Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank

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Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone Box

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Zeit kennen.

      Ein Leben lang erinnerten sich Diana und Hubertus an diese Sekunde des Erkennens, als Liebe in ihnen aufgeflammt war.

      Sie waren verwirrt, erschrocken und unendlich glücklich.

      »Setzen Sie sich doch«, sagte Hubertus leise.

      Er betrachtete Diana, wie sie sich auf die karierte Decke niedergleiten ließ. Sie war nicht tot, die Frau auf dem Bild im Salon seiner Mutter. Sie saß hier auf der Decke neben ihm. War sie es selbst, oder war es nur ihr Ebenbild?

      Diana besaß die gleichen schwarzglänzenden Locken, die in ihr schmales Gesicht fielen, die gleichen dunklen Augen mit den hohen Bogen der Augenbrauen, den feingeschwungenen Mund und die olivfarbene Haut. Wenn sie lächelte, veränderte sich ihr Gesicht. Es schien von innen heraus zu leuchten.

      Hubertus verschränkte seine überlangen Beine unter seinem schlanken Körper. Er reichte Diana ein Brötchen.

      Unten im Tal läuteten Kirchenglocken. Tiefer Frieden herrschte.

      Es war das erste Mal in ihrem Leben, dass Diana im Freien frühstückte.

      »Führen wir jetzt nicht schon ein bisschen ein Räuberleben?«, fragte sie und trank einen Schluck Rotwein.

      Hubertus lachte. Er strich sich eine Strähne seines glatten dunkelblonden Haars aus der Stirn. Sein schönes Gesicht besaß die Offenheit eines Menschen, der sich vor nichts fürchtet und auf seine eigene Kraft vertraut. Sein Gesicht mit der feinen, ein wenig blassen Haut und den blauen Augen war das Gesicht eines Aristokraten. Die kräftigen Hände zeigten jedoch, dass er handwerkliche Arbeiten verrichtete. Seine blaue Jeans trug über jedem Knie einen großen Flicken, und sein Hemd mit dem offenen Kragen war nicht mehr so weiß wie es sein sollte.

      »Was wollen Sie eigentlich in der Stadt, Diana?«, fragte Hubertus.

      »Ich weiß es nicht.«

      »Hm. Aber ich verstehe Sie gut. Wenn man nichts Bestimmtes vorhat, erlebt man die wunderbarsten Dinge. So, ich glaube, jetzt tut es unser Wagen wieder.«

      Sie räumten die Sachen zusammen und stiegen ein. Der Wagen ratterte los.

      »Na also!«, rief Hubertus strahlend.

      *

      Sie waren übereingekommen, dass Hubertus Diana seine »Höhle« zeigen wollte. Er erklärte sich auch bereit, sie später in die Stadt zu fahren.

      Der Wagen hielt vor einem riesigen verwilderten Garten, in dessen Mitte ein grün und weiß gestrichenes Gartenhaus aus Holz stand.

      »Das ist die Höhle, Diana.«

      »Ach, ist das schön.«

      Das Gras mit den unzähligen Margeriten reichte ihnen bis zu den Knien. Zwischen zwei Apfelbäumen hatte Hubertus eine bunte Hängematte gespannt.

      Es war inzwischen sehr warm geworden. Bienen summten von Blüte zu Blüte. Am Himmel war keine einzige Wolke zu sehen.

      Hubertus öffnete die Tür zum Gartenhaus.

      »Sehen Sie, Diana, auf dieser uralten Schreibmaschine schreibe ich meine Werke der Weltliteratur. Glauben Sie mir nicht?«

      »O doch. Haben Sie schon etwas veröffentlicht?«

      Hubertus zog ein bekümmertes Gesicht.

      »Noch nicht. Aber mein erstes Buch werde ich Ihnen widmen, Diana. Setzen Sie sich einmal in die Hängematte. Ich lese Ihnen mein letztes Gedicht vor, ja?«

      Diana legte sich in die Hängematte und stieß sich mit den Füßen am Baumstamm ab, so dass sie hin und her schaukelte.

      Hubertus setzte sich neben sie ins hohe Gras. Er schlug das Heft auf, das er in der rechten Hand hielt und rief gleich darauf entsetzt: »Diana, jetzt habe ich gestern aus Versehen das falsche Heft in das Feuer geworfen. Das Heft mit meinen Gedichten. Sehen Sie, hier stehen nur Notizen, die ich nicht mehr brauche.«

      Hubertus schlug sich gegen die Stirn.

      »Aus mir wird nie etwas. Mein Vater hat ganz recht.«

      Diana lachte laut auf.

      »Lachen Sie nur, Diana. Glauben Sie mir, ich bin ein Dichter.« Mit komischem Ernst sah Hubertus sie eigenartig an.

      Diana fühlte sich versucht, durch sein hellblondes Haar zu fahren. Sie wünschte sich plötzlich, irgendetwas Unsinniges, ganz Dummes zu tun.

      »Woran denken Sie, Diana?«

      »Dass ich gern fliegen oder schwimmen oder reiten oder irgendetwas Unvernünftiges tun würde. Segelfliegen wäre jetzt schön. Oder Ihr Gartenhaus neu anmalen. Ich weiß selbst nicht, was ich zuerst tun möchte.«

      »Hm. Ein Flugzeug oder ein Pferd habe ich zwar nicht, aber hinter dem Garten ist ein See. Wir könnten das Ruderboot stehlen, das dort zwischen Schilf versteckt liegt und damit auf dem See fahren. Schwimmen können Sie doch?«

      »Wollen Sie mich denn umkippen?«

      »Eigentlich nicht.«

      Diana schwang sich aus der Hängematte. Hubertus griff nach ihrer Hand, und Hand in Hand liefen sie zu dem See, in dessen Mitte eine Insel war.

      Hubertus zog das Ruderboot aus dem Schilf. Diana ging schnell hinter einen Busch, um Schuhe und Strümpfe auszuziehen. Barfuß stieg sie in das Boot. Hubertus gab dem Boot einen Stoß und sprang dann selbst hinein. Er begann zu rudern.

      Als sie mitten auf dem See waren, sagte er: »Ich möchte Sie schrecklich gern küssen, Diana.«

      Ich dich auch, dachte Diana, aber sie wagte nicht, es auszusprechen.

      Hubertus stand auf, ging auf sie zu. Das Boot schwankte.

      Mit strahlenden Augen sah Diana zu Hubertus auf. Wie schön er war. Alles an ihm war hell und klar.

      Hubertus neigte sich zu ihr hinab, berührte mit seinen Lippen ihren Mund. Es war der erste Kuss, den Diana einem Mann schenkte.

      Sie schloss die Augen. Nie empfundenes Glück durchströmte sie. Sie hatte das Gefühl, als verrate sich ihr endlich ein Geheimnis, von dem sie schon immer geträumt hatte.

      »Diana«, murmelte er.

      Nun saß er neben ihr auf der Holzbank. Die Sommersonne brannte auf sie nieder.

      Wieder küssten sie sich voller Zärtlichkeit.

      »Du?«, fragte Diana. War Hubertus wirklich der Mensch, der Prinz, der endlich gekommen war, um sie zu erlösen.

      Diana neigte sich ihm entgegen, um seine Wangen zu berühren. Hubertus’ Haut war so weich und glatt wie die Haut eines Knaben.

      In diesem Augenblick bemerkten sie am Rande des Ufers einen hochgewachsenen Mann, der ihnen etwas zurief. Diana zuckte zusammen. Hubertus hatte sich unwillkürlich erhoben.

      Das Boot schaukelte einen Moment heftig hin und her. Diana

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