Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman. Marisa Frank

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman - Marisa Frank страница 6

Fürstenkrone Box 14 – Adelsroman - Marisa Frank Fürstenkrone Box

Скачать книгу

von Großborn hatte Diana und ihren Vater zu seiner Mutter geführt, die seit einem Unfall vor zwei Jahren kaum noch gehen konnte und deshalb die meiste Zeit in einem Rollstuhl zubrachte.

      Sie hatte ihre grauen, scharfen Vogelaugen auf Diana gerichtet. Ihr ehemals schönes Gesicht war von tiefen Falten durchzogen. Das wenige Haar hielt sie im Nacken in einem Knoten zusammen.

      »Mutter, erkennst du in der Prinzessin das junge Mädchen wieder, das Großborn zum letzten Mal vor etwa fünf Jahren besucht hat?«, fragte Friedrich die alte Dame.

      Die Fürstin reichte Diana ihre Hand. »Sie erinnern mich sehr an ihre Frau Mutter, liebes Kind. Sie erlauben mir alten Frau doch, dass ich Sie ›Kind‹ nenne?«

      Dianas Vater unterdrückte ein Gefühl von Befremden. Er befand sich im gleichen Alter wie die Fürstin von Großborn, hätte jedoch jeden Gedanken daran, als »alt« bezeichnet zu werden, weit von sich gewiesen.

      Diana lächelte artig und sah, wie die Fürstin und Friedrich einen Blick wechselten, in dem gegenseitiges Einverständnis lag. Es war, als würde die alte Fürstin ihrem Sohn mit diesem Blick ihre Zustimmung zu seiner Wahl geben.

      Ein Bediensteter bat ihnen Erfrischungsgetränke an. Diana nahm ein Glas Champagner und trank es rasch aus. Sie hatte das Gefühl, in diesem Salon ersticken zu müssen.

      Die Fensterläden waren geschlossen worden, obwohl draußen das herrlichste Sommerwetter herrschte. An den Wänden brannten Kerzen, und ein alter Deckenleuchter verströmte ein mattes Licht.

      An der Seite ihres Vaters trat Diana zu den anderen Gästen, die in kleinen Gruppen zusammenstanden. Jeder versuchte, den anderen an Artigkeit und durch langweilige Äußerungen zu übertreffen.

      »Morgen früh werde ich Ihnen Großborn zeigen, Diana«, sagte Friedrich plötzlich dicht neben ihr.

      »Das wäre sehr liebenswürdig, Fürst.«

      Etwa eine Stunde nach ihrer Ankunft führte Friedrich von Großborn Diana hinter seiner Mutter, die an der Seite von Fürst Buchenhain ging, in den riesigen Speisesalon.

      An einem Tisch, der die ganze Länge des schmucklosen Raumes durchmaß, war für die Gäste zu Abend gedeckt worden. Hinter jedem zweiten Stuhl stand ein Bediensteter in grauer Livree.

      Die Fürstin von Großborn nahm den Platz am Kopfende des Tisches ein. Diana saß neben Friedrich.

      Das Gefühl von Beklemmung, das von Diana Besitz ergriffen hatte, nahm ihr fast den Atem.

      Von den angebotenen Speisen, die, offenbar dem Geschmack der Fürstin zu Großborn folgend, fast ohne Gewürze zubereitet worden waren, nahm Diana gerade nur so viel zu sich, um nicht als unhöflich zu gelten.

      Friedrich versuchte, sie zu unterhalten, indem er ihr Geschichten aus seiner Studentenzeit erzählte und seine Ahnen aufzählte, von denen er auch mehrere Geschichten wusste.

      Diana atmete auf, als die Tafel endlich aufgehoben wurde.

      Fürstin Großborn führte ihre Gäste in das Musikzimmer, wo die junge Gräfin von Massau, die eine langjährige Gesangsausbildung genossen hatte, Lieder vortragen sollte.

      Es schien Diana eine Ewigkeit zu dauern, bis die Sängerin aufhörte, ihre Lieder vorzutragen. Und es dauerte nochmals eine Ewigkeit, bis Fürstin von Großborn ankündigte, dass sie sich jetzt zur Ruhe begeben werde. Die Bediensteten würden ihren lieben Gästen, die am Abend nicht mehr nach Hause zurückkehren könnten, ihre Zimmer zeigen. Sie wünsche allgemein eine gute Nacht.

      Etwa fünfzehn Gäste ließen ihre Wagen vorfahren, die anderen – zu ihnen zählten Diana und ihr Vater – begaben sich auf ihr Zimmer.

      Friedrich von Großborn hatte Diana gebeten, ihm noch ein wenig Gesellschaft zu leisten. Sie hatte jedoch geantwortet, dass sie sich sehr müde fühle.

      Als sie allein in dem zugewiesenen kargen Gästezimmer war, öffnete sie weit beide Fenster. Gierig sog sie die frische Nachtluft ein. Am Himmel hing ein voller Mond.

      Diana breitete die Arme auseinander, als wolle sie das Leben, das wirkliche, lebendige Leben einfangen.

      *

      Am folgenden Morgen fiel ein warmer Sommerregen nieder. Diana und ihr Vater wurden von Bediensteten geweckt, die ihnen mitteilten, dass das Frühstück eine Stunde später aufgetragen werde.

      Die Fürstin von Großborn war während des Frühstücks zugegen. Sie ließ vor ihren Gästen noch einmal die Familiengeschichte des Hauses Großborn aufleben.

      Nach der Mahlzeit bestand Friedrich darauf, Diana durch das Schloss zu führen.

      Im ältesten Teil des Schlosses, der auf der Rückseite lag, befand sich noch ein Rittersaal, in dem uralte Rüstungen aufbewahrt wurden.

      Friedrich nahm eine der Lanzen zur Hand, die gegen die dicken Mauern gelehnt stand und sagte, indem er Diana mit seinen kalten grauen Augen ansah: »Diana, die ersten Mauern von Großborn wurden im dreizehnten Jahrhundert errichtet. Ich will meinen Nachkommen erhalten, was viele Generationen vor mir aufgebaut haben. Und ich möchte, dass meine Kinder auch Ihre Kinder sind, Diana.«

      Unwillkürlich wich Diana einen Schritt zurück, als Friedrich versuchte, ihr Gesicht zwischen seine Hände zu nehmen, um es zu küssen.

      Ihre Lippen zitterten. Sie fürchtete sich vor Friedrich, sie fürchtete sich vor den dicken Mauern des Schlosses, vor seiner Kälte, seiner Undurchdringlichkeit. Sie fürchtete sich davor, in diesen Mauern leben zu müssen. Es würde ihren seelischen Tod bedeuten.

      Mit veränderter Stimme fuhr Friedrich fort: »Diana, ich habe gestern abend mit Ihrem Herrn Vater noch eine ausführliche Unterredung gehabt. Es ist beschlossen worden, dass unsere Verlobung hier auf Schloss Großborn in vier Wochen stattfinden wird.«

      Diana starrte Friedrich an. Sie wollte nicht glauben, was sie gerade gehört hatte. Wusste Friedrich denn nicht, dass er sie spätestens in diesem Augenblick verloren hatte, als er ihr zu befehlen versuchte, was sie nicht aus freiem Herzen heraus tun konnte?

      Sie schüttelte ihren Kopf, so dass ihre schwarzen Löckchen flogen. Ein feuchter Schimmer lag über ihren schwarzen Augen.

      »Nein, Fürst, nein. Weil Sie so viel Wert auf diese alten Mauern legen, hier an dieser Stelle versichere ich Ihnen, dass ich nie, niemals Ihre Frau werde! Nie, Fürst, nie!«

      Diana lief fort, den langen hallenden Gang zurück in die Diele. Sie hastete die Treppen hinauf und riss die Tür zu dem Gästezimmer auf, das sie während der vergangenen Nacht bewohnt hatte.

      Hier zu bleiben wäre ihr Tod. Es galt, das Leben zu verteidigen.

      Diana entnahm ihrer Handtasche eine Geldbörse und prüfte nach, wie viel Geld sie noch besaß. Es würde reichen, um eine Bahnfahrt und ein Taxi zu bezahlen, das sie zu Hubertus’ »Höhle« bringen würde.

      Angestrengt lauschte sie zum Gang hin. Es waren keine Schritte zu hören. Wie ein Dieb schlich sie die Treppe hinab. Es gelang ihr, Schloss Großborn unbemerkt zu verlassen.

      Die Bahnstation lag nicht allzu weit entfernt. Diana musste eine halbe Stunde warten, bis der Zug abfuhr, der sie in die Nähe des Ortes bringen würde, wo Hubertus wohnte.

Скачать книгу