Lotte mischt mit. Klaus Heimann

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Lotte mischt mit - Klaus Heimann Krimi

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lief mir das Wasser im Munde zusammen. Ich nickte zustimmend zu Lottes Idee.

      Meine Allerbeste war schnell bei der Hand. »Ich besorge uns zwei.«

      Drei Minuten später bissen wir in die mit frisch geräuchertem Aal belegten, knackigen Brötchen. Wunderbar!

      Wir schlenderten weiter.

      »Sieh mal, Sigi. Noch jemand aus Essen.«

      Der rote Golf parkte am Straßenrand vor einem Hotel.

      »Warum nicht? Längst kein Geheimtipp mehr, Deutschlands Osten.«

      »Ich habe jedenfalls vor Lucys Vorschlag nichts von Werder an der Havel gehört.«

      »Aber vom Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.«

      Lotte lachte. »Na klar, dem mit dem Birnbaum. Wir mussten das Gedicht in der Grundschule noch auswendig lernen.«

      »Vielleicht kommen wir da ja auch noch hin.«

      »Mal sehen.«

      Wir setzten unseren Weg fort. Er führte uns an einer markanten Kirche und einer Windmühle vorbei. Eine richtige Einkaufsmöglichkeit hatten wir bis jetzt nicht entdeckt.

      »Wir werden wohl kurz mit dem Auto von der Insel runterfahren müssen. Hier sieht es schlecht aus mit Lebensmitteln«, überlegte ich laut.

      »Es hängt mir zwar zum Hals heraus, das Fahren, aber was bleibt uns übrig? Los. Je eher, desto besser.«

      Lotte hatte den ganzen Weg hierher alleine kutschieren müssen. Ich hatte das Autofahren vor Jahren an den Nagel gehängt. Aus Gründen, die ich selbst nicht benennen kann. Meine patente Frau trägt das immerhin mit Fassung.

      Gleich nach dem Verlassen der Insel fanden wir einen Supermarkt, in dem wir das Notwendigste einkauften. Nachdem wir unsere Vorräte in die Ferienwohnung geschleppt hatten und ein paar Flaschen Bier und der Schnaps im Kühlschrank verstaut waren - meine wichtigsten Handgriffe beim Einräumen der Besorgungen -, rief ich unsere Tochter per Handy an. Sie meldete sich in der für sie typischen Art, indem sie ihren Vornamen als Frage aussprach: »Lucy?«

      »Hallo Töchterlein. Papa hier. Wir sind da.«

      »Tag Paps. Super. Gefällt es euch in Werder?«

      »Ja, echt nett hier. War eine gute Empfehlung von dir …« Mein Vorrat an Gesprächsstoff war damit versiegt. »Warte, ich gebe dir Mama.«

      Ich gab das Handy an Lotte weiter. Sofort füllte sich unser Ferienquartier mit munterem Mutter-Geschnatter. Blumig schilderte Lotte, was wir auf unserem Inspektionsgang schon an Weltsehenswürdigkeiten entdeckt hatten, dann fügte sie den neuesten Tratsch aus der Heimat an. So ging das immer. Während meine Gespräche mit unserer Tochter eher einsilbig verliefen, kamen die Mädels aus dem Schwatzen gar nicht wieder heraus.

      »Wann treffen wir uns?«, kam Lotte nach einer guten halben Stunde anscheinend langsam zum Ende.

      »Aha. Also nicht morgen. Übermorgen am Bahnhof in Werder? Zehn Uhr? Na gut, elf. Prima, Lucy … Wir freuen uns auch. Richte ich Papa aus. Tschüss. Tschüüüsss. Ja, tschüüüüüsssss.«

      Lotte drückte das Gespräch weg und gab mir das Handy zurück.

      »Lucy kann erst übermorgen kommen. Sie hat noch zu tun an der Uni«, informierte sie mich.

      Ich sah auf meine Armbanduhr. »Sollen wir essen gehen?«

      »Ist mir noch zu früh, so kurz nach dem Aalbrötchen. Können wir nicht schon mal ausbaldowern, wo der Bahnhof liegt?«

      »Klar.«

      Eine Karte der Gegend hatte ich bereits zu Hause besorgt. Ich ging nicht gerne unvorbereitet auf Reisen.

