Omega - Die letzten Tage der Erde. Camille Flammarion

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Omega - Die letzten Tage der Erde - Camille Flammarion

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würden. –, sondern um das gigantische Problem nochmals aus allen Aspekten zu untersuchen und so vielleicht den öffentlichen Geist zu beruhigen und die Hoffnung durch die Entdeckung eines Fehlers in den gezogenen Schlussfolgerungen, oder einer vergessenen Tatsache in den Beobachtungen oder Berechnungen wiederzubeleben. Die Kollision würde vielleicht doch nicht so fatal sein, wie es die Pessimisten vorhergesagt hatten. Eine allgemeine Darstellung des Falles von jedem möglichen Standpunkt aus war für genau diesen Montag im Institut angekündigt worden, nur vier Tage vor dem vorhergesagten Tag der Kollision, die am Freitag, den 13. Juli, stattfinden würde. Der berühmteste Astronom Frankreichs, damals Direktor der Pariser Sternwarte, der Präsident der Akademie der Medizin, seines Zeichens ein bedeutender Physiologe und Chemiker, der Präsident der astronomischen Gesellschaft, ein talentierter Mathematiker, und andere Redner, darunter eine Frau, die für ihre Entdeckungen in der Physik bekannt war, gehörten zu den angekündigten Sprechern. Das letzte Wort war noch nicht gesprochen. Betreten wir die ehrwürdige Kuppel und hören uns die Diskussion an, aber nicht, bevor wir uns nochmals intensiv um diesen berüchtigten Kometen kümmern, um den sich alle Gedanken drehten.

      II.

      Der Fremdkörper war langsam aus den Tiefen des Raumes gekommen. Anstatt plötzlich aufzutauchen, wie es schon oft bei großen Kometen der Fall war, entweder erst unmittelbar nach ihrer Passage durch das Perihel oder weil eine Folge von Stürmen oder Mondscheinnächten die Kometenjäger bei ihrer Suche am Nachthimmel behindert hatte; dieser schwebende Sternenstaub war zunächst in Bereichen geblieben, die nur für das Teleskop sichtbar waren, und konnte nur von Astronomen beobachtet werden. Viele Tage nach seiner Entdeckung konnten nach wie vor nur die mächtigsten Teleskope der Observatorien seine Anwesenheit feststellen. Aber die gut Informierten machten sich schon bald auf, ihn selbst zu untersuchen. Nur wenige wohlhabende Familien hatten kein Teleskop, und kein Haus war komplett ohne eine Bibliothek, die mit wissenschaftlichen Büchern gut ausgestattet war.

      Der Komet wurde sozusagen von dem Moment an, als er für Instrumente mittlerer Stärke sichtbar wurde, von allen beobachtet. Vom ersten Moment seiner Sichtbarkeit an waren die auf öffentlichen Plätzen aufgestellten Teleskope von ungeduldigen Menschenmassen umgeben, und die Einnahmen ihrer Vermieter wurden jeden Abend größer und erreichten unglaubliche Dimensionen. Aber auch viele Menschen mit geringeren Einkommen hatten ihre eigenen Instrumente, vor allem in den Provinzen, und der Gerechtigkeit und Wahrheit halber muss man anerkennen, dass der erste Entdecker des Kometen (außerhalb der professionellen Beobachter) nicht ein reicher Potentat, ein Unternehmer oder Akademiker gewesen war, sondern ein einfacher Arbeiter in der Stadt Soissons, der den größten Teil seiner Nächte unter den Sternen verbrachte und es geschafft hatte, sich von seinen mühsam zur Seite geschafften Ersparnissen ein ausgezeichnetes kleines Teleskop zu kaufen, mit dem er in seiner Freizeit die Wunder des Himmels studierte. Es ist eine bemerkenswerte Tatsache, dass vor dem zwanzigsten Jahrhundert fast alle Bewohner der Erde gelebt hatten, ohne zu wissen, wo im Kosmos sie sich genau befanden; als ob sie blind wären, verspürten die meisten Menschen nicht einmal die Neugierde, danach zu fragen; aber innerhalb von hundert Jahren hatte die Menschheit begonnen, das Universum um sie herum zu beobachten und zu ergründen.

      Dann war der Komet mit bloßem Auge sichtbar. In einer Neumondnacht, als die Atmosphäre vollkommen klar war, wurde er von einigen scharfen Augen ohne Fernglas erkannt, unweit des Zenits am Rande der Milchstraße südlich des Sterns Sirrah im Sternbild Andromeda. Er sah aus wie ein blasser Nebel, eine sehr feine Rauchwolke, ziemlich klein, fast rund und leicht in die Länge gezogen in einer Richtung entgegengesetzt zur Sonne – eine gasförmige Verlängerung, die einen rudimentären Schwanz umriss. So hatte er tatsächlich ausgesehen, seit man ihn das erste Mal im Teleskop entdeckt hatte. Dieses eher harmlose Aussehen hätte niemals die tragische Rolle vermuten lassen, die dieser neue Stern in der Geschichte der Menschheit spielen sollte. Allein die Analysen zeigten auf, dass er seinen Weg zur Erde nehmen würde.

