Target on our backs - Im Fadenkreuz. J.M. Darhower

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Target on our backs - Im Fadenkreuz - J.M. Darhower Monster Trilogie

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Es ist überraschend schön, sich unsichtbar zu fühlen. Früher habe ich mich danach gesehnt, dass mich jemand ansieht, mich bemerkt. Jetzt wünsche ich mir manchmal, ich könnte wieder verschwinden.

      Ich will nicht sagen, dass mir mein Leben nicht gefällt, denn das tut es. Aber mir gefallen einige der Dinge, die passiert sind, nicht. Mir gefallen die ganzen Erinnerungen nicht, die mich hier verfolgen. Ich habe mir immer ein normales Leben gewünscht. Und nun ist nichts daran normal.

      Ich habe etwa zwanzig Minuten auf der Bank gesessen, als mir etwas ins Auge fällt. Vertraute blonde Haare wippen zwischen den Leuten auf dem Weg in meine Richtung. Melody. Lächelnd ziehe ich einen Ohrstöpsel heraus und will sie gerade rufen, als mir jemand zuvorkommt, jemand, der in meiner Nähe steht. Die Stimme ist männlich, mit einem merkwürdigen Akzent, fast als hätte sie überhaupt keinen. Seltsam.

      Ich drehe den Kopf und entdecke einen jungen Mann. Einen umwerfenden jungen Mann. Heilige Scheiße.

      Ich beobachte, wie sich Melody ihm zuwendet, ihre Miene sich aufhellt und ihre Augen wie am vierten Juli aufleuchten. Und ich weiß es sofort, erkenne es an ihrem Gesicht … dieser ergriffene, sprachlose, einmalige Ausdruck.

      Leo.

      Er ist kein Dreckskerl mit Bierbauch, sondern sieht eher aus, als käme er direkt vom Laufsteg. Er ist groß und dünn, aber nicht schlaksig. Breite Schultern, gebräunte Haut, scharf geschnittenes Gesicht, ein sehr dunkler Typ. Sein Haar ist kohlrabenschwarz, die Brauen sind vielleicht etwas zu buschig, aber er trägt sie, als wären sie der letzte Schrei. Und was zur Hölle weiß ich schon? Vielleicht ist es so.

      Seine Zähne sind so weiß, dass sie fast blenden, als er sie anlächelt. Er trägt Jeans und ein schwarzes Hemd, dessen Ärmel er bis zu den Ellbogen hochgerollt hat, was bei ihm unvorstellbar heiß aussieht.

      Ich liebe Naz. Wirklich. Ich liebe ihn mehr als alles andere auf der Welt. Als ich ihn das erste Mal sah, war ich sprachlos und im Rückblick wusste ich in diesem Moment, dass das Leben, wie ich es kannte, vorbei war. Naz ist die Art von Mann, der, wenn er in dein Leben kommt, es aus der Bahn wirft. Selbst wenn er wieder geht, wird sich die Welt danach nicht mehr wie vorher drehen.

      Ich liebe ihn, trotz allem, mit jeder Faser meines Daseins.

      Aber Leo. Whoa. Ich weiß Schönheit zu schätzen, wenn ich sie sehe. Für diese Art von Gesicht würden Frauen einen Schritt zu weit gehen, denke ich.

      Sie gehen aufeinander zu, er schlingt einen Arm um sie und zieht sie an sich. Es ist nur eine kurze Umarmung, aber ich sehe, dass sie deswegen errötet. Er lässt sie wieder los, sagt etwas zu ihr, unterhält sich eine Weile mit ihr, doch ich bin zu weit entfernt, um die Worte zu verstehen. Je mehr er spricht, desto heller leuchten ihre Augen und schließlich nickt sie begeistert. Er küsst seine Fingerspitzen und drückt sie auf ihre Lippen. Das geschieht so schnell, dass ich es gerade so mitbekomme.

      Dann geht er, wobei er einmal zu ihr zurückblickt und sie anlächelt, bevor er zwischen anderen Leuten verschwindet. Melody starrt ihm nach, bis er nicht mehr zu sehen ist. Dann stößt sie ein lautes Quietschen aus. Sie springt auf der Stelle auf und ab, als hätte sie eine Art Anfall.

      „Melody?“, rufe ich.

      Meine Stimme lässt sie innehalten. Sie dreht sich so schnell zu mir um, dass sie fast fällt. „Karissa!“

      Sie läuft zu mir herüber und schiebt mich auf der Bank wortlos ein Stück zur Seite. Ich mache ihr Platz und schiebe meine Tasche aus dem Weg, damit sie ihre abstellen kann.

