Lotte mischt mit. Klaus Heimann

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Lotte mischt mit - Klaus Heimann Krimi

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denn heute Abend?«, hoffte meine Angetraute.

      »Ihr wisst ja, wo wir wohnen. Fragt einfach nach. Tschüss Ihr zwei. Schönen Tag Euch!«

      Frauke stieg auf ihr Fahrrad und verschwand in die Richtung, aus der wir gekommen waren.

      »Bis heute Abend«, rief ihr Lotte nach. Ihr Tonfall verriet Enttäuschung. »Die hat es aber verdammt eilig!«

      »Wenn sie doch ihre Tabletten nehmen muss«, beschwichtigte ich und zog die Fahrradkarte aus meiner Gepäcktasche. Wir studierten sie gemeinsam und stimmten kurz miteinander ab, wo es weitergehen sollte.

      Nun hielten wir es nicht mehr länger am Strand aus. Ein paar Kilometer sollten wir durchaus drauflegen. Wir bestiegen unsere Räder und fuhren weiter nach Wildpark West hinein.

      Kurz darauf durchradelten wir eine Wohngegend, die mit ihrem wohlsituierten Gepräge so ziemlich alles ausstach, was wir jemals auf dem platten Land gesehen hatten. Von nordischer Holzbauweise, in Falunrot angestrichen mit weißen Kanten, Fenstern und Türen, bis hin zu moderner, schicker, kantiger Architektur, reichte das Spektrum. Auf der Havelseite erstreckten sich riesige Gärten mit altem Baumbestand bis ans Ufer. Keine Gegend für den Geldbeutel von Otto-Normalverbraucher.

      »Sieh dir das an«, geriet Lotte ins Schwärmen. »So müsste unsereins wohnen!«

      Ich kehrte den Praktiker hervor. »Möchtest du solche Flächen putzen? Was meinst du, wie viel Raum die bewohnen. Dreimal, viermal so viel wie wir. Und obendrein der Garten.«

      »Lass mich doch mal träumen«, konterte Lotte.

      Als wir am Ende des Ortes angelangt waren und ich gerade Gas geben wollte, bremste mich meine Allerbeste aus. »Sigi, lass uns noch eine Runde drehen.«

      »Warum?« Ich verspürte wenig Lust, den gepflegten Luxus, der uns hier entgegenschlug, weiter anzugaffen.

      »Bitte!«

      Ich gab nach. Wenn Lotte es sich wünschte …

      Wir fuhren eine Schleife, die von der Havel wegführte. Für mich setzten sich die Eindrücke nur fort, für Lotte schien sich die Welt zu weiten.

      »Schau mal dort, den Eingang.« – »Ist das ein schönes Haus.« – »Die könnten mehr daraus machen.« – »So viel Kitsch auf einem Flecken. Tss, tss …«

      Geduldig fuhr ich im Schneckentempo hinter ihr her. Aber was war das? War das Hinterrad an Lottes Drahtesel etwa platt? Merkte sie in ihrem aufgedrehten Zustand denn gar nichts davon? Frauen!

      »Halt bitte mal an, Schatz!«

      Lotte betätigte den Rücktritt. Sie blieb mit den Zehenspitzen abgestützt auf dem Sattel sitzen. Ich stellte mein Gefährt am Wegrand ab und ging zu ihr. Skeptisch befühlte ich den luftleeren Reifen.

      »Völlig herunter.«

      »Pumpst du ihn mir auf?«

      »Das wird nichts. Aufgepumpt habe ich ihn erst zu Hause. Du hast einen richtigen Platten. Steig doch mal ab.«

      Lotte knurrte. Widerwillig hievte sie ihren Allerwertesten vom Sattel. Ich bat sie, ihr Fahrrad hinten anzuheben. Mit der Handfläche strich ich über die Lauffläche. Schon blieb mein Mittelfinger an etwas Hartem, Scharfen hängen. Ich sah genauer hin: Ein Schraubenkopf ragte aus der Reifendecke.

