Perry Rhodan 3078: Pluto. Susan Schwartz

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Perry Rhodan 3078: Pluto - Susan Schwartz Perry Rhodan-Erstauflage

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dir einen Reisebegleiter und dann erst den Weg.

      Spruch der Yenranko

      Ich träume vom Tag der Einheit. Ist das verwerflich? Kein Sandkorn gleicht dem anderen, und so wie sie unzählbar sind, so sind unsere Gedanken frei, und es ist alles möglich. Was wir tun ...

      »Obyn! Jinirali, schläfst du?«

      »Ich schlafe nicht, Khyarat, ich meditiere.«

      »Für mich hörte sich das wie schlafen an.«

      »Ich lasse meine Augen ruhen, und meine Gedanken schweifen. Das ist nicht schlafen, wiederhole ich.«

      »O Lichthand, erhöre mich! Sie ist zur Philosophin geworden. Ich falle in Schande!«

      Obyn erkannte, dass ihr Hilfesteller keine Ruhe geben würde. Er war unendlich treu, doch unverbrüchlicher Traditionalist. Sie öffnete die Schlusslider, die kein Licht mehr durchließen, dann schloss sie die durchsichtige Wischhaut, die vor dem Sand schützte und die Augen feucht hielt, und richtete sich solchermaßen blinzelnd auf.

      »Den Sand kümmert deine Schande nicht, sie sickert in ihn ein und vergeht bedeutungslos«, erwiderte sie.

      »Aber warum sind wir überhaupt auf dem Sand und nicht darunter?«

      »Du hättest mich nicht begleiten müssen.«

      »Das ist keine Antwort auf meine Frage.«

      Obyn stemmte sich hoch. Es war nicht mehr so leicht wie früher, die Muskeln anzuspannen und die Knorpel in eine andere Richtung als der augenblicklichen Lage zu bewegen. Nichts war mehr so leicht, bis auf Khyarats Genörgel, das fiel ihm zunehmend leichter.

      »Du kennst die Antwort. Ich möchte die Oasen besuchen, bevor ich sterbe.«

      »Aber sterben, das tun wir doch nicht, Jinirali. Du bist höchstdekoriert, eine lebende Legende, die größte Kriegerin, die je gelebt hat!«

      »Und du der berühmteste Hilfesteller. Du könntest die Jugend unterhalten und sie lehren, was es bedeutet, diese schwere Aufgabe wahrzunehmen. Warum folgst du einer dummen alten Frau, die zur Philosophin degeneriert?«

      »Ich gebe die Hoffnung niemals auf, dass dich die Lichthand erleuchten möge.« Er winkte ihr. »Und jetzt komm, bevor ich das Essen wegwerfe, weil es deinetwegen verschmort.«

      *

      Obyn erhob sich für den kurzen Weg gar nicht erst, sie robbte auf den mit dicker Hornhaut besetzten Kniegelenken näher an das Feuer heran und musste zugeben, die Wärme tat gut. Yomira war untergegangen und spendete noch ein wenig Licht ohne Wärme, der Himmel verblasste zu Grauweiß und schattierte weiter bis zu Dunkelgrau. Ganz finster wurde es nie, immer herrschte am Horizont ein dünner Streifen mattes Zwielicht des riesigen bläulich weißen Lebensspenders.

      Schnell wurde es kühler, und Obyn wickelte die vielen Stoffbahnen ihrer Gewänder fester um sich. Die Wärme konnte nicht gespeichert werden, der Sand erkaltete sofort. Der warme Goldton verblasste zu Mattbeige.

      Sie lagerten in einer Senke, geschützt von den Dünen ringsum. Khyarat führte getrocknete Moose und Pilzflechten im Gepäck, die er mit einem gasbetriebenen Feuerzünder entfacht hatte. Darauf hatte er Steinholz geschichtet, und als das genug angebrannt war, die Wärmesteine daraufgelegt. Ein wohliges Gefühl breitete sich aus, das Obyn die ganze Nacht davor bewahren würde, in Kältestarre zu fallen.

      Für Notfälle hatten sie einen Gaskocher dabei, aber dessen Einsatz war nur begrenzt möglich, und Obyn hatte nicht gesagt, wie lange sie unterwegs sein wollte. Khyarat war stets auf Sicherheit bedacht.

      In einer Glutschicht wurde ein Teigfladen ausgebacken, und in einem Kessel über der Feuerstelle brodelte ein Eintopf. Khyarat schöpfte daraus nacheinander in zwei Schalen und reichte eine an Obyn weiter, zusammen mit einem prächtig verzierten Holzlöffel. Einsiedler aßen mit den Händen, in den Gefilden wurden zumeist Tonbestecke verwendet. Metallschmelzen wurden dafür nicht eingesetzt.