      „Das muss der berüchtigte Leo gewesen sein“, sage ich und zeige in die Richtung, in die er verschwunden ist. „Ich muss sagen, Mel, dass ich dich jetzt absolut verstehe.“

      Sie lächelt und stupst mich aufgeregt an. „Habe ich es dir nicht gesagt? Ist er nicht perfekt?“

      „Ja, der hat wirklich was.“

      „Er hat sich gerade mit mir verabredet“, fährt sie fort. „Eine echte Verabredung, nicht nur ein Kaffee. Ich rede über Abendessen und Kino. Eine echte Verabredung.“

      „Das ist fantastisch! Wann denn?“

      „Heute Abend.“ Sie hat es kaum gesagt, da verdüstert sich ihre Miene. „Oh, mein Gott! Heute Abend! Wie spät ist es? Ich muss gehen! Ich muss meine Haare machen, mein Makeup und … oh Mist, was soll ich bloß anziehen?“

      „Beruhige dich. Es ist erst ein Uhr mittags.“

      „Dann habe ich nur noch sechs Stunden, um fertig zu werden!“

      Ich lache leise über ihre Panik, bis sie nach meinem Arm greift und mich hochzieht. Sie schnappt sich unsere Taschen und zerrt mich hinter sich her. „Lass uns gehen!“

      „Moment mal, ich habe gleich einen Kurs.“

      „Himmel, das kann warten, Babe! Hast du nicht gehört? Ich habe ein Date!“

      Ich bin mir nicht sicher, ob sie ihren Reim bemerkt hat. Normalerweise macht sie mich darauf aufmerksam, als wäre sie ein Rapper, der übt, aber ich glaube, dass sie im Moment zu aufgeregt ist, um das lustig zu finden. „Okay, okay, entspann dich, Dr. Seuss. Ich komme ja mit. Gib mir nur eine Sekunde.“

      Sie hört auf, an mir zu zerren, ich nehme ihr meine Tasche ab, werfe sie mir über die Schulter und zeige auf den Gehweg. „Nach dir.“

      Melody wohnt immer noch im Studentenwohnheim, im selben Zimmer, das wir uns früher geteilt haben, bevor ich auszog und heiratete. Mich überkommt ein Anflug von Nostalgie, als wir in der dreizehnten Etage angelangen, und ich blicke lächelnd auf die Tür, die sie aufschließt: 1313.

      Das weckt so viele Erinnerungen, aber im Gegensatz zum Klassenraum sind es zumeist schöne Erinnerungen.

      Mir vergeht das Lächeln jedoch in dem Augenblick, als sie die Tür aufschiebt und mein Blick auf ihre aktuelle Mitbewohnerin fällt. Es ist die vierte seit meinem Auszug. Sie bleiben nie lange. Das neue Mädchen dreht sich um, kneift die Augen zusammen und sieht uns böse an. Solche Feindseligkeit sollte einem von einer Fremden nicht entgegenschlagen. Sie knallt ihr Buch zu, schnappt es und rennt aus dem Zimmer, direkt an uns vorbei, ohne ein Wort zu sagen.

      Melody nimmt das ziemlich ungerührt hin. Ich beobachte, wie das Mädchen direkt zu den Fahrstühlen geht und auf den Knopf hämmert, als hätte er sie beleidigt. Sie ist ein hübsches Mädchen – rothaarig, mit grünen Augen und Sommersprossen – aber ihr finsterer Gesichtsausdruck macht sie irgendwie hässlich.

      „Habt ihr Ärger?“, frage ich Melody, trete hinter ihr ins Zimmer und schließe die Tür.

      Sie seufzt dramatisch. „Es sind eben nicht alle so verständnisvoll wie du.“

      „Oh, oh, du hast doch nicht etwa einen Typen im Fliegeranzug im Timbers aufgerissen und hier mit ihm gevögelt, oder?“

      Mist. Mist. Mist.

      Kaum sind mir die Worte über die Lippen gekommen, bedauere ich sie schon. Ich bin so eine Idiotin. Wie konnte ich in einem Moment wie diesem nur Paul erwähnen?

      Sie runzelt die Stirn und lässt sich aufs Bett fallen – das im Moment unter einem gigantischen Berg von Kleidung begraben ist. „Sie sagt, dass ich unordentlich bin.“

      „Ja“,

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