Perry Rhodan Neo 233: Der Oxtorner. Rainer Schorm

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Perry Rhodan Neo 233: Der Oxtorner - Rainer Schorm страница 5

Perry Rhodan Neo 233: Der Oxtorner - Rainer Schorm Perry Rhodan Neo

Скачать книгу

er. Die Steuerpositronik seines Mikrogravitators reagierte sofort und regelte die Kompensationsleistung herab.

      Dann rannte er los. Auf seiner Schulter lag der Mann und röchelte, sein Körper zuckte unter Krämpfen. Viel Zeit blieb ihm nicht, also legte Omar Hawk jede Zurückhaltung ab. Er beschleunigte und erreichte das Ende des langen Stags schon nach etwa einer Minute. Bis zum Hospital war es noch ein weiter Weg, obendrein musste er nun mit deutlich mehr Hindernissen rechnen.

      »Routenprojektion!«, sagte er laut. »Keinerlei Einschränkungen!«

      Die Mikropositronik seiner Montur projizierte vor ihm einen grellgelben Punkt, der für Omar Hawks Maximalgeschwindigkeit berechnet war und ihm vorausschwebte. Das leuchtende Gelb war die auf Imart gebräuchliche Warnfarbe bei medizinischen Notfällen, und jeder, der es sah, würde sofort ausweichen.

      Hawk hastete über die Freifläche, welche die Einmündung des Stags links und rechts flankierte. Es war eine beliebte Aussichtsplattform, dort standen viele Imarter, die den Stag gerade verlassen hatten. Hawk sprang mit einem weiten Satz über eine Sicherungsmauer auf die angrenzende Fahrbahn. Großfahrzeuge gab es auf Imart so gut wie nicht. Die Siedlungsplätze lagen alle in den oberen Bereichen von Säulenbergen, der Platz dort war begrenzt. In der Regel schwebten nur kleine Individualgleiter und tropfenförmige »Säulenrutscher« über die Verkehrswege der Städte. Omar Hawk hätte eine Kollision mit einer dieser zierlichen Maschinen ohne weiteren Schaden überstanden; das galt für deren Fahrer eher nicht, also musste er vorsichtig sein.

      Die Leute auf dem Fußgängerstreifen machten ihm Platz. Im Vorbeilaufen sah Hawk panische Gesichter. Die Siedler wussten, was bei einer Embolischen Welle auf sie zukam. Ihre Vorbehalte gegen die Solare Union würden weiter zunehmen.

      Hawks Atem ging gleichmäßig. Er sprintete, aber von einer ernstlichen Belastung war das weit entfernt. Dass er nicht noch schneller rannte, lag an der Umgebung. Mehrfache Richtungswechsel und dass er ständig Hindernissen ausweichen musste, machten ihn langsamer, als ihm lieb war.

      Der Mann auf seiner Schulter verkrampfte sich. Dann hustete er erneut und spuckte Speichel.

      Eindeutig rot!, dachte Hawk. Das wird wirklich eng. Verdammt.

      Dann endlich erspähte er die Front des Klinikgebäudes.

      »Notfall melden!«, befahl er. »Emboliepatient. Blutiger Auswurf, Krämpfe, Bewusstseinstrübung.« Er horchte kurz. »Puls unregelmäßig. Sofortige Intensivversorgung erforderlich! Ankunft in etwa einer Minute. Senden!«

      Die Positronik reagierte sofort. Sogar aus dieser Entfernung sah Hawk, wie sich die Schleuse der Notaufnahme öffnete und ein intensives Gelblicht den Anwesenden signalisierte, den Platz zu räumen.

      Hawk packte den Bewusstlosen fester und flankte über eine hohe Hecke aus Wucherschlee. Er erreichte die Notaufnahme etwa vierzig Sekunden später. Zwei Ärzte und ein Medoroboter nahmen ihm den Kranken ab und verschwanden schnell im Innern des Hospitals.

      Ein Medohelfer blieb zurück. Er sah Hawk verblüfft an. »Ich habe nie zuvor jemanden derart schnell laufen sehen!«, sagte er.

      Hawk atmete einmal tief durch, dann war sein Puls wieder völlig normal. »Das war nötig«, sagte er. »Ich hoffe, er ist der Einzige?«

      Der Imarter verzog das Gesicht. Für Hawk war das Antwort genug.

      »Leider nein.« Der Mediker zuckte mit den Schultern. »Erst vor einer Viertelstunde wurde wieder ein Patient eingeliefert. Auf Kalmo Secundus und Terminus Rork haben wir über vierzig Fälle, und die Zahl steigt, fürchte ich. Die Zahlen von Primus Kattla kenne ich nicht – in unserer Klinik hatten wir während des Vormittags bereits sieben Einweisungen. Das sieht sehr, sehr übel aus. Aber bitte behalten Sie das für sich.«

      »Geheimhaltung?«, fragte Omar Hawk.

