Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman. Leni Behrendt

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Leni Behrendt Staffel 3 – Liebesroman - Leni Behrendt Leni Behrendt Staffel

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auch war, heute jedoch ließ sie die Mark rollen, wie man so sagt.

      Und warum auch nicht? Die Mitgift war hoch, welche die Tochter des reichen Kaufherrn Leinsen mit in die Ehe brachte – und somit allen pekuniären Schwierigkeiten auf Brechten ein Ende setzte.

      Ein zauberhaft süßes Geschöpfchen – urteilte man, als die Braut so selig lächelnd zum Altar schritt. Noch so rührend jung, noch ein völlig unbeschriebenes Blatt. Die träumerischen Augen blickten so schwärmerisch zu dem Liebsten empor, als stamme das Mägdlein noch aus der Zeit von Chamissos »Frauenliebe – und Leben«. Ungefähr so: Seit ich ihn gesehen, glaub’ ich blind zu sein.

      Die weltfremde, wohlbehütete Ragnilt Leinsen las tatsächlich noch derartige Gedichte, und der Held ihrer Träume war Trutz Swindbrecht. Daher hatte sie auch jubelnd zugesagt, als der Vater sie fragte, ob sie des Barons Frau werden wolle.

      »Aber, Papa, wie kannst du da noch fragen! Mit tausend Freuden will ich das. Ich liebe Trutz und komme durch eine Heirat mit ihm außerdem noch nach Brechten, wo ich in den Ferien so gern weilte und jedesmal bittere Tränen vergoß, wenn ich von ihm scheiden und ins Pensionat zurück mußte. Brechten als Heimat zu haben und Trutz als Gatten dazu, das wäre beinahe zuviel des Glücks.«

      »Na schön«, räusperte sich der Mann, der nie so recht gewußt hatte, was er mit der Tochter beginnen sollte. Und als sie gar noch mit zehn Jahren die Mutter verlor, gab er die Kleine in ein Pensionat und war der Baronin Hermine dankbar, daß sie ihr Patenkind während der Ferien in Brechten stets um sich haben wollte.

      Und nun sollte Ragnilt dort sogar eine Heimat finden, eine Lösung, mit der Alfred Leinsen sehr zufrieden war. Da wußte er sein Kind gut aufgehoben und konnte sich sein eigenes Glück suchen, das er in der Ehe mit der Frau zu finden hoffte, der seit einigen Wochen sein Sinnen und Trachten galt.

      Jetzt saß der elegante Endvierziger an der prunkenden Hochzeitstafel und dachte daran, daß er in wenigen Wochen hoffentlich an der eigenen sitzen würde. Aber an einer im trauten Separee mit der geliebten Frau ganz allein. Jung fühlte der Mann sich, so jung, als ob er zwanzig wäre. Und in diesem jugendlichen Überschwang drückte er dem Töchterchen, bevor es sich auf die Hochzeitsreise begab, ein so gutgefülltes Portemonnaie in die Hand, dessen Inhalt für zwei Hochzeitsreisen gereicht hätte – und freute sich über die strahlenden Augen seines Kindes, das sein Glück gefunden hatte, wie er auch das seine finden würde.

      Und das geschah dann auch nach einem Monat, gerade an dem Tag, als die Tochter von ihrer Hochzeitsreise zurückkehrte, trat der Vater die seine an – und mit wem? Mit Leila!

      Zuerst starrte Hermine die Vermählungsanzeige an, als wäre sie des Lesens unkundig. Dann schob sie diese Ungeheuerlichkeit Brunhild zu, die bis in die Lippen erblaßte.

      »Großer Gott«, sagte sie verstört, »und das gerade an dem Tag, an dem Trutz mit seiner Frau von der Hochzeitsreise zurückkehrt. Wie wird er das bloß aufnehmen?«

      »Sicherlich weiß er es schon«, murmelte Hermine, die plötzlich müde und alt aussah, »denn Leinsen wird es wohl nicht versäumt haben, auch seiner Tochter eine Vermählungsanzeige zu schicken. Doch da höre ich bereits den Wagen vorfahren. Reiß dich zusammen, Brunhild, laß dir ja nichts anmerken.«

      Fünf Minuten später begrüßten sie die Heimgekehrten – und das Herz zog sich ihnen schmerzhaft zusammen, hauptsächlich beim Anblick der blutjungen Frau. Wie strahlend glücklich war sie auf die Hochzeitsreise gegangen, und wie kehrte sie zurück? Blaß, müde und vergrämt.

      Und der junge Ehemann? Der machte den Eindruck eines Menschen, der mit Gott und sich zerfallen ist.

