Drachensonne. Thomas Strehl
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Fay blickte ihn nur fragend an. »Ich weiß nicht, was du meinst«, sagte sie.
Fraam war außer sich. »Ihr werdet noch sehen, was ihr davon habt, euch über Beschlüsse des Rates hinwegzusetzen«, tobte er.
Sonka betrat den Raum und packte Fraam an der Schulter. »Beruhige dich und komm mit nach draußen«, sagte er. »Dort werden wir beraten, was weiter zu tun ist.«
Und dann taten sie das, womit Fay gerechnet hatte.
Nämlich nichts.
Sie wollten keine weiteren Männer aus dem Dorf entfernen, außerdem gab man Jonaas, der verletzt und ohne Reittier war, nicht die geringste Chance.
»Er kann nichts ausrichten«, sagte Sonka. »Er wird niemanden einholen und folglich nicht in unseren Plan eingreifen.«
Und langsam kam das Dorf wieder zur Ruhe.
Schon zwei Tage später ging alles seinen gewohnten Lauf.
Schließlich hielt der Alltagstrott alle auf Trab. Es gab Tiere, um die man sich kümmern musste, und Haus- und Feldarbeit, die nicht warten konnte.
Talkien und Swon, die sowieso mehr in den Wäldern als im Dorf zu Hause waren, wurden kaum vermisst, und auch die Aufregung um Jonaas' Flucht legte sich rasch.
Nur Fay dachte an ihren Jungen und hoffte, dass es ihm gut erging.
Talkien und Swon waren gute Jäger, mehr jedoch nicht.
Und so lagen alle Hoffnung Fays auf ihrem Sohn, der, das hatte sie von der ersten Minute an gespürt, etwas ganz Besonderes war.
Die Frau stand auf, legte Holz ins Feuer und rückte ihren Stuhl näher heran.
Der Herbst schien in diesem Jahr früher zu kommen.
Es war in den letzten beiden Tagen merklich kühler geworden.
Swons Körper schmerzte.
Jede Faser tat weh, seine Glieder waren steif, seine Muskeln schrien nach einer Pause.
Doch Talkien trieb sein Pferd immer weiter nach vorn, und Swons struppiges, rotbraunes Reitpony folgte ihm.
Sie hatten, seit sie das Dorf verlassen hatten, nur einmal kurz Rast gemacht, und das auch nur, um ihre Tiere zu versorgen.
Sich selbst gestand Talkien keine Sekunde zu, verbissen hatte er sich an die Verfolgung gemacht und kannte seinem Körper gegenüber keine Gnade.
Swon verfluchte die Minute ihres Aufbruchs. Erst hatte alles nach einem Abenteuer ausgesehen, eine willkommene Abwechslung im Einerlei des Dorfalltags. Doch nun war aus dem anfänglichen Spaß bitterer Ernst geworden.
Swon dachte an seine Freunde Kalil, Tyk und Jonaas.
Immer noch war es für ihn schwer zu verstehen, dass zwei seiner Kameraden nicht mehr am Leben waren.
Getötet bei der heiligen Aufgabe, dem Bewahren des Feuers.
Der Junge dachte an seine eigene Zeit in der Höhle zurück. Er und drei weitere Jungen waren vor dreihundert Tagen von Jonaas, Kalil und Tyk abgelöst worden.
Wenn der Angriff ein Jahr früher gekommen wäre, dann wäre er nun vielleicht unter den Opfern.
Und dabei hatten sie damals genauso über die Flamme gedacht wie alle Jugendlichen, die vor ihnen mit der Aufgabe betraut worden waren.
Für sie alle war es zwar die Prüfung, an deren Ende das Erwachsenenalter stand, doch an die Geschichte, die hinter allem steckte, die Legenden, die sich um das Drachenfeuer rankten, hatten sie nicht geglaubt.
Und auch jetzt war es noch schwer, die Geschichte als Wahrheit hinzunehmen.
Gut, das Feuer war gelöscht, und der geheimnisvolle Schwarze hatte dabei sogar vor Mord nicht zurückgeschreckt.
Aber hieß das wirklich, dass von nun an ihre ganze Welt bedroht war?
Vielleicht war der Schwarze nur ein Wahnsinniger, einer der wenigen, die noch an alte Legenden glaubten.
Doch Swon brauchte nur einen Blick nach vorn zu werfen, um zu sehen, dass es gar nicht so wenige waren, die mit der Wahrheit der Geschichte lebten.
Talkien, der Jäger, aber auch die Ältesten, darunter Fraam, Swons Großvater, hatten nicht eine Sekunde an der Prophezeiung gezweifelt. Und folgerichtig zogen sie nun die Konsequenzen aus dem Erlöschen der Flamme.
Swon verscheuchte einen Moment seine Gedanken, um sich auf den Weg zu konzentrieren.
Der Pfad wurde immer schmaler, und überall hingen Äste in Kopfhöhe, die, wenn man nicht aufpasste, schmerzhafte Peitschenhiebe austeilten.
Der Junge zügelte sein Pony, um einem vermoderten Baumstumpf auszuweichen, dann trieb er es wieder an, um zu Talkien aufzuschließen.
Swon beobachtete den Jäger.
Er saß trotz der Strapazen der Reise immer noch kerzengerade im Sattel. Seine schmale drahtige Figur steckte in dunkelgrüner, enger Lederkleidung, und seine pechschwarzen Haare, die zu zwei Zöpfen geflochten waren, wurden ebenfalls durch Lederbänder gehalten.
Er trug einen kurz geschnittenen Vollbart, und die buschigen Brauen, die seine Augen beinahe verdeckten, gaben seinem Gesicht ein düsteres Aussehen.
Er sprach nie besonders viel, und einigen im Dorf war er aufgrund seiner wenig geselligen Art unsympathisch.
Auch Swon hatte anfänglich, als er vor beinahe einem Jahr Talkiens Gehilfe wurde, seine Probleme mit der stillen Art des Jägers gehabt, doch von Tag zu Tag war das Misstrauen Respekt und sogar Bewunderung gewichen.
Talkien war ein Meister seines Fachs, und nicht ein Augenblick verging, ohne dass Swon etwas Neues von ihm lernte.
Der Junge war so in Gedanken, dass er beinahe zu spät bemerkte, dass der Jäger seinen Schimmel angehalten hatte.
Talkien sah sich ein wenig um, betrachtete neugierig die kleine Lichtung, auf der sie sich befanden, und beäugte auch den schmalen Bach, der den Platz in zwei Hälften teilte.
»Wir werden ein wenig rasten«, sagte er mit seiner rauen Stimme. »Etwas essen und unsere Wasservorräte auffüllen.«
Er erwartete keine Zustimmung von Seiten des Jungen, sondern stieg ab, nahm seine Satteltaschen und ließ die Zügel des Pferdes los, damit es grasen konnte.
Leider nahm er dem Schimmel nicht den Sattel ab, was Swon darauf schließen ließ, dass die Rast nur von kurzer Dauer war.
Der Junge stieg ebenfalls ab, nahm seinen Wasserschlauch und folgte dem Jäger zum Bach.
Talkien kniete bereits vor dem Wasserlauf, streckte zwei Finger in das kühle Nass, roch und schmeckte, um schließlich zu nicken.
»Gutes Wasser«, sagte er nur,