eines Falken glich, zumal dann, wenn die Augen so scharf und hart blickten – genauso wie jetzt.

      Er war eine blendende Erscheinung, der junge Baron von Swindbrecht – nur war das Gesicht zu weich für einen Mann. Daher kam es wohl, daß er mit seinen siebenundzwanzig Jahren immer noch wie ein Jüngling wirkte. Wie das sprühende Leben stand er da, die blitzblauen Augen auf die Großmutter geheftet, die ihm jetzt das Briefblatt reichte.

      »Da, lies – und dann laß uns ergründen, ob du überhaupt noch deiner Sinne Meister bist.«

      Die nervige Hand zitterte, die das gelesene Blatt Sekunden später auf den Tisch legte, das Gesicht war tief erblaßt. Doch furchtlos hielten die blauen Augen dem falkenscharfen Blick stand. Trotz schwang in der Stimme mit, die nun sprach:

      »Großmama, willst du das nicht meine eigene Angelegenheit sein lassen? Der Juwelier braucht keine Angst zu haben. Ich werde ihm den Schmuck nicht schuldig bleiben.«

      »Und wovon willst du den bezahlen? Etwa in Raten von deinem Taschengeld? Dann wirst du wahrscheinlich die letzte Rate als Opa entrichten, denn wie der Juwelier schreibt, handelt es sich um zehntausend Mark. Wahrscheinlich eine Lappalie für dich – aber viel Geld für mich.«

      »Eine unerhörte Indiskretion von dem Mann, wegen der Bestellung des Schmucks an dich zu schreiben!« brauste der Enkel auf. »Ich werde…«

      »Du wirst gar nichts!« unterbrach ihn die Großmutter kalt. »Der Mann tat gut, sich an mich zu wenden, weil er unsere Verhältnisse kennt und daher weiß, daß du von mir abhängig bist. Wem ist der Schmuck überhaupt zugedacht?«

      »Meiner Braut als Verlobungsgeschenk.«

      »Aha – also sind dir doch die Sinne verwirrt.«

      »Großmama, ich verbitte mir das!«

      »Und ich verbitte mir noch viel mehr!« wurde ihre Stimme jetzt scharf und schneidend. »Solltest du nämlich wagen, mir dieses Frauenzimmer…«

      »Großmama, mäßige dich!«

      »… ins Haus zu bringen«, sprach die glasharte Stimme unbeirrt weiter, »so laß ich es hinauspeitschen – so wahr ich Hermine Swindbrecht heiße. Und nun werde

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