      »Da seid ihr ja«, tat Hermine erfreut, als wäre alles in schönster Ordnung. »Siehst blaß und müde aus, mein Schiepchen, wahrscheinlich hat die lange Fahrt dich angestrengt.«

      »Ja, Großmama. Ich möchte am liebsten zu Bett gehen und schlafen.«

      »So komm«, sagte Brundhild gütig, dabei die Schultern des erschöpften Menschenkindes umfassend, das sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Langsam gingen sie davon, und Trutz sagte hastig:

      »Großmama, ich möchte dich sprechen.«

      »Bitte.« Sie zeigte nach ihrem Arbeitszimmer, wo sie sich gleich darauf niederließen. Trutz in der Sesselgruppe, wo auf dem niedrigen Tisch gerade eine Flasche Kognak stand. Ehe Hermine ihn daran hindern konnte, hatte er die Flasche entkorkt, setzte sie an die Lippen und trank in vollen Zügen, bis es der entsetzten Großmutter endlich gelang, ihm die Flasche zu entwinden.

      »Ja, sag mal, bist du denn ganz von Gott verlassen?« fuhr sie ihn empört an. »Benimmst dich hier wie ein Quartalssäufer!«

      »Großmama, laß mich jetzt um Himmels willen in Ruhe«, knirschte er zwischen den Zähnen hervor. »Sonst werde ich einfach verrückt!«

      »Na, halb scheinst du es bereits zu sein«, versetzte sie trocken. »Die Vermählungsanzeige deines Herrn Schwiegervaters hat dich wahrscheinlich in diesen Zustand versetzt.«

      »Ach, das ist doch schon längst vorbei«, winkte er müde ab, dabei mit einer Gebärde, die etwas Verzweifeltes hatte, die Hand im Haar vergrabend. »Das war schon vorbei, als Leila mir nach Eröffnung meiner Verhältnisse hohnlachend den Laufpaß gab.«

      »Und warum bist du so durcheinander, du dummer Junge?«

      »Weil ich diese Ehe nicht ertrage!« Er sprang brüsk auf, im Zimmer umherlaufend wie ein gefangenes Tier. Er stieß dabei die Hände so heftig in die Hosentaschen, daß die in allen Fugen krachten.

      »Und weshalb erträgst du sie nicht?« Der Großmutter gelang es, ruhig zu bleiben, obwohl sie das Gefühl hatte, als müsse ihr der Herzschlag aussetzen vor Schreck. »Ragnilt ist doch wahrlich ein liebenswertes, sanftmütiges Menschenkind.«

      »Eben«, lachte er hart auf. »Gerade diese Sanftmut ist es ja, die mich langsam kaputt macht. Dieses Sanftsäuselnde, dieses Sentimentale, diese demütige Ergebenheit, diese zuckersüße Anhimmelei – das gerade ist es, was ich an den Frauen hasse. Warum hast du mich bloß zu dieser unerträglichen Ehe gezwungen!«

      »Weil mir eine kleine Bestie mit Paprika im Blut leider nicht zur Verfügung stand«, kam die Antwort ironisch.

      »Ich gedenke ihr auszuweichen, indem ich heute noch meine Reise nach Kanada antrete. Das Geld dazu hat mir Onkel Arnold als Hochzeitsgabe zukommen lassen. Wenn ich mich beeile, erreiche ich das Flugzeug noch. Meine Sachen sind ja noch gepackt, und zum Flugplatz fährt mich der Chauffeur.«

      »Also ein fix und fertiger Plan«, meinte die alte Dame, dabei jedoch nicht merken lassend, wie hart sie diese Eröffnung traf. Das hagere Antlitz war wie aus Stein gemeißelt, in den falkenscharfen Augen glitzerte erbarmungslose Härte. Langsam hob sich die Hand und zeigte zur Tür.

      »So geh!« klang ihre Stimme auf, hart und spröde wie Glas. »Geh – und tritt mir erst wieder unter die Augen, wenn du ein Mann geworden bist. Solltest du jedoch das Zeug dazu nicht in dir tragen, so bleib weg. Denn lieber keinen Enkel als einen mißratenen, der seinem Namen und Wappenschild direkt Hohn spricht. Denn swind heißt stark, kühn, Brecht heißt edel, erlaucht, dazu trägst du auch noch den Vornamen Trutz, du erbärmlicher Schwächling!«

      Da ruckte der junge Mann herum, stürmte davon – und mit dumpfem Stöhnen brach die Großmutter im Lehnstuhl zusammen. Drückte das Gesicht in die Hände und weinte, wie diese vom Leben verhärtete Frau noch nicht einmal am Grabe ihres einzigen Kindes geweint.

      *

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