Drachensonne. Thomas Strehl

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Drachensonne - Thomas Strehl

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hatte seine Schockstarre überwunden, und ungeachtet der Gefahr, die von der Bestie ausging, lief er auf den geschundenen leblosen Körper zu.

      Er bückte sich und strich Tyk übers blutende Gesicht. Fassungslos betrachtete er seine Hand, getränkt mit dem Blut seines Freundes.

      Dann stand er langsam auf und drehte sich zu Jonaas um. Trauer lag in seinem Blick, Unglaube, gepaart mit einer Wut, die sekündlich größer wurde.

      »Er ist tot!«, schrie er. »Tot!«

      Die Bestie, die bis jetzt einfach nur dagestanden hatte, wandte den Kopf, und ihre gelben Augen fixierten den Wütenden.

      Doch statt sich in Kalils Richtung zu bewegen, war Jonaas ihr Auserwählter.

      Langsam und unhörbar schlich sie auf den Jungen zu. Geifer tropfte von ihren Reißzähnen, und die Pranke, die Tyk getötet hatte, hinterließ blutige Spuren auf dem Fels.

      Sie kann das Scharren nicht verursacht haben, dachte Jonaas, als er zurückwich. Dafür bewegt sie sich viel zu geräuschlos.

      Was nichts anderes hieß, als dass diese Bestie nicht allein war.

      Ein Gedanke, der Jonaas ganz und gar nicht gefiel.

      Ein weiterer Schritt zurück, dann spürte der Junge den kalten Fels der Höhlenwand in seinem Rücken.

      Kalter Schweiß lief ihm in Strömen herunter, und seine Hand zitterte, als er das Messer aus seinem Gürtel zog. Seltsam klein, beinahe winzig wirkte die Klinge gegen die Zähne des Monsters, und Jonaas bildete sich ein, dass die Katze lächelte, als er ihr das Messer entgegen streckte.

      Hilflos sah der Junge zu, wie der Panther seinen muskulösen Körper anspannte und sich bereit machte für den todbringenden Akt.

      Jonaas kniff die Augen zusammen, hob das Messer in Kopfhöhe, und so gut es seine zitternden Hände zuließen, zielte er auf die Brust des Ungetüms.

      Er stützte seinen linken Fuß an der Höhlenwand ab, versuchte einen sicheren Stand zu bekommen. Dann wartete er auf den Aufprall der zentnerschweren Last.

      Plötzlich sah er aus den Augenwinkeln Kalil heranfliegen. Er hatte ebenfalls einen Dolch in der Hand und sprang der Katze mit voller Wucht in die Seite.

      Der Sprung des Tieres wurde abgelenkt, es verfehlte Jonaas um einige Zentimeter und prallte gegen die Steinwand.

      Ein wütendes Brüllen ließ die Höhlenwände erzittern.

      Jonaas überwand seinen Schrecken und seine Angst diesmal etwas schneller. Er schnellte herum, und ehe sich der Panther wieder auf die Beine erhoben hatte, war er heran und stieß dem Untier sein Messer bis ans Heft in die weiche Seite.

      Jetzt erst bemerkte Jonaas verwirrt, dass eine dunkle, lederne Decke den Rücken des Tieres zierte und ein schwarzer Lederriemen um seinen Hals lag.

      Doch er hatte keine Zeit, diese Dinge näher in Augenschein zu nehmen, denn das mächtige Tier sprang auf seine Pfoten und drehte sich dabei so schnell, dass Jonaas das Messer aus der Hand glitt.

      Waffenlos stand er dem Panther gegenüber, so nah, dass er den Atem des Tieres auf seinem Gesicht spürte.

      Das Monster kam noch einen Schritt näher, das Messer in seiner Seite schien es nicht im Geringsten zu behindern. Ein tiefes Knurren entsprang der Kehle der Raubkatze, und Zähne blitzten im Licht der Höhle. Jonaas ballte die Fäuste. Auch wenn er keine Chance hatte, er würde es dem Tier so schwer wie möglich machen.

      »Jonaas!« Kalils Ruf ließ den Kopf der Bestie herum zucken.

      Jonaas und das Tier sahen gerade noch, wie Kalil anlief, dann sprang der Junge ab und landete auf dem Rücken der Katze.

      Er blutete stark aus einer Schulterwunde, die er sich beim Sturz zugezogen hatte, trotzdem warf er seinem Freund einen triumphierenden Blick zu, als er sich in Fell und Lederriemen des Raubtieres festkrallte.

      Sofort bäumte sich der Panther auf, als er das Gewicht auf seinem Rücken spürte, doch Kalil war nicht so leicht abzuschütteln.

      Er war der mit Abstand beste Reiter des Dorfes, und bockende Pferde hatten ihn noch nie schocken können. Und bockende Raubtiere schienen für ihn keinen Unterschied zu machen.

      Einen kurzen Moment lang saß er die Bewegungen des Untieres aus, dann riss er wieder das Messer, das er beim Sprung zurück gesteckt hatte, aus dem Gürtel und begann auf das Tier unter ihm einzustechen.

      Die Bewegungen des Panthers wurden hektischer, das Gebrüll war ohrenbetäubend. Er sprang auf und nieder, versuchte, seinen Reiter an der Höhlenwand abzuscheuern, doch Kalil saß wie angewachsen auf dem Rücken des Tieres und stieß bei jeder sich bietenden Gelegenheit erneut zu.

      Schon blutete die Katze aus einem Dutzend Stiche, und ihre Bewegungen wurden langsamer.

      Jonaas stieß sich von der Höhlenwand ab und sprintete auf Tyks Messer zu, das vor dem leblosen Freund auf dem Boden lag. Er klaubte die Waffe auf und wandte sich der tobenden Bestie zu.

      Als der Panther nach einem weiten Satz beinahe vor Jonaas landete, nutzte der Junge seine Chance.

      Die Katze konzentrierte sich nur auf ihren Reiter, auf die tödliche Gefahr in ihrem Rücken, und da sie den Kopf gedreht hatte, bemerkte sie den zweiten Angreifer erst, als es bereits zu spät war.

      Jonaas sprang vor und stieß das Messer tief in die ungeschützte Brust des Raubtieres.

      Ein tiefes Grollen erklang, der Kopf der Bestie ruckte herum, und die gelben Augen fixierten Jonaas. Dann machte das Untier einen unsicheren Schritt auf den Jungen zu, doch als Kalil erneut mit dem Messer zustach, knickte ein Vorderlauf der Katze ein, und die mächtige Gestalt begann zu taumeln.

      Kalil stieß sich vom Rücken des Tieres ab, landete hart auf dem Boden und rollte sich instinktiv vom stürzenden Körper weg, um nicht unter der sterbenden Bestie begraben zu werden.

      Noch ein Taumeln, dann brach die Katze zusammen und schlug schwer auf dem Felsboden auf.

      Das Brüllen wurde zu einem leisen Brummen, einem Winseln, und verstummte dann ganz.

      Ein letztes Schwanzzucken, dann erloschen die gelben Raubtieraugen für immer.

      Sofort kehrte wieder Ruhe in der Höhle ein, nur unterbrochen vom schweren Atem der Kämpfer.

      Doch die Stille war trügerisch, hatte ihren Frieden für immer verloren.

      Kalil kam stöhnend auf die Beine und hielt sich die verwundete Schulter. Er hob sein Messer vom Boden auf, wischte das Blut an seiner Hose ab und steckte es zurück in den Gürtel. Langsam ging er zum Kadaver des Raubtieres und stieß ihn vorsichtig mit dem Fuß an.

      Nichts rührte sich.

      »Tot«, sagte er keuchend. »Wir haben es geschafft.«

      Jonaas kniete vor Tyks Leiche. »Leider nicht alle«, sagte er, und Tränen traten in seine Augen. Vor Aufregung und vom durchdringenden Blutgeruch, der in der Luft hing, war ihm ganz schlecht.

      Kalil kam einen Schritt näher, doch dann wandte er sich ab, so, als

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