Drachensonne. Thomas Strehl
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»Solange es noch die Fackel gibt, können wir das Drachenfeuer neu entzünden«, sagte er. »Also werden wir sie ihm abjagen, bevor er Paradur befreien kann, und die Flamme in die Halle des Lichts zurückbringen.«
Er ging zur Tür, als Stimmen vor der Hütte laut wurden, und verließ nach einem kurzen Abschiedswort das Haus.
Jonaas blickte ihm nach. Dann ließ er sich auf das Bett zurück sinken. Der Verband um seine Schulter zeigte einen roten Fleck, offenbar war die Wunde wieder aufgegangen.
Seine Mutter trat zu ihm und schnitt mit einem Messer das Leinen auf. Dann tupfte sie die Wunde sauber, strich eine Salbe aus einem Tiegel darüber und verband die Verletzung erneut.
Jonaas ließ alles mit sich geschehen. Seine Gedanken kreisten um die Worte Sonkas.
»Wir müssen ihm die Fackel abjagen und das Feuer neu entfachen«, hatte der Alte gesagt.
Als ob das so einfach war. Schließlich hatte der schwarze Lord gewisse Fähigkeiten, und seine Pantherbegleitung war auch nicht ohne. Außerdem hatte er einen nicht unbeträchtlichen Vorsprung.
Und sein Volk stand diesen Ungeheuern beinahe schutzlos gegenüber. Sie waren keine Kämpfer mehr, keine Krieger, sondern ein Haufen Bauern und Handwerker.
Wo waren die Nachfolger all der guten Krieger aus der großen Zeit? War nicht schon in der Legende die Rede vom Letzten der Waraan gewesen?
Sollte das Schicksal Karma´neahs wirklich in ihren Händen liegen?
»Was werden wir nun unternehmen?«, fragte der Junge. Als seine Mutter mit dem Verarzten fertig war, wollte sich Jonaas direkt wieder erheben, doch die dunkelhaarige Frau drückte ihn energisch zurück.
»Ich weiß es nicht, doch der Dorfrat ist zusammengerufen, und ich werde ebenfalls hingehen und dich sofort unterrichten, wenn eine Entscheidung getroffen ist. Bis dahin bleibst du hier und ruhst dich aus.«
Er kannte den Tonfall in ihrer Stimme und wusste, dass sämtliche Widerrede zwecklos war.
Außerdem spürte er eine bleierne Schwere in seinem Körper, und eine Müdigkeit überkam ihn, gegen die er nicht ankämpfen konnte.
Seine Augen klappten zu, und er fiel im selben Moment in einen tiefen traumlosen Schlaf.
Seine Mutter deckte ihn lächelnd zu und verließ das Haus.
Er konnte nicht mit Gewissheit sagen, wie lange er geschlafen hatte. Ein Blick durch das kleine runde Fenster des Zimmers sagte ihm nur, dass es draußen hell war.
Aber ob er nur eine halbe Stunde geschlafen hatte und es immer noch Tag war oder ob er eine Ewigkeit geruht hatte und es schon wieder hell war, wusste er nicht.
Er reckte sich vorsichtig, bewegte auch die verletzte Schulter und wunderte sich, wie gut es ihm ging.
Die Salben und Tinkturen seiner Mutter Fay waren schon immer eine Klasse für sich.
Dann richtete er sich auf, und als auch das Schwindelgefühl in seinem Kopf ausblieb, fühlte er sich kräftig genug, um aufzustehen.
Er schlüpfte in ein frisches, hellbraunes Hemd und eine Hose aus dunkelbraunem Leinen. Dann zog er die Stiefel über seine Füße und versuchte die ersten Schritte durch den Raum.
Gut, er war noch ein wenig wackelig auf den Beinen und würde heute und wahrscheinlich auch morgen noch keine Bäume ausreißen können, doch wenn er daran dachte, wie er sich vor seinem Schlaf gefühlt hatte, so war dies ein Unterschied wie Tag und Nacht.
Tag und Nacht, hallte es in seinem Kopf wider. Tag und Nacht.
Er musste unbedingt herausfinden, wie lange er geschlafen und was der Volksrat entschieden hatte.
Er schlug den Vorhang zur Seite und betrat den zweiten Raum der kleinen Hütte.
Seine Mutter, die gedankenverloren vor dem großen Esstisch saß, erschrak so sehr, dass sie beinahe das kleine Gefäß aus den Händen verlor, in das sie eine Salbe abfüllte.
Sie sprang sofort auf, als sie ihren Sohn sah, zog einen der beiden Stühle heran und deutete darauf.
»Setz dich, mein Junge«, forderte sie ihn auf. »Wie geht es dir? Du hättest noch nicht aufstehen sollen.«
Jonaas wehrte ihren Wortschwall mit erhobenen Händen ab.
»Mir geht es gut«, sagte er. »Jedenfalls besser als vor meinem kleinen Schläfchen.« Er blickte seine Mutter an. »Und ich hoffe, dass es nur ein kurzes Nickerchen war, denn ich muss zur Versammlung.«
Er sah, wie seine Mutter den Kopf zur Seite neigte, und fügte ein: »Man braucht mich dort» hinzu.
Seine Mutter trat zu ihm, nahm seine Hand und zog ihn wortlos zum Stuhl. An ihrem ganzen Verhalten erkannte er, dass es keinen Grund zur Eile mehr gab.
»Wie lange habe ich geschlafen?«, fragte er leise.
»Den Abend, die Nacht und den ganzen heutigen Morgen. Es ist Mittag, mein Junge.«
»Und die Versammlung?«
»Längst vorbei.« Jonaas fiel enttäuscht auf den Stuhl.
»Und was wird jetzt passieren?«
Seine Mutter nahm ebenfalls wieder Platz, jedoch nur, um eine Sekunde später erneut aufzuspringen. Sie lief zum kleinen Herdfeuer in einer Ecke des Raumes und nahm einen tiefen Holzteller aus einem Regal. Dann füllte sie eine dampfende, zähflüssige Suppe aus einem Topf, der über der Flamme köchelte, hinein.
»Iss etwas«, sagte sie ausweichend. »Das bringt dir rasch deine Kraft zurück, du wirst sehen.«
Sie stellte die Suppe vor Jonaas auf den Tisch, reichte ihm einen Löffel, doch der Junge legte ihn nur neben dem Teller ab.
»Ich habe keinen Hunger«, sagte er. »Ich will wissen, was nun passieren wird. Was hat die Ratsversammlung beschlossen?«
Seine Mutter sah ihn über den dampfenden Teller hinweg an.
»Es ist bereits etwas passiert«, sagte sie. »Nachdem Sonka der Versammlung von den Vorkommnissen berichtet hatte, hat das Dorf beschlossen, Boten ins Land hinauszuschicken, um Unterstützung bei den anderen Völkern zu erbitten.«
Jonaas' Kopf schmerzte wieder, und er rieb sich die Schläfen, um klar denken zu können. »Was bringen Boten, die dem Schwarzen hinterherlaufen?«, fragte er höhnisch. »Der Lord hat einen riesigen Vorsprung.«
Fay nickte. »Du hast recht, wenn du sagst, dass Gradoon uns um einiges voraus ist, und doch hat Sonka eine Möglichkeit gefunden, wie er den Vorsprung wettmachen kann.« Sie räusperte sich. »Er hat die Zanthen um Hilfe gebeten, und die Gefiederten