      Der Mediker schüttelte den Kopf. »Dann hätte ich kaum etwas gesagt, oder? Aber eine solche Anweisung könnte bald kommen, wenn das so weitergeht. Die Panik damals während der zweiten Welle hat keiner vergessen. Noch einmal danke. Ich hoffe, der Mann wird es schaffen. Und wenn, hat er das nur Ihrer Schnelligkeit zu verdanken.« Mit diesen Worten verschwand er ebenfalls im Gebäudeinnern.

      Omar Hawk ging in Gedanken versunken aus der Klinik ins Freie. Er hatte eine ziemlich gute Vorstellung davon, was auf das medizinische Personal derzeit zukam. Was ihn irritierte, war etwas Grundsätzliches. Er kam von Oxtorne. Das Genom der dortigen Siedler war sehr viel massiver verändert worden als bei allen anderen terranischen Kolonisten – sogar wenn man sie mit Menschen von Ertrus oder Epsal verglich. Dennoch war das Ergebnis bei den Oxtornern weitaus stabiler ausgefallen als bei den Imartern. Ein Phänomen wie die Embolischen Wellen gab es auf seiner Heimatwelt nicht.

      Nicht mal in Ansätzen, dabei war der oxtornische Organismus viel komplizierter als bei den Umweltangepassten der anderen Kolonien. Während sich Epsaler oder Ertruser bei einer Änderung der Druckverhältnisse – zum Beispiel beim Besuch einer anderen Welt – einer mühseligen Anpassungsprozedur unterziehen mussten, war das bei Menschen von Oxtorne kein Thema. Ihre Kompaktkonstitution wurde mit solchen Abweichungen mühelos fertig, Caisson-Schlauben waren unnötig.

      Verglichen damit war die genetische Anpassung des terranischen Atmungsapparats an imartische Besonderheiten eine Kleinigkeit gewesen. Woher die sogenannten transgeninduzierten Lungenembolien also rührten, war nicht abschließend geklärt. Wahrscheinlich handelte es sich um einen Codierungsfehler, der sich regelmäßig bemerkbar machte, wenn die Zellteilung bestimmte Abschnitte des Genoms auslas.

      Man könnte meinen, dass NATHAN und die Posbis die besseren Gen-Ingenieure als die Menschen selbst sind, dachte Hawk. Die Posbis forschen seit Langem an Menschen. Die Geschichte, wie Perry Rhodan damals auf die Überlebenden der BRONCO traf, ist eine moderne Legende geworden. Und NATHAN verfügt nicht nur über das Wissen der Posbis ... Er kennt auch die Genome der Maahks, Bestien und Sitarakh. Vielleicht hat es einfach damit zu tun, dass sowohl NATHAN als auch die Posbis eine größere Distanz und von außen den klareren Blick auf uns haben. Selbsteinschätzung oder Selbstdiagnose sind immer heikel. Aber NATHAN offiziell ins Variable Genome Project einzubinden ... Das hätte die irdische Politik niemals zugelassen. Dass die Hyperinpotronik mit ihren Geheimaktivitäten trotzdem einen schweren Konflikt mit der Erde riskiert, ist ein unverkennbares Zeichen für die Dringlichkeit ihrer Mission.

      Er registrierte, dass die Menschenmassen in seiner Umgebung unruhig waren. Die Nachricht über die Emboliefälle machte offenbar schnell die Runde.

      Vermutlich hatten die zwei Imarter auf dem Stag die Medien informiert. Hawk sah ein Stück entfernt einen Journalisten mit zwei Flugkameras warten. Rasch wich Hawk in eine Seitenstraße aus.

      Niemand wusste von Oxtorne; das musste so bleiben. Durch seinen Rettungssprint war er aufgefallen. Sein Inkognito war in Gefahr. Dasselbe galt für seinen eigentlichen Auftrag auf Imart. Offiziell arbeitete Hawk momentan für die Abteilung III des Geheimdiensts der Terranischen Union, aber das war lediglich Tarnung. Nike Quinto wusste vieles, NATHAN informierte ihn jedoch keineswegs über alles. Allerdings war es nicht klug, den Chef der Abteilung III zu unterschätzen. Ohne Zweifel verfügte er über Quellen auch auf dem Mond. Ob er über Oxtorne Bescheid wusste? Nike Quinto war fast alles zuzutrauen.

      Hawk aktivierte eine Komverbindung zur DEMOKRIT. »Status?«, fragte er laut.

      Hypatia, die Bordpositronik seines kleinen Kurierschiffs, meldete sich sofort. »Wir sind startbereit«, antwortete sie.

      Hawk hatte die DEMOKRIT am Raumhafen einer gründlichen Wartung unterziehen und alle Vorräte ergänzen lassen, während er auf

Скачать книгу