      Aber der mysteriöse Stern näherte sich schnell. Schon am nächsten Tag hatte die Hälfte derjenigen, die danach suchten, ihn auch entdeckt, und am nächsten Tag konnten ihn nur noch die Kurzsichtigen mit unzureichenden Brillen verfehlen. In weniger als einer Woche hatte ihn jeder gesehen. Auf allen öffentlichen Plätzen, in jeder Stadt, in jedem Dorf standen Menschen beieinander, die ihn beobachteten oder anderen zeigten.

      Tag für Tag wurde er größer. Im Teleskop ließ sich langsam sein leuchtender Kern vom Rest unterscheiden. Gleichzeitig nahm die Aufregung zu und kroch in jeden Verstand. Als er sich nach dem ersten Viertel und während des Vollmonds nicht mehr zu bewegen schien und sogar etwas von seiner Leuchtkraft verlor, obwohl man erwartet hatte, dass er schnell noch größer werden würde, hoffte man, dass die Berechnungen doch fehlerhaft waren, und es folgte eine Zeit der Ruhe und Erleichterung. Nach dem Vollmond fiel das Barometer schnell. Ein heftiges Sturmzentrum, das vom Atlantik kam, passierte die Britischen Inseln nördlich davon. Zwölf Tage lang war der Himmel über fast ganz Europa völlig verdunkelt.

      Dann strahlte die Sonne wieder in der vom Sturm gereinigten Atmosphäre, die Wolken lösten sich auf und der blaue Himmel erschien wieder rein und unverdunkelt; die Menschen warteten gespannt auf den Sonnenuntergang – zumal mehrere Piloten, die über der Wolkendecke geflogen waren, als auch die Astronauten auf der Raumstation ISS behauptet hatten, der Komet sei nun deutlich größer. Emails, die von den Bergen Asiens und Amerikas verschickt wurden, bestätigten sein rasantes Näherkommen. Umso größer war die Überraschung, als bei Einbruch der Dunkelheit jedes Auge nach oben gerichtet war, um den flammenden Stern zu suchen. Es sah nicht mehr aus wie ein Komet – wie ein klassischer Komet, den viele schon zuvor gesehen hatten – , sondern wie eine Aurora Borealis unbekannter Art, ein gigantischer himmlischer Fächer mit sieben Ausläufern, aus denen sieben grünliche Bänder in den Weltraum schossen, die von einem Punkt unterhalb des Horizonts aus zu kommen schienen.

      Niemand hatte den geringsten Zweifel daran, dass diese fantastische Aurora borealis der Komet selbst war, was durch die Tatsache bestätigt wurde, dass der ehemalige Komet nirgendwo im sternenklaren All gefunden werden konnte. Die Erscheinung unterschied sich zwar von allen allgemein bekannten Formen eines Kometen, und die sternförmigen Strahlen des mysteriösen Besuchers waren von allen Formen die am wenigsten erwarteten. Aber diese gasförmigen Körper sind so bemerkenswert, so unberechenbar, so vielfältig, dass einfach alles möglich ist. Außerdem war es nicht das erste Mal, dass ein Komet ein solches Aussehen hatte. In den Aufzeichnungen der Astronomie fand sich der Bericht über einen riesigen Kometen, der 1744 beobachtet und über den immer wieder viel diskutiert wurde, und dessen Skizze, die der Astronom Chèzeaux in Lausanne de visu angefertigt hatte, ihn ziemlich berühmt gemacht hatte. Aber selbst, wenn nie etwas dergleichen zuvor gesehen worden war, die Beweise durch die eigenen Augen waren untrüglich.

      Unterdessen vervielfachten sich die Diskussionen, und in den wissenschaftlichen Zeitschriften der ganzen Welt begann ein wahres astronomisches Turnier – die einzigen Zeitschriften, die inmitten des Schlagzeilen-Wahnsinns, von dem die Menschheit so lange besessen war, noch vertrauenswürdig waren. Da es nunmehr keinen Zweifel mehr daran gab, dass sich der Stern direkt auf die Erde zubewegt, war die Hauptfrage die nach seiner täglichen Position –eine Frage, die von seiner Geschwindigkeit abhing. Ein junger Mitarbeiter der Pariser Sternwarte, Leiter der Abteilung für Kometen, sandte jeden Tag eine diesbezügliche Nachricht an das Amtsblatt der Europäischen Union.

      Zwischen der Geschwindigkeit eines Kometen und seinem Abstand zur Sonne besteht eine sehr einfache mathematische Beziehung. Wenn man den ersteren Wert kennt, kann man den zweiteren sofort berechnen. Tatsächlich ist die Geschwindigkeit eines Kometen einfach die Geschwindigkeit eines Planeten multipliziert mit der Quadratwurzel von zwei. Nun wird die Geschwindigkeit eines Planeten, unabhängig von seiner Entfernung, durch Keplers drittes Gesetz bestimmt, nach dem die Quadrate der Umlaufzeiten sich wie die dritten Potenzen der großen Halbachsen ihrer Bahnen zueinander verhalten. Nichts könnte also einfacher sein. So bewegt sich beispielsweise der prächtige Planet Jupiter mit einer Geschwindigkeit von 13000 Metern pro Sekunde um die Sonne. Ein Komet in diesem

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