      Ich breitete den Faltplan aus und fuhr mit dem Finger die Straßen nach. Es schien nicht kompliziert, den Bahnhof zu finden. Er lag jedoch etwas entfernt und es empfahl sich, das Fahrrad zu nehmen.

      Beim Blick auf die Karte überlegte ich, dass wir auf unseren Touren stets die Möglichkeiten im Auge behalten sollten, die Havel und etliche Seen zu überqueren. Es war in solchem Gelände wichtig, den Überblick zu behalten, um nicht irgendwo an einem Ufer zu stranden. In Nähe des Bahnhofs schien eine Brücke auf die gegenüberliegende Havelseite zu führen. Auf unserem Weg dorthin könnten wir gleich danach suchen.

      Unsere Fahrräder hatten wir von zu Hause mitgebracht. Die Vermieterin hatte uns bei unserer Ankunft zwei Stellplätze in einem Schuppen gezeigt, die wir benutzen durften. Ich hatte unsere Drahtesel vom Autodach gehievt und dort abgestellt.

      Wir verließen das Anwesen diesmal auf der Gartenseite und holten die Räder aus dem Schuppen. Wieder ging es herunter von der Insel, ein kurzes Stück durch wuseligen Kleinstadtverkehr, dann rechts in eine ruhigere Straße, neben der eine Fahrradspur auf dem breiten Bordstein angelegt war. Wenige Minuten später erreichten wir den Bahnhof. Das war wirklich nicht schwer gewesen. Den Einstieg zur Überquerung der Havel fanden wir dagegen nicht.

      »Vielleicht fragen wir jemanden?«, schlug Lotte entnervt vor.

      Orientierung in fremden Gefilden war keine Disziplin, bei der sie langen Atem aufbrachte.

      Passanten in Angelegenheiten zu bemühen, die derart offensichtlich der Karte zu entnehmen waren, ging jedoch entschieden gegen meine Hauptkommissars-Ehre.

      »Hat ja noch Zeit«, brummelte ich und ignorierte Lottes Vorschlag.

      Hungrig kehrten wir von unserer ersten Orientierungsfahrt zurück. Die Fahrräder wanderten wieder in den Schuppen und wir machten uns kurz frisch. Dann setzten wir uns, quer über den Marktplatz, zu einem kleinen Restaurant in Marsch, das wir, noch die Reste des Aalbrötchens aus den Zahnlücken leckend, vorhin schon für den gemütlichen Ausklang des Tages ausgeguckt hatten.

      Es war rappelvoll in der Bude. Alle Tische besetzt. Bei mir setzt so etwas Flucht-Reflexe frei.

      Ganz anders Lotte. Ihr ist es nie zu eng. Entschlossen schritt sie auf eine junge Frau zu, die hier kellnerte.

      »Entschuldigen Sie. Können Sie absehen, ob hier demnächst etwas frei wird?«

      Die junge Frau rollte die Augen. »Das kann dauern. Fragen Sie doch, ob Sie sich irgendwo dazusetzen dürfen.« Damit ließ uns die Bedienung ratlos im Lokal stehen.

      Wir ließen unsere Blicke durch den gemütlichen Raum schweifen.

      »Da hinten sitzen nur zwei an einem Sechsertisch«, rief Lotte und zeigte mit dem Finger in die Richtung. Schon setzte sie sich in Bewegung. Konnte ich anders, als ihr folgen?

      Am Tisch saß ein Pärchen, etwa in unserem Alter. Die Frau trug blondes oder blond gefärbtes – welcher Mann kann so etwas schon unterscheiden? – schulterlanges Haar. Den Kopf des Mannes zierte eine ausgeprägte Glatze, umfriedet von einem millimeterkurz geschorenen, silbernen Haarkranz.

      Meine Allerbeste blieb die treibende Kraft in Sachen Tischbeschaffung.

      »Guten Abend. Verzeihen Sie, sind diese beiden Plätze noch frei?«

      Die beiden Frauen verstanden sich auf Anhieb. »Ja.

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