      »Da hast du dir was Schönes reingefahren. Der Schlauch ist hinüber, den muss ich flicken.«

      »Oh Gott. Hier?«

      »Natürlich hier. Weiterfahren kannst du damit auf keinen Fall.«

      »Hast du denn Werkzeug dabei?«

      »Klaro. Ein Mann ist auf so was vorbereitet.«

      »Püüh«, kommentierte Lotte meine Allzeit-bereit-Äußerung mit einem Laut, der mir deutlich zu verstehen gab, was sie davon hielt.

      »Bist du sicher, dass du das hinkriegst? Bei deinem Talent?«

      Mein Puls kletterte spontan um mindestens dreißig Zähler. Warum nahm ich wohl Werkzeug mit, wenn ich mir nicht zutraute, es einzusetzen?

      »Keine zehn Minuten, dann geht es weiter«, großkotzte ich.

      Meine Angetraute half mir dabei, das Fahrrad umzudrehen und auf Lenker und Sattel abzustellen. Sah komplizierter aus, als gedacht. Richtig: Mein Vater hatte es mir in meiner Kindheit an einem Fahrrad ohne Gangschaltung gezeigt.

      »Ich habe mehr als einmal zugeschaut, wie man einen Schlauch flickt«, sprach ich mir selbst Mut zu.

      Die Hand am Kinn überlegte ich, wie am sinnvollsten vorzugehen wäre. Das dauerte meiner Göttergattin bereits zu lange.

      »Fängst du bald mal an?«

      Noch hatte ich mich im Griff. »Bitte lass mich in Ruhe arbeiten, Schatz, ja?«

      Nach drei Fehlversuchen fand ich endlich den passenden Maulschlüssel. Ich schraubte die beiden Hutmuttern am Hinterrad los und versuchte es aus den Fallenden herauszudrücken. Ging nicht. Ich ruckte etwas heftiger. Das Fahrrad begann zu schwanken. Immer noch nicht.

      Natürlich hatte das Auskundschaften der Sachlage bereits den größten Teil meines zu knapp geschätzten Zeitfensters aufgefressen. Meine Angetraute hielt mit ihrer Ungeduld nicht länger hinter dem Berg.

      »Wie lange muss ich noch hier stehen? Das Hinterrad ist ja nicht mal ausgebaut.«

      Das war zu viel. »Jetzt halt endlich die Klappe. Wie soll man arbeiten, wenn man andauernd kritisiert wird?«

      »Ich kritisiere nicht. Ich frage nur.«

      »Natürlich kritisierst du.«

      Geübt im Umgang mit Erregungszuständen ihres Mannes, verstummte Lotte, um das Zünden weiterer Stufen auf der ehelichen Eskalationsleiter zu vermeiden.

      Es gelang mir immer noch nicht, das Hinterrad aus seinen Fallenden zu befreien. In der durch weibliche Ungeduld aufgeheizten Stimmung brachte das mein Innerstes zum Kochen. Ich fluchte ungeniert und nicht zitierfähig.

      Meine Beste hatte endgültig genug von mir.

      »Wenn du jetzt anfängst zu fluchen, Sigi, dann gehe ich. In einer halben Stunde bin ich wieder zurück. Die wird dem Profi wohl reichen, um ein kleines Löchlein in einem Fahrradschlauch zuzupflastern.« Sprach’s und verschwand.

      Lottes Eigenmächtigkeit machte mich rasend. Ich ruckte und ruckte. Für meinen ungestümen Krafteinsatz erwies sich die Lagerung des Fahrrads auf Lenker und Sattel als zu instabil. Es stürzte um und schlug mir dabei schmerzhaft gegen das Schienbein. Ich schrie auf.

      Meine Holde war noch nicht weit genug entfernt, um das nicht mitzubekommen.

      Sie entrüstete sich aus der Ferne: »Du spinnst doch. Mach mein Rad nicht kaputt, du Grobmotoriker.«

      Dann setzte sie ihre Flucht fort. Mit dem geschulten Auge des Ehemanns erkannte ich an der Art, wie sie sich bewegte, dass sie mit Wut in allen vier Backen davonstürmte.

      Das

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