      Ein Holzlöffel war eine Ehrengabe und sehr kostbar. Obyn war das nicht so wichtig, aber als sie in der Schale rührte, stellte sie freudig überrascht fest: »Da ist ja Fleisch drin!«

      Das war ihr mehr wert als jeder Besitz.

      »Du weißt es nicht mehr, oder? Als wir heute Mittag angehalten haben, um Wasser zu schöpfen, entdeckte ich einen Darameti in der Düne.«

      Obyn erinnerte sich, aber sie hatte nicht darauf geachtet, dass ihr Begleiter den Darameti mitgenommen hatte. Khyarats Augen waren schärfer als ihre, er bemerkte selbst in seinem Alter jede noch so kleine Bewegung im ewigen Sand. Ihm war aufgefallen, dass fast am Fuß der Düne neben dem Wasserschacht eine fingernagelgroße Veränderung zu erkennen war, eine dunklere Stelle. Das bedeutete, ein Tier grub sich durch den Sand und transportierte Körner aus den tieferen Schichten nach oben. Obyn hatte überhaupt nicht darauf geachtet, erst als Khyarat es ihr gezeigt machte.

      Der Hilfesteller hatte sich flink darauf zubewegt, kurz gezögert – und dann blitzschnell zugepackt. Triumphierend hatte er die Hand aus dem Sand zurückgezogen und eine sich windende grüne Echse hochgehalten, deren langer Schwanz wild peitschte. Seine beiden Außendaumen schlossen sich um den Hals des Darameti und drückten zu. Sofort erschlaffte das Tier – und nun bildete es eine wohlschmeckende Ergänzung zum abendlichen Einerlei. Der Eintopf bestand normalerweise aus eingekochten und sauer eingelegten Pflanzenfasern, Blättern, Knollen, ein paar Zuckerfrüchten, und nur sehr selten einmal Fleisch. So wie in dieser Nacht.

      »Du sorgst so gut für mich, und ich kann es dir nicht vergelten«, sagte Obyn gerührt.

      »Ich profitiere davon genauso wie du, Jinirali.«

      Die Heimatwelt Yenren bestand an der Oberfläche nur aus mächtigen, zumeist lebensfeindlichen Wüsten, doch in den Tiefen existierten riesige Wasserreservoire, die über ein Netz aus Adern miteinander verbunden waren, aus denen die Flora, die Fauna und die Yenranko schöpften. Manche Adern verliefen so knapp unter dem Sand, dass Pflanzenwurzeln hineinstoßen konnten, die den Grundstein der großen, üppigen Oasen bildeten. Wenn man dort ein bisschen im Sand wühlte, stieß man auf Feuchtigkeit, nicht selten sprudelte sogar Wasser hervor.

      »Es schmeckt ausgezeichnet«, lobte die Veteranin, die es nicht sonderlich mochte, Jinirali genannt zu werden, da sie schon lange nicht mehr im aktiven Militärdienst war. Gewiss, der Rang stand ihr zu, aber sie wollte nichts mehr von Krieg und Kampf wissen. Sie war in ihrem Alter nicht mehr stolz auf ihre Leistungen, die ihr Ruhm und Bewunderung und hohe Ehren wie den Holzlöffel eingebracht hatten.

      Vielmehr wünschte sie sich, von allen vier Wüsten den Sand zu tauschen und zu einem farbenfrohen Gemenge zu mischen. Der Sand jeder der vier Wüsten unterschied sich deutlich in den Farben, und ihn zu vermengen, statt starre Grenzen zu schaffen, war Obyns Alterstraum. Endlich Frieden zu schaffen und gemeinsam technische Erleichterungen weiterzuentwickeln. Gemeinsam Ressourcen schöpfen und Anbau betreiben, damit niemand mehr darben oder einem anderen den Besitz neiden musste.

      Darüber durfte sie auf keinen Fall öffentlich sprechen, denn man würde ihr gar nicht erst zu Ende zuhören, sondern ihr augenblicklich vorwerfen, sie wolle den eigenen Sand wegwerfen und das Volk von Yacol verraten, das zu verteidigen sie vor langer Zeit geschworen hatte. Die Strafe für Verräter lautete auf lebenslange Verbannung, man wurde ohne Kleidung und ohne Hilfsmittel zum Einbruch der Nacht an der Oberfläche in der Wüste ausgesetzt. Viele überlebten

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