Drachensonne. Thomas Strehl

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Drachensonne - Thomas Strehl страница 18

Автор:
Серия:
Издательство:
Drachensonne - Thomas Strehl

Скачать книгу

normaler Mann hätte die Verfolgung gar nicht erst aufgenommen, ein Halbgescheiter sie nach einiger Überlegung abgebrochen. Er jedoch war immer noch unterwegs. Und das schon seit Stunden.

      Hieß das, dass er hoffnungslos verrückt war?

      Oder war sein Wille zur Wiedergutmachung so groß, dass er ihm keine andere Chance ließ?

      Jonaas wusste es nicht, alles, was seinen Kopf beherrschte, alles, worauf er sich konzentrierte, war der richtige Weg.

      Talkien und Swon rechneten nicht mit Verfolgern, also hatten sie sich auch nicht die Mühe gemacht, ihre Spuren zu verwischen.

      Dem Pfad, den die beiden Pferde durch den Wald pflügten, hätte auch ein Blinder folgen können.

      Freilich konnte sich das irgendwann ändern.

      Wenn Jonaas zu viel Zeit verlor, dann würden sich Äste und Zweige wieder aufrichten und ihm die Suche erschweren. Auch das war ein Grund dafür, dass sich der Junge immer weiter anspornte.

      Er sprang über Wurzelholz, duckte sich unter tief hängenden Ästen durch und sprintete Länge für Länge weiter.

      Und obwohl er das Gewicht des Wassers und seiner Verpflegung gut auf seinem Rücken verteilt hatte, schien es mit jedem Schritt schwerer zu werden.

      Noch ein Sprung über einen Ast, eine unsaubere Landung auf feuchtem Moos, und Jonaas kam ins Straucheln. Nur mit großer Mühe gelang es ihm, sein Vorwärtstaumeln zu stoppen und seinen Beinahesturz an einem Stamm abzufangen.

      Er keuchte, atmete tief durch und spürte das Zittern in seinen Beinen.

      Du brauchst eine Pause, sagte er sich. Wenn du hier hinknallst, dir den Kopf anschlägst und langsam verblutest, dann nützt das niemandem.

      Er ließ den Rucksack von den Schultern gleiten und setzte sich prustend auf einen Baumstumpf.

      Seine Kleidung war schweißnass, und da es auf den Abend zuging und frischer Wind aufkam, begann er zu frösteln.

      Umziehen, dachte er, pellte sich aus Hemd und Hose, um gleich darauf die Ersatzsachen anzuziehen.

      Dann wickelte er sich in seine Decke und gönnte sich etwas Obst und einen Schluck Wasser.

      Alles, was du austrinkst und aufisst, brauchst du nicht mehr zu schleppen, dachte er, doch er widerstand der Verlockung, alles in sich hineinzustopfen, auch weil er nicht wusste, wann er seine Vorräte wieder auffüllen konnte.

      Er blickte sich im Wald um, konnte jedoch keinen Baum erkennen, auf dem ihm bekannte, essbare Früchte wuchsen.

      Ich werde darauf achten müssen, dachte er. Schließlich musste er etwas zu sich nehmen, wenn er bei Kräften bleiben wollte.

      Schon jetzt fühlte er sich geschwächt.

      Seine verletzte Schulter pochte, doch sie behinderte ihn weniger als befürchtet. Aber sein Körper war dank der dreihundert Höhlentage keine weiten Märsche mehr gewöhnt.

      Jonaas sah sich um. Der Wald um ihn herum war wie immer, Vögel sangen, Insekten sirrten durch die Luft, und hier und da hastete ein kleines Tier durchs Unterholz.

      Er hatte in den letzten Minuten so in seinen geschundenen Körper hineingehorcht, dass er seine Umgebung völlig außer Acht gelassen hatte.

      Wenn ihn jemand angegriffen hätte, dann wäre er tot zu Boden gesunken, ehe er überhaupt begriffen hätte, was mit ihm geschah.

      Auch daran musst du arbeiten, sagte sich der Junge.

      Die Situation war neu, noch zu ungewohnt, ganz auf sich allein gestellt in einer fremden, vielleicht feindseligen Umgebung. Er konnte und durfte nicht weiterhin so unbedarft sein.

      Wieder fragte sich der Junge, was er überhaupt hier tat.

      Er wollte helfen, das war klar, war in seiner Ehre gekränkt worden, als der Finstere ausgerechnet in seiner Wache die Flamme stahl. War wütend darüber, dass er mit ansehen musste, wie zwei seiner Freunde starben.

      Und, ja, verdammt noch mal, er wollte dafür Rache.

      Aber war er der Richtige dafür?

      War er der furchtbare Racheengel, ein großer Kämpfer, oder war der Entschluss des Rates, ihn aus allem rauszuhalten, nicht doch vielleicht sehr weise gewesen?

      Wer war er schon? Was bildete er sich ein? Was konnte er, was andere nicht auch oder sogar besser konnten?

      Jonaas grübelte, fand aber keine Antwort.

      Alles, woran er sich erinnerte, war eine Szene in ihrer Hütte, als er fast aufgegeben hatte.

      Als ihn erst seine Mutter wieder angeschoben hatte, dieses Abenteuer auf sich zu nehmen.

      Sie schien fest davon überzeugt zu sein, dass er die Flamme zurückholen konnte.

      Aber warum?

      Vertraute sie ihm mehr als anderen, weil er ihr Sohn war, oder sah sie mehr in ihm, wusste sie mehr?

      Schon oft hatte sie das Dorf mit Voraussagen und Ahnungen verblüfft. War es jetzt auch so?

      Oder sah sie in ihm seinen Vater, der vielleicht ein Krieger war und geeigneter gewesen wäre, die Aufgabe zu übernehmen?

      Sein Vater!

      Wieder kreisten die Gedanken des Jungen um ihn.

      Jahrelang hatte er nicht über seine Abstammung nachgedacht, und nun schien seine Herkunft vielleicht von entscheidender Bedeutung.

      Automatisch griff der Junge an seinen Gürtel und strich über die Flöte.

      Langsam zog er sie aus dem Holster, betrachtete sie aufmerksam und ließ das seltsame glatte Material immer wieder durch seine Finger gleiten.

      Und dann, ganz in Gedanken, setzte er sie an die Lippen.

      Er hatte erst ein- oder zweimal ein solches Musikinstrument in der Hand gehabt, und der Schäfer hatte ihm nicht gerade Talent attestiert, trotzdem fanden seine Finger mit traumwandlerischer Sicherheit die Löcher, und als er hineinblies, kam ein langer schöner Ton heraus.

      Jonaas legte den Kopf schief, und seine Ohren verfolgten das Geräusch, das sich nur langsam nach und nach im Wald verlor.

      Angetrieben von dem Erfolgserlebnis, setzte er die Flöte erneut an, und diesmal tanzten seine Finger über die Schalllöcher, als hätten sie nie im Leben etwas anderes getan.

      Eine Melodie erklang, und beseelt von ihrer Schönheit und Reinheit, konnte Jonaas nicht mehr aufhören.

      Erst wunderte er sich über seine ungeahnten Fähigkeiten, dann entspannte er sich nur noch und lauschte den Klängen, die er dem Instrument entlockte.

      Er spielte laut, und wenn sich Feinde in der Nähe aufhielten, dann lockte er sie mit seinem Spiel zu sich.

      Doch solche Gedanken hatten keinen Platz in seinem Kopf.

      Er

Скачать книгу