Drachensonne. Thomas Strehl
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Der Schwarze jedoch stand im Zentrum des Geschehens wie ein Fels, und keine der Gewalten konnte ihm etwas anhaben.
Den Arm erhoben stand er da, ewig wie die Zeit, und wartete ab, bis der Spuk ein Ende hatte.
Und endlich war es so weit. Der Wind verstummte so schnell, wie er gekommen war, die Lichtsäule fiel in sich zusammen, die Blitze hellten die Höhle ein letztes Mal auf.
Dann war es vorbei.
Dunkelheit breitete sich im Gewölbe aus. Eine Schwärze, wie es sie seit hundert Jahren und mehr nicht mehr gegeben hatte.
Das Drachenfeuer war verschwunden, übrig geblieben war nur eine kleine Flamme an der Spitze des schwarzen Stabes.
Der schwarze Lord stieß ein raues Lachen aus, dann sprang er auf den Rücken des Panthers, und die Raubkatze bäumte sich hoch auf.
»Paradur!«, schrie der Schwarze, und seine Stimme hallte hundertfach wider. »Paradur!«
Dann trieb er die Raubkatze an und sprengte aus der Höhle.
Als auch das letzte Licht des Drachen ging, fiel das Gewölbe in tiefe Dunkelheit.
Und Jonaas, der alles durch einen blutigen Schleier beobachtet hatte, versank in endloser Nacht.
So muss der Tod sein, dachte er. Eben noch, als die Katze über ihm stand, hatte er um sein Leben gebangt. Jetzt kümmerte ihn der Abschied nicht, schien der Tod eine Erlösung.
Kalil und Tyk waren tot, das Drachenfeuer verloren, sie hatten auf ganzer Linie versagt.
Was störte ihn noch der eigene Tod?
Jonaas schloss die Augen und wartete auf das endgültige Aus.
Als Jonaas erwachte, war er gleich doppelt überrascht.
Die erste Überraschung bestand darin, dass er überhaupt noch einmal die Augen aufmachte.
Als er in der Höhle das Bewusstsein verloren hatte, war für Jonaas eigentlich klar gewesen, dass es ein Abschied für immer war.
Nun schlug er die Augen auf, und die zweite Überraschung war seine Umgebung.
Er kannte dieses Zimmer mit Regalen voller Fläschchen und Töpfchen, kannte die verschiedenen Kräuter, die zu Sträußchen gebunden zum Trocknen an der Decke hingen.
Und er kannte das schmale Bett, das ihn bequem liegen ließ.
Es war sein Zimmer, in dem er erwachte.
Er war zu Hause.
Aber wie ...?
Sofort waren die bösen Erinnerungen wieder da.
Die Ereignisse der letzten Stunden. Der geheimnisvolle Mann, seine seltsamen Reittiere, der Verlust des Feuers.
Jonaas zuckte hoch, wollte aus dem Bett springen, doch schon das Aufrichten seines Oberkörpers setzte seine Brust und seinen Kopf in Flammen.
Schmerzen durchzuckten ihn, Schatten tanzten vor seinen Augen, er stöhnte laut auf und ließ sich zurück sinken.
Als er wieder ruhig und bewegungslos dalag, hörte er von nebenan Geräusche.
Plötzlich wurde die Decke, die vor dem Eingang zum Zimmer hing, beiseite geschlagen, und eine kleine dunkelhaarige Frau erschien.
Ihre Haare waren zu einem dicken Zopf geflochten, und ihr schlanker Körper steckte in einem Kleid aus Hirschleder. Ihre Füße waren nackt, und der einzige Schmuck, den sie trug, war ein perlenbesetzter Gürtel und ein goldenes Medaillon, auf dem die Göttin der Wälder abgebildet war. Ein Zeichen, das nur Heilerinnen tragen durften.
»Mutter«, hauchte Jonaas.
Seine Kehle war trocken, seine Stimme rau.
Sofort nahm die Frau einen Krug vom Tisch, füllte ein wenig Wasser in einen tönernen Becher und trat ans Bett.
Sie versuchte ein Lachen, als sie Jonaas half, sich ein wenig aufzusetzen, hielt seinen Kopf, als sie ihm Flüssigkeit einflößte, doch der Junge sah, dass das Lächeln nur aufgesetzt war.
Falten, aus großer Sorge entstanden, und schwarze Ränder, Ausdruck tiefer Müdigkeit, lagen um ihre Augen.
Jonaas trank in kleinen Schlucken, dann bettete ihn seine Mutter zurück auf sein Kissen.
Sekundenlang sprachen sie nicht, sahen sich nur an. Dann brach Jonaas das Schweigen.
»Wie ...« Das Reden fiel ihm immer noch schwer. »Wie komme ich hierher?«
Seine Mutter nahm einen Lappen, nässte ihn und kühlte damit seine Stirn.
»Der Priester und die Männer, die euch am Ende eurer Prüfung abholen wollten, haben euch gefunden«, sagte sie. »Als der Fels nicht mehr vor dem Eingang lag, haben sie sofort gewusst, dass etwas Furchtbares passiert ist. Und ...« Sie zögerte.
»Und sie hatten recht«, vollendete Jonaas.
Seine Mutter sah ihn nicht an, etwas bereitete ihr großen Kummer, und es war nicht nur seine Verletzung.
»Wie lange liege ich schon hier?«, fragte er.
»Seit beinahe einem Tag und einer Nacht«, antwortete seine Mutter.
Jonaas erschrak. Wenn er die Zeit mitrechnete, die er ohnmächtig in der Höhle gelegen hatte, dann war der Überfall eine Ewigkeit her.
»Ich muss die Ältesten sprechen«, sagte er. Er wollte aufstehen, doch seine Mutter drückte ihn vorsichtig aufs Bett zurück.
»Du hast viel Blut verloren«, sagte sie und sah ihn besorgt an. Schon rechnete er damit, dass sie ihm jede Aufregung und jede Unterredung verbieten würde, da nickte sie ihm zu.
»Die Ältesten warten schon auf dein Erwachen«, sagte sie. »Doch du wirst nicht zu ihnen gehen, dazu bist du zu schwach. Ich werde sie holen.« Sie drehte sich um und wollte das Zimmer verlassen.
»Mutter ...« Die Stimme ihres Sohnes hielt sie zurück.
»Tyk und Kalil?« Hoffnung lag in der Frage, eine Hoffnung, die sich nicht erfüllen konnte.
Seine Mutter schüttelte den Kopf, und Jonaas schluckte.
»Tot«, sagte die Frau. »Und auch bei dir hat nicht viel gefehlt.«
»Dann haben wir versagt«, murmelte Jonaas, doch seine Mutter stellte ihn mit einer Handbewegung ruhig.
»Du lebst«, sagte sie. »Das allein zählt.« Sie drehte sich erneut zur Tür. »Ich hole die Ältesten. Wir müssen unbedingt erfahren, was passiert ist.« Sie musterte ihr Kind. »Vorausgesetzt,