Drachensonne. Thomas Strehl
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Kalil grinste. »Ich träume schon seit Wochen«, sagte er. »Ich bin so froh, wenn alles vorbei ist und der Berg uns wieder freigibt.«
Jonaas stupste seinen Freund an. »Duniah war auch da«, sagte er.
Kalil lächelte verschmitzt. »Natürlich wird sie da sein. Sie hat es versprochen.«
Sein Freund zuckte die Achseln. »Pah«, machte er. »Frauen versprechen viel. Was macht dich so sicher, das sie sich in den endlosen Tagen nicht jemand anderen gesucht hat?«
»Es gibt keinen Besseren als mich, und das weiß sie«, sagte Kalil und versuchte, ernst zu bleiben.
»Ich bin besser als du«, sagte Jonaas, um seinen Freund zu ärgern. »Schneller, geschickter, stärker ...«
»Mag sein«, gab ihm Kalil recht. »Aber du bist auch hässlicher.«
Es sollte ein Spaß sein, ein harmloses Wortgefecht, doch als Jonaas ernst wurde und zu Boden sah, wusste Kalil, dass er zu weit gegangen war.
Denn er hatte seinen Freund daran erinnert, dass er anders war als alle anderen Dorfbewohner.
Während alle Menschen in ihrer Heimat klein, dunkelhäutig und schwarzhaarig waren, war Jonaas hellhäutig, beinahe bleich, und sein Haar war so blond, dass man es fast als weiß bezeichnen konnte.
Seine Mutter kam aus dem Dorf, doch sein Vater war ein Reisender gewesen, aus dem Norden, wie man sagte. Bewohner hatten ihn krank und geschwächt im Wald gefunden, ins Dorf gebracht, und Jonaas‘ Mutter hatte ihn gesund gepflegt und sich in diesen Wochen in ihn verliebt.
Doch als er wieder gesund war, hatte er seine Reise fortgesetzt, und alles, was er im Dorf zurückließ, war Jonaas im Bauch seiner Mutter.
Ab diesem Zeitpunkt hatte sie einen schweren Stand im Dorf, und Jonaas wurde anfänglich gehänselt, bis nach und nach alle erkannten, was für ein liebenswertes Kind der Kleine war, und ganz langsam hatte sich die Sache normalisiert.
Mittlerweile war seine Mutter wieder eine geachtete Frau im Dorf, hoch geschätzt wegen ihrer Fähigkeiten als Heilerin. Und auch Jonaas hatte sich seinen Platz in der Gesellschaft erkämpft, und niemand achtete mehr auf den kleinen, großen Unterschied.
Und jetzt machte er mit Tyk und Kalil sogar die heilige Prüfung.
Kalil streckte Jonaas eine Hand hin, zog ihn aus dem Bett und beendete die Grübeleien seines Freundes.
»Tyk wartet auf Ablösung«, sagte er. »Deine Wache beginnt.« Er zwinkerte dem Blonden zu. »Deine letzte Wache.«
Jonaas nickte. »Jawohl«, murmelte er. »Bald ist es vollbracht.«
Er ging auf die einzigen Möbel der Höhle zu, die außer dem Bett dort standen, und nahm seine Kleidungsstücke an sich, die er über den grob gearbeiteten Stuhl geworfen hatte.
Auf dem Tisch, der daneben stand, wartete kühles Wasser in einem Tongefäß, und Jonaas nahm einen kräftigen Schluck.
Er wischte sich mit dem Unterarm den Mund ab, stellte das Gefäß zurück und zog sich sein Hemd über den Kopf.
»Willst du nicht schlafen gehen?«, fragte er Kalil. »Schließlich habe ich Wache und nicht du.«
Sein Freund schüttelte energisch den Kopf. »Tyk wird auch nicht schlafen gehen«, sagte er. »Die letzten Stunden werden wir zusammen verbringen.«
»Dann geh schon einmal vor«, sagte Jonaas. »Ich komme nach, sobald ich hier fertig bin.«
Kalil entfernte sich, und Jonaas stieg in seine Hose. Dann schlüpfte er in Stiefel aus Hirschfell und schnallte sich den Gürtel um die Taille. Schließlich steckte er das Jagdmesser ein und blies die Kerze aus.
Dunkelheit umfing ihn, und er blieb so lange stehen, bis sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatten.
Langsam drehte er sich noch einmal um und schaute sich den Platz an, an dem er die meiste Zeit der endlosen Tage verbracht hatte.
Von diesen Höhlen gab es einige, schließlich änderte sich die Zahl derer, welche die Prüfung ablegten, von Mal zu Mal.
Er lächelte.
Wenn er die Höhle morgen verließ, dann würde er ein Mann sein, ein Jäger, ein Krieger, ein vollwertiges Mitglied der Dorfgemeinschaft.
Kein Kind mehr, sondern jemand, dessen Stimme zählte, dessen Meinung gehört wurde.
Wieder grinste er.
Ein Jäger und Krieger, dachte er. So hatte es der Priester genannt, und doch wusste Jonaas, dass er Jäger und Familienvater sein würde (wenn ihn eine Frau trotz seines seltsamen Äußeren lieben konnte), aber niemals ein Krieger.
Die Zeiten der Kriege lagen Hunderte von Jahren zurück, und selbst die Ältesten kannten nur Legenden und Geschichten über diese wilde Zeit.
Und doch war eine dieser Geschichten lebendiger als alle anderen, war auf seltsame Art und Weise mit ihrem Dorf verknüpft, und Jonaas rief sich die Worte der Alten ins Gedächtnis, während er seine Schlafhöhle verließ und den Weg zur Halle des Lichts antrat.
Sein Volk nannte sich Sangapao, was soviel bedeutete wie »Bewahrer der Flamme«, und alle in ihrem Dorf waren sich über die Bedeutung der Worte im Klaren.
Die Legende, die selbst die Kleinsten mit der Muttermilch eingeflößt bekamen, erzählte vom letzten großen Krieg.
Es hieß, dass Paradur, der mächtigste und gefährlichste Magier des schwarzen Bundes, und seine grausamen Verbündeten die Welt beinahe unterjocht hatten.
Viele Städte, viele Völker waren bezwungen und unterworfen, und nur wenige Orte boten noch Widerstand.
Doch auch sie konnten dem eisigen Sturm, wie Paradurs Armee genannt wurde, nicht mehr lange standhalten, und der Kampf wäre aussichtslos gewesen, wenn nicht ein Wunder geschehen wäre.
Plötzlich erschien Galaan, der letzte der Waraan, eines geheimnisvollen Kriegerordens, und er brachte ein Geschöpf mit, wie man es in Karma´neah seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen hatte und nie wieder sehen würde.
Galaan nannte die riesige fliegende Echse einen Drachen, und niemand wusste damals, woher das mächtige Geschöpf kam.
Aber gelenkt und geritten vom mächtigen Krieger, rissen die Flammen des Drachen Schneisen in die Belagerungen der eisigen Horde, und den Völkern Karma´neahs brachten sie Hoffnung und neuen Mut.
Gemeinsam schaffte man es, das Heer des schwarzen Magiers zurückzudrängen, bis hinauf in die unwirtlichen Gegenden der Sturmfelsen.
Und dort, am Berge Maligan, kam es zur letzten, entscheidenden Schlacht.
Galaan und der Drache schafften es schließlich, Paradur in eine Höhle zu treiben, und das große Tier schmolz mit seinem Feuer den Fels und schloss den schwarzen Magier und mit ihm das Böse im Berg ein.
Die eisige Horde, nun führerlos und nicht mehr unterstützt