Lotte mischt mit. Klaus Heimann

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Lotte mischt mit - Klaus Heimann Krimi

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interessierte etwas anderes: »Erzählt mal. Wie war das denn damals so in der DDR?«

      Erwähnte ich bereits, dass meine Angetraute eine ziemlich Direkte ist?

      Unsere Tischnachbarn zierten sich etwas. Es war Jens, der meiner vorwitzigen Frau ein paar Brocken hinwarf. Ich spürte, dass ihm dieses Thema nicht behagte. Lag das an dem immer noch spannungsgeladenen Verhältnis zwischen Ossi und Wessi? Fühlte sich Ossi im dritten Jahrzehnt nach der Wiedervereinigung immer noch als Deutscher zweiter Klasse? Ich finde das schade. Wer kann schon was für seine Herkunft? Was zählt, ist doch der Mensch an sich.

      Ich bemühte mich, das Gespräch in eine andere Richtung zu treiben.

      Ich fragte Jens, was ihn nach Essen geführt hätte.

      »Die Arbeit natürlich. Bei uns zu Hause ging doch alles den Bach runter. Ich habe einen guten Draht zu einem der Männer gehabt, der von seiner Firma geschickt worden ist, um unseren Laden auf Vordermann zu bringen. Energieversorgung, wisst Ihr. Na, jedenfalls hat der mir einen Kontakt zur Zentrale verschafft. Da war gerade ein Job frei, der genau zu meiner Fachrichtung passte …«

      Das Essen kam auf den Tisch. Jens und ich bestellten ein weiteres Bier. Beim Zulangen merke ich erst, wie hungrig ich mittlerweile wirklich war. Es schmeckte ausgezeichnet.

      Die Frauen unterhielten sich während des Essens munter weiter. Jetzt tauschten sie wichtige Informationen über ihre Familienkonstellation aus.

      Unsere Urlaubsbekanntschaft hatte keine Kinder, was meine Angetraute prompt auf Lucy brachte. Sie lobte unsere Tochter über den grünen Klee und stellte ihr Studium als das einzig mögliche hin, das ihren Talenten wirklich entsprach. Mir war das neu. Für mich hatte Lucy nach dem Fach gesucht, das ihr am wenigsten praktisches Talent abforderte. Ich schwieg jedoch zu Lottes blumenreichen Ausschmückungen. Dass wir das alles finanzierten, überging sie glatt.

      Wir Männer schwiegen während des Essens. Die Angler und Jäger kommunizieren still und effektiv. Was stand am heutigen Abend denn schon zur Klärung an?

      Danach befragt, hätten wir wahrscheinlich gleichlautend geantwortet: Nickes!

      Nachdem wir aufgegessen hatten, wurde der Abend nicht mehr allzu lang. Lotte und ich verließen das Lokal gegen halb zehn, nicht ohne, dass meine Göttergattin die Essener Telefonnummer von Frauke Lindemann abgefischt und im Gegenzug unsere hinterlassen hätte.

      Der Marktplatz war menschenleer. In der alten Eiche hatten sie Lichterschlangen verlegt, die bis in die Spitzen der Äste reichten. Wie eine Kunstskulptur erleuchtete der Baum den Platz.

      Lotte hakte mich unter. »Wie romantisch!«

      Wir blieben eine Weile unter dem Baum stehen und verfolgten die leuchtenden Spuren in seinem Geäst. Dann gingen wir die paar Schritte zu unserem Feriendomizil hinüber. Ich schloss auf und wir stiegen – immer noch Arm in Arm – die Treppe zu unserer Wohnung hinauf.

      Nachdem wir beide die notwendigen Handgriffe der Abendtoilette vollbracht hatten, fielen wir erschöpft in die Federn. Anreise, Spaziergang, Einkaufen, den Bahnhof suchen, Kneipe – das langte für den ersten Tag.

      Am nächsten Morgen besorgte ich in der Nähe der Brücke, die auf die Insel führte, ein paar Brötchen zum Frühstück. Als ich zurückkehrte, hatte Lotte bereits den Tisch gedeckt und Eier gekocht. Wir genossen die Zeitlosigkeit, die beim Frühstück im Urlaub herrscht. Eine Tageszeitung hatte ich ebenfalls mitgebracht. Alles, was Sigi Siebert für einen relaxten Start in den Tag benötigt.

      Nach dem Aufräumen holten wir unsere Fahrräder aus dem Schuppen und schoben sie durch die Hintertür des Gartens zum verabredeten Treffpunkt. Frauke wartete dort bereits auf uns, bekleidet mit einer schwarzen Trainingshose und einem schwarzen Kapuzenshirt mit langen Armen. Sie war allerbester Laune. »Guten Morgen. Gut geschlafen?«

      »Die erste Nacht im fremden Bett ist immer scheiße«, gab ich wahrheitsgemäß kund.

      »Hör nicht auf den. Kommt in die Jahre, mein Bester«, lachte Lotte.

      Dieser kleine Nadelstich war zu erwarten gewesen. Ich versuchte mich nicht zu ärgern und verbuchte die Bemerkung als Retourkutsche dafür, dass ich Lindemanns erlaubt hatte, meine Angetraute Lotte zu nennen.

      Frauke fuhr voraus. Sie lenkte ihr Fahrrad auf denselben Weg zum Bahnhof, den wir gestern genommen hatten. Es war im Prinzip ganz einfach, den Einstieg zum kleinen Abzweig zu finden, der an der Eisenbahnbrücke endete. Wir hatten Tomaten auf den Augen gehabt. Wahrscheinlich eine Folge der anstrengenden Anreise.

      Auf die Brücke hinauf führte eine Treppe. Zur Erleichterung des Fahrradtransports war an einer Seite eine Metallschiene angebracht. Wir fädelten unsere Drahtesel ein und schoben sie hinauf. Oben gab es parallel zur Eisenbahnlinie einen Übergang, etwa in Gehwegbreite. Auf der anderen Seite führte ebenfalls eine Treppe mit Metallschiene wieder hinab. Als wir unten waren, schwenkte Frauke auf einen unbefestigten, schmalen Weg nach rechts.

      Die ganze Zeit über ratschten die beiden Frauen miteinander – wie erwartet. Es wurde über Auswüchse der aktuellen Mode gelästert, sich über Ausflugsziele im Havelland ausgetauscht, über Passanten hergezogen. Es dauerte nicht lange, da hatte ich abgeschaltet. Ich genoss lieber die Ausblicke aufs Wasser und das sonnige Wetter. Sollte die Damenwelt ihrem Lieblingszeitvertreib nachgehen.

      Wir fuhren durch einen schmalen Grünstreifen, der von Büschen und Bäumen markiert wurde, und gelangten nach einigen hundert Metern an einen beschaulichen Strand. In der Nähe gab es einen Steg, an dem Boote vertäut lagen. Seitlich im Wasser ein Schilffeld, dahinter die Insel mit der Altstadt von Werder. Der Kirchturm grüßte über die in der Sonne glitzernde Havel hinweg.

      »Hier ist es aber schön«, brach Lotte in spontane Verzückung aus.

      »Da steht eine Bank. Sollen wir einen Moment bleiben?«, schlug Frauke vor.

      Es war wirklich idyllisch hier. Auch, wenn wir kaum Strecke gemacht hatten, willigten Lotte und ich in den Vorschlag ein.

      Wir nahmen auf der Bank Platz und blickten aufs Wasser. Ein Graureiher schwebte durch unsere Postkartenaussicht. Eine leichte Brise kräuselte die Havel. Sieht aus wie Cellulite - dachte ich. Zum Glück zähmte ich meine Zunge. Diese Assoziation teilte ich lieber nicht mit meinen Begleiterinnen!

      Lotte nahm meinen Arm und legte ihren Kopf auf meine Schulter. Ich streichelte einmal sanft über ihre Wange. Man kennt sich ja so lange.

      In diese Stimmung platzte plötzlich Frauke hinein: »Verflixt. Ich habe meine Herztablette vergessen. Ich muss zurück.«

      Lotte wurde wieder munter. »Das wird wohl nicht so schlimm sein.«

      »Hast du eine Ahnung! Mein Herz ist ziemlich im Eimer. Ich muss meine Tabletten nehmen. Seid Ihr mir böse? Ihr kennt ja jetzt den Weg über die Eisenbahnbrücke.« Richtig hektisch wurde Frauke.

      »Wenn du meinst«, erwiderte Lotte verschnupft. Sie hatte deutlich darauf gesetzt, wesentlich ausgiebiger zum Plaudern zu kommen. Das konnte ich ihr natürlich nicht bieten.

      Im Grunde war auch mir die Beschäftigung der beiden Frauen miteinander nicht ganz unlieb gewesen.

      »Sollen wir auf dich warten?«, schlug ich vor.

      »Nein, nein.

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