Drachensonne. Thomas Strehl
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Bald jedoch hatten sie ihren Rhythmus gefunden, und das Tier beschleunigte seine Gangart.
Jonaas beobachtete fasziniert die Landschaft um sie herum.
Nur ab und zu fand er die Zeit, sich um das, was der Hirsch gesagt hatte, Gedanken zu machen.
Das seltsame Gedicht ging ihm nicht aus dem Sinn, und auch die Andeutung Gwayhiers, lange nicht mehr in Karma'neah gewesen zu sein.
Woher kam der große Hirsch?
Jonaas beschloss, ihn bei der nächsten Gelegenheit danach zu fragen.
Nun jedoch musste er seine volle Aufmerksamkeit dem Ritt zuwenden, denn der Wald wurde lichter, und Gwayhier ging von schnellem Trab in Galopp über.
Jetzt erst wurde dem Jungen klar, wie viel Kraft in der Gestalt des Hirsches lag.
Die Beine des Weißen schienen den Boden nicht mehr zu berühren, schnell wie der Wind schoss er dahin, und aus Bäumen und Büschen wurde rasend schnell eine staubige Ebene, durchzogen von großen Gesteinsbrocken.
Gerade, als sich der Junge an den wilden Ritt gewöhnt hatte, als seine Angst herunterzufallen und sich den Hals zu brechen, etwas nachließ, bremste Gwayhier ab und blieb neben einem mannshohen Felsbrocken stehen.
Jonaas, der nicht mit einem Stopp gerechnet hatte, wäre fast über den Hals des Tieres geflogen, und nur mit großer Mühe schaffte er es, nicht abzurutschen.
Gwayhier ging auf einen weiteren Steinriesen zu, sein Kopf neigte sich zu Boden, und er betrachtete einige Spuren im Sand.
Dann fiel sein Blick auf mehrere Löcher, die im felsigen Boden zu erkennen waren.
Zu gleichmäßig, um natürlichen Ursprungs zu sein.
»Bodayn«, sagte er nur. »Und sie sind deinen Freunden auf der Spur.«
Er schüttelte sein Geweih und schnaubte. »Wir müssen uns beeilen«, schloss er, und ohne eine Reaktion des Jungen abzuwarten, trabte er los.
»Hoffentlich kommen wir nicht schon zu spät«, flüsterte er und beunruhigte Jonaas sehr.
Der Junge wusste nicht, wer oder was Bodayn waren, und als der Hirsch in seinen unnachahmlichen Galopp fiel, blieb ihm auch keine Zeit, weiter darüber nachzudenken.
Er hatte genug damit zu tun, oben zu bleiben.
Sie kamen nur langsam voran.
Wie Swon geahnt hatte, wurde es immer schwieriger, auf dem steinigen Boden der Spur des Unheimlichen zu folgen.
Nur dort, wo im Schutze einer Felsformation Sand vom Wind gesammelt wurde, konnte man deutlich die Abdrücke der Raubkatze erkennen.
Ansonsten blieb für Swon die Fährte unsichtbar, und auch der erfahrene Talkien hatte immer mehr Mühe, denn die Pranken des Panthers hinterließen nicht einmal Kratzer, wie es vielleicht bei Hufen von Pferden der Fall gewesen wäre.
Zum wohl hundertsten Mal zügelte der Jäger seinen Schimmel, stieg ab und kniete sich hin. Seine scharfen Augen untersuchten den Boden, und weil er sich ausschließlich darauf konzentrierte, bemerkte er die näher kommenden Gestalten erst sehr spät.
Swon sah die seltsamen Kreaturen, die links und rechts hinter einem großen Felsbrocken hervorkamen und vor ihnen Stellung bezogen, sofort.
Der Junge wusste nicht, was er da vor sich hatte, doch er ahnte, dass ihre Begegnung nicht zufällig war.
Dafür sah ihr Erscheinen zu organisiert aus, und die kleinen Kreaturen ließen die beiden Reiter nicht aus den Augen.
»Talkien.« Swon flüsterte. Er hatte Angst, laut zu sprechen, wollte keinen Angriff provozieren.
Der Jäger hörte ihn auch so.
Langsam kam er aus der Hocke hoch und betrachtete aufmerksam ihre Besucher.
Es waren kleine, kniehohe Wesen.
Ihr plumper, mit kurzem, schwarzem Fell überzogener Körper ruhte auf sechs starken Beinen. Kleine fledermausartige Flügel sprossen aus ihren Rücken, doch sie schienen zu klein, um die Gestalten wirklich tragen zu können.
Die beiden Vorderbeine endeten in langen gebogenen Klauen, spitz, scharf und gefährlich anzusehen.
Der Kopf mit den Schlappohren, den kleinen blitzenden Augen, endete in einer kurzen Schnauze, in der sich ein kräftiges Gebiss befand.
Einige der Tierchen hatten die Zähne gebleckt, Geifer rann an ihren Lefzen herunter und tropfte zischend zu Boden.
Alles in allem sahen die Kreaturen so aus, als wären sie nicht zum Spielen vorbei gekommen, denn außer Klauen und Raubtiergebiss trugen sie noch einen langen, skorpionartigen Schwanz, der in einem zeigefingerlangen Dorn endete.
Talkien und Swon warfen sich Blicke zu, und der Junge bemerkte frustriert, dass sich auch in den Augen des Jägers eine gewisse Verunsicherung breitmachte.
Er bewegte sich langsam auf sein Pferd zu, packte die Zügel des Schimmels und hatte Mühe, an die Seite des aufgeregt tänzelnden Tieres zu gelangen.
Swon zählte die Angreifer durch und kam auf ein gutes Dutzend. Und auch, wenn diese Viecher nicht besonders groß waren, so hielt es der Junge doch für besser, sich nicht mit ihnen anzulegen.
»Wir werden vorsichtig rückwärts reiten«, sagte Talkien und saß mit einer ruhigen Bewegung auf. »Vielleicht befinden wir uns in ihrem Revier, und sie wollen uns nur daraus vertreiben.«
Offensichtlich wollte auch der Jäger keinen Kampf riskieren.
Seine Stimme erklang gedämpft durch seine fast geschlossenen Lippen, und als er sein Pferd einige Schritte rückwärts trieb, ließ er die seltsamen Gestalten nicht aus den Augen.
Unsicher warf er einen Blick nach hinten, ob nicht noch mehr der Viecher dort lauerten, doch die Bedrohung kam wirklich nur von einer Seite.
Auch Swon überredete den Rotbraunen zum Rückwärtsgang, und als sie einige Meter weit gekommen waren, ohne dass die Tiere reagierten, hofften die Jäger bereits, dass die Gefahr gebannt war.
Dann jedoch zerriss ein hoher Pfiff die trügerische Stille, und das Chaos brach über die Männer herein.
Die Bestien hatten nur auf das Kommando gewartet, schnellten los, schlugen mit ihren Stummelflügeln und schafften es damit blitzschnell, die Strecke zwischen sich und den Männern zu überbrücken.
Talkien griff nach seinem Schwert, das am Sattelknauf hing, doch ehe er es auch nur halb aus der Scheide gezogen hatte, prallte eines der Ungeheuer mit voller Wucht gegen seine Brust und warf ihn aus dem Sattel.
Auch auf Swons Pferd flogen zwei Biester zu, doch der tapfere Rotbraune stellte sich auf die Hinterbeine und schaffte es, mit gezielten Hufschlägen